Machen digitale Gerätschaften unsere Welt lebenswerter? Wir glauben, es piept. Das betterplace lab war im Frühjahr mit Rucksack und Notizblock „around the world“, um zu feldforschen, wie Hilfsorganisationen, Aktivisten und Social Entrepreneurs im Jahr 2014 Internet und Mobilfunk nutzen – von Indien über Ruanda bis Brasilien.
Privacy, Transparency and Trust in a Digital World
betterplace lab around the world 2014 - eine coole Reise in 15 digital-soziale Laender
1. Report 2014: Wie Menschen rund um die Welt mit Internet und Handy Gutes tun
Tansania
Seite 24
Indien
Seite 14
Israel
Seite 20
Kenia
Seite 22
Ruanda
Seite 26
China
Seite 2
Indonesien
Seite 8
Deutschland
Seite 48
2.
3. 1
Liebe Leserin, lieber Leser,
machen digitale Gerätschaften unsere Welt lebenswerter? Wir
glauben, es piept. Das betterplace lab war im Frühjahr mit Rucksack
und Notizblock „around the world“, um zu feldforschen, wie
Hilfsorganisationen, Aktivisten und Social Entrepreneurs im Jahr
2014 Internet und Mobilfunk nutzen – von Indien über Ruanda
bis Brasilien.
Erste Ergebnisse: Es herrscht Aufbruchstimmung bei vielen der
besuchten Weltverbesserer. Aufbruch in eine Zeit, in der das
Internet nicht nur für banalen Konsum, der Mobilfunk nicht nur
für belanglose Kommunikation genutzt wird. Sondern auch, um
zum Beispiel mehr Menschen in demokratische Prozesse einzu-binden,
effizienter Hilfsgüter von A nach B zu bringen oder Kinder
über eine coole Smartphone-App zu bilden.
Einige der interessantesten Beispiele möchten wir euch in dieser
Broschüre vorstellen. Zum Beispiel die „Breastfeeding Dads“ aus
Indonesien, die mit winzigen Mitteln die Massen gegen die
mächtigen Milchpulver-Multis mobilisieren. Oder „SokoText“,
ein SMS-Service, mit dem kenianische Marktfrauen endlich
etwas mehr verdienen können.
Dazugepackt haben wir erste Hypothesen, warum es in manchen
Ländern besser klappt mit den digital-sozialen Innovationen, in
anderen weniger. Und wie dynamisch es vor Ort zugeht. Aber
halt: Wir stehen erst ganz am Anfang dieser Forschung. Umso
mehr danken wir unseren Partnern, die das lab around the world
unterstützt haben: Ashoka, der Deutsche Lufthansa AG, der Bill
and Melinda Gates Foundation, der BMW Stiftung, der Millicom
Foundation, Mozilla sowie ZEIT ONLINE als Medienpartner.
Aber genug der Vorrede. Jetzt geht's rein in die Szene der ratternden
Festplatten, blinkenden Websites und piependen Handys für eine
bessere Welt. Wir wünschen euch viel Spaß beim digital-sozialen
Kurztrip durch unsere 15 besuchten Länder.
Euer Team des betterplace lab
PS: Das „lab around the world“ war ein Backpacker-Trip und keine
First-Class-Reise. Dennis hat beispielsweise in Indonesien für sein
„Zimmer“ 1,65 Euro pro Nacht gezahlt.
4. 2
In China trifft eine hoch digitalisierte urbane
Mittelschicht auf eine sehr junge NGO-Landschaft.
Große Technologieunternehmen haben in den letzten Jahren umfangreiche Spendenplatt-formen
aufgebaut und propagieren den Erwartungen der Kommunistischen Partei folgend
Philanthropie als modernen Lebensstil. Einzelne Stiftungen wie die One Foundation
fungieren als digital-soziale Vorreiter. Bekannte Blogger mit Millionen Fans starten und
skalieren Kampagnen auf den beliebten Social-Media-Plattformen Sina Weibo und WeChat
– meist zu „sicheren“ Themen wie Bildung und Kinderarmut. Online-Aktionen zu brisanten
Themen wie Arbeiter- oder Menschenrechten werden hingegen stark reglementiert.
Entdeckungsreisende: Joana Breidenbach und Pál Nyíri | jb@betterplace.org | p.d.nyiri@vu.nl
Nr.29 auf dem Global
innovation index Nr.91 auf dem Human
Development index
Nur 1500
Organisationen
dürfen in China Spenden sammeln
45,8% nutzen das INTERNET
88,7 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner
„Gibt es ein Erdbeben, spenden die
Menschen. Gibt es kein Erdbeben,
spenden sie nicht .“
Bei Xiaochao, CSR-Direktor, Sina Weibo
5. 3
Weitere Beispiele, wie Tan Wan („der Adler“), einst einer der legendärsten Hacker Chinas, jetzt Unternehmer mit
eigener digital-sozialer Agentur, findest du unter: bit.ly/hackerchina
Beispiel: Sina Weibo Gongyi
Mit 500 Millionen Nutzerkonten besetzt
Sina Weibo 80 Prozent des chinesischen
Mikrobloggermarktes. Das mit Twitter
vergleichbare Unternehmen betreibt seit
2012 eine der drei großen Spendenplatt-formen
im Land. Über 10.000 Projekte
haben bislang 25 Millionen Euro erhalten.
Im Gegensatz zur Gongyi-Plattform des
Konkurrenten Tencent,
der stark auf Dauer-spenden
an etablierte
Ein Mensch bewegt
eine Million
zum Engagement.
NGOs setzt, richtet sich
Sina Weibos Gongyi an
Einzelprojekte. Jeder
Weibo-Nutzer kann ein
Spendenprojekt anlegen – z. B. um Schul-gebühren
fürs Kind zu finanzieren. Zur
Verifizierung der einzelnen Projekte
melden sich Nutzer als ehrenamtliche
Prüfer und checken die Seriosität der
Hilfsbedürftigen online, durch Telefonate
oder Besuche vor Ort. Danach bemüht
sich das CSR-Team von Sina Weibo, das
Projekt mit einer der meist staatlichen
Stiftungen zu verbinden, die berechtigt
sind, Spenden entgegenzunehmen. Jeder
Spender hat ein Nutzerprofil: Grafiken
zeigen, wie viele weitere Menschen er
durch seine Social-Media-Aktivitäten zum
Spenden motiviert hat. Supernutzer
schaffen es, bis zu eine
Million Menschen zum
Engagement zu bewegen.
Die großen chinesischen
Social-Media- und Tech-
Plattformen kooperieren
eng mit der Regierung.
Zugleich finanzieren sie die Infrastruktur
des neuen philanthropischen Lebensstils,
der es Chinesen ermöglicht, mehr Ver-trauen
untereinander aufzubauen und sich
für sozial Schwache einzusetzen.
gongyi.weibo.com
6. 4
Auch die One Foundation darf in China Spenden sammeln – etwa mit dieser lieblichen App.
Chinas Zivilgesellschaft erobert das Netz
In China sammeln Bürger Spenden übers Internet. Die Partei
lenkt diese Initiativen. Aber gewitzte Dissidenten finden
Schlupflöcher, um einander zu unterstützen.
Als der Journalist Deng Fei vor drei Jahren
durchs ländliche China reiste, machte er
eine erschütternde Beobachtung: Deng
sah, wie Kinder sich auf einem Schul-hof
über offenem Feuer ein karges Essen
kochten. Die Kinder litten Hunger, wie
Millionen andere chinesische Schüler auch.
Der Journalist wollte helfen. Auf der
Mikroblog-Plattform Sina Weibo startete
er eine Spendenkampagne, die er „Kosten-loses
Mittagessen“ nannte. Er hatte großen
Erfolg: Drei Jahre und 40 Millionen Wei-bo-
Follower später ist „Kostenloses Mit-tagessen“
eine landesweite Bewegung, die
neun Millionen Euro Spenden gesammelt
hat und 360 Schulen im ganzen Land mit
kostenlosen Mittagsmahlzeiten versorgt.
Dengs Initiative war ganz im Interesse
der Partei. Schon im Jahre 2008 hatte der
damalige Premierminister Wen Jiabao
die Mangelernährung unter Schulkindern
als Problem ausgemacht. Zwei Jahre
7. 5
später griffen Journalisten des staatlichen
Fernsehsenders CCTV das Thema auf. Es
gelang ihnen, Liu Yunshan für das Schicksal
der hungrigen Kinder zu interessieren, den
Propagandachef der Partei. Die Journa-listen
machten eine Dokumentation, sie
durften sie zur Hauptsendezeit ausstrahlen.
Danach galt das Thema als unproblema-tisch.
Eine Woche nachdem die CCTV-Do-ku
gelaufen war, startete Deng Fei seine
Weibo-Kampagne auf Weibo. Wenig
später verkündete die Regierung selbst,
jährlich rund 180 Millionen Euro für die
Schulspeisung in den ärmsten Regionen
bereitzustellen.
Dengs Erfolgsgeschichte ist Teil eines
großen gesellschaftlichen Umbruchs in
China. In einem Land ohne moderne
Spendentradition, in dem jede Form
organisierter Zivilgesellschaft verboten
war, ist in den letzten Jahren eine vielfältige
NGO-Landschaft entstanden – gestützt
auch durch die technischen Möglichkeiten
des Internets.
Auslösendes Ereignis war das große Erd-beben
in Wenchuan im Jahr 2008. Der
Filmstar Jet Li gründete damals die One
Foundation, die nur zufällig so heißt wie
die gleichnamige Entwicklungsorgani-sation
des U2-Sängers Bono. Die chine-sische
One fordert die Bürger unermüdlich
übers Internet zu Dauerspenden auf. Ihre
Parole: „ein Mensch, ein Monat, ein Yuan“.
„Philanthropie soll
Teil des chinesischen
Lifestyles werden.“
Auch die Internetgiganten Tencent, Sina
Weibo und Alibaba errichteten nach dem
Beben große Spendenplattformen. Dank
ihrer gigantischen Nutzerzahlen – alleine in
Tencents QQ-Chat sind teilweise 180 Mil-lionen
Nutzer gleichzeitig online – sind die
Medienunternehmen in der Lage, die neue
Spendenkultur anzukurbeln. Tencents
Chef Dou Ruigang verkündet hochfliegende
Ziele: „Philanthropie soll Teil des chine-sischen
Lifestyles werden.“
Noch sind die Zahlen allerdings be-scheiden:
Bislang wurden über die großen
Plattformen rund 60 Millionen Euro an
Spenden eingeworben. Zum Vergleich:
In Deutschland hat der Spendenmarkt
ein jährliches Volumen von rund sieben
Milliarden Euro.
Viele Beobachter sehen in Digitalkampag-nen
wie dem „kostenlosen Mittagessen“
von Deng Fei Belege für eine entstehende
Zivilgesellschaft und neue, digital er-möglichte
Freiräume. Manche interpretie-ren
sie gar als verdeckte politische Proteste
der großen, aufstrebenden Mittelschicht
Journalist Deng Fei hat online schon neun Millionen
Euro Spenden für Schulessen gesammelt.
8. 6
gegen die Mängel der staatlichen Politik.
Diese Mittelschicht sehe sich mit massiven
sozialen Problemen konfrontiert – und weil
sie die offizielle Politik nicht direkt selbst
beeinflussen kann, engagiert sie sich auf
eigene Faust.
Die meisten der neuen chinesischen Nicht-regierungsorganisationen
verstehen sich
– anders als ähnliche Gruppen in Europa
und den USA – aber nicht als kritisches
Gegengewicht zu Staat und Wirtschaft.
Ganz im Gegenteil: Die kommunistische
Regierung unterstützt das bürgerschaftli-che
Engagement, und die Gruppen über-nehmen
häufig Aufgaben im Sinne der
Partei. Dem Staat fehlen die Mittel für eine
effektive Sozialpolitik, und so schiebt er,
wie auch viele westliche Staaten, Wohl-fahrtsdienstleistungen
an private Initia-tiven,
Unternehmen und Privatspender ab.
Doch sobald eine Initiative Tabus
berührt, gelten andere Spielregeln. Zum
Beispiel werden Fabrikarbeiter, die über
Missstände bloggen, von der Kommunis-tischen
Partei ausgebremst. Die Partei
heuert für wenig Geld Kommentatoren an,
sogenannte „50-Cent-Parteimitglieder“.
Diese legen kritische Debatten in den Blogs
erfolgreich lahm.
Alle Spenden sammelnden Nicht-regierungsorganisationen
müssen sich
bei einer offiziellen Stiftung akkreditieren
lassen. Das verschafft der Regierung
einen wirksamen Filter: Sie genehmigt
nur Initiativen, die ihre Interessen
nicht gefährden.
Doch die staatliche Überwachung hat
Lücken. Durch eine schlüpfte Guo Yuhua,
die sich für politische Gefangene einsetzt.
Hauptberuflich ist Guo Anthropologie-professorin
an der renommierten Tsing-hua-
Universität. Daneben engagiert sie
sich, wie rund zehntausend weitere Chi-nesen,
in der sogenannten Fleischpartei.
Manche sagen, es sei die einzige Opposi-tionspartei
Chinas.
Spenden für Oppositionelle
Gegründet wurde die Fleischpartei von Xu
Zhirong, besser bekannt unter seinem In-ternetnamen
Rou Tangseng, den er zu Eh-ren
einer klassischen Romanfigur wählte.
Rou wurde aktiv, als der regierungs-kritische
Blogger Ran Yunfei verhaftet
wurde. Seine Familie verlor dadurch einen
großen Teil ihrer Lebensgrundlage, und
Rou wollte ihr helfen. Auf Weibo forderte
er zu Spenden auf. Er war so erfolgreich,
dass die Partei sein Weibokonto umge-hend
schließen ließ.
Anfang 2013 eröffnete Rou dann einen
virtuellen Shop auf Taobao, dem größten
chinesischen E-Commerce-Portal. Taobao
ist vergleichbar mit eBay. Im „Roupu“,
übersetzt Fleischladen, konnten Rans
Unterstützer für wenige Yuan eine Dankes-notiz
kaufen. Doch der Kauf diente nur als
Tarnung für Spenden an Rans Familie.
„Sobald eine Initiative Tabus
berührt, gelten
andere Spielregeln.“
9. 7
Allein in den ersten drei Tage spendeten
4.600 Kunden des Fleischladens 120.000
Yuan, umgerechnet rund 15.000 Euro.
Dann schlossen die Plattformbetreiber den
Shop. Doch Rou eröffnete unter anderem
Namen einen neuen Laden. Diesmal ver-kaufte
er Treffen mit bestimmten Persön-lichkeiten.
Eine Bankangestellte zahlte ein
zweifaches Monatsgehalt für ein Essen mit
einer Politologin. Eine Teestunde mit der
Anthropologin Guo kostete 800 Yuan.
In China ist Rous Laden einzigartig. Er hat
es geschafft, eine junge, seit dem Tianan-men-
Massaker weitgehend apolitische Be-völkerung
zum politischen Engagement zu
motivieren. Im Fleischladen kaufen Intel-lektuelle,
Studenten, Verkäuferinnen und
sogar Regierungsbeamte. Innerhalb von
acht Monaten spendeten 10.000 Chinesen
über 150.000 Euro für politische Gefangene.
Guo führt den Erfolg darauf zurück, dass
die Spenden durch die Online-Kaufaktion
entpolitisiert worden sei. Zusätzlich haben
Filmstars wie Chen Kun über Social Media
Millionen Fans über die Auktionen des
Fleischladens informiert.
Mittlerweile kümmert sich der Laden
um mehrere Familien von politischen
Gefangenen. Die Verteilung wird basis-demokratisch
organisiert. Sobald genug
Geld für eine Familie zusammengekom-men
ist, werden aus der Datenbank des
Shops neun Mitglieder ausgewählt. Sie
diskutieren per Chat und anonym, welche
Familie das Geld erhalten soll. Diese Or-ganisationsform
hat auch den Vorteil, dass
der Fleischladen weiter existieren kann,
falls seine Gründer verhaftet werden. Auch
die Anthropologin Guo wurde schon mehr-mals
zum polizeilichen Verhör vorgeladen.
Regierung unter Zugzwang
Durch digitale Medien sind in China neue
Spielräume entstanden, in denen Tabuthe-men
salonfähig werden. Vor einigen
Jahren begann die US-Botschaft in Peking,
Smogwerte aus Messungen auf ihrem Dach
zu twittern. Der öffentliche Druck führte
dazu, dass chinesische Behörden eben-falls
Werte veröffentlichten. Weil diese
deutlich unter den amerikanischen lagen,
programmierten Entwickler eine App, die
beide Zahlen kommentarlos nebenein-ander
zeigte. Das wirkte: Heute erscheinen
täglich zuverlässige Smogwerte, und Hack-athons
zur Luftqualität boomen.
Die Größe des Binnenmarktes, die fast
flächendeckende digitale Infrastruktur
und die Begeisterung der Chinesen für
digitale Kommunikation könnten gewal-tige
Bewegungen in Gang setzen. Doch die
Furcht vor der Macht der digitalen Welle
kann auch hemmen. Wenn Aktivisten auf
den Social-Media-Knopf drücken, können
sie oft nicht mehr beeinflussen, was dann
passiert. Und dieses Risiko einzugehen,
trauen sich bislang nur wenige.
„Allein in den ersten drei
Tage spendeten 4.600 Kunden
des Fleischladens
umgerechnet 15.000 Euro.“
10. 8
Indonesien sprüht Funken.
Jakarta ist eine der aktivsten Twitter-Hauptstädte und Indonesien mit 65 Millionen
Nutzern das viertgrößte Facebook-Land der Welt. Jeder will Internet! Vor allem, um in
sozialen Netzwerken zu posen und zu plaudern. Die meist in losen Netzwerken organisierte
Zivilgesellschaft ist derweil mit dem Kampf gegen Korruption und Umweltzerstörung
beschäftigt. So ist das Land ziemlich gut digitalisiert und auch engagiert. Doch die beiden
Bereiche haben noch nicht so recht zusammengefunden. Online-Fundraising oder andere
digital-soziale Anwendungen sind rar gesät. Vor allem Twitter ist aber ein mächtiges
Kampagnenwerkzeug in dem Land der tausend Inseln.
Entdeckungsreisender: dennis buchmann | dbu@betterplace.org
70% der Bandbreite
Indonesiens
wird auf Java
konsumiert
und davon 70% in Jakarta
121,5 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner
15,8% nutzen das INTERNET
„Wir haben Flugzeuge gebaut,
wir haben Satelliten gebaut,
da können wir doch wohl
auch ein indonesisches
Silicon Valley bauen?“
Dr. Budi Rahardjo, Dozent am
Technologie-Institut in Bandung
Nr.87 auf dem Global
innovation index
Nr.108 auf dem Human
Development index
11. 9
Fast so aktiv wie die Zivilgesellschaft in Indonesien: Der Vulkan Merapi (siehe nächste Seite).
Mehr Beispiele, darunter der erste Hackathon zur Terrorabwehr, gibt's hier: bit.ly/vulkanmerapi
Beispiel: The Breastfeeding Dads
Die Breastfeeding Dads, wie sich die jungen
Männer des Netzwerks AyahASI auch
nennen, haben viel Spaß bei ihrer Arbeit.
Sie setzen sich dafür ein, dass in Indonesien
mehr Mütter stillen. Väter für mehr
Muttermilch – das klingt lustig, ist aber
ein todernstes Thema. Weil Großkonzerne
Hebammen und Kran-kenhäuser
„Wer sechs Monate stillt,
hat genug Geld für ein
iPhone gespart!“
bestechen,
damit diese den Müttern
ihr Milchpulver empfehlen
und vom Stillen abraten,
sterben in Indonesien
jedes Jahr rund 30.000
Neugeborene. Denn in ländlichen Gebieten
ist das Wasser, mit dem das Pulver angerührt
werden muss, oft nicht sauber. Die Breast-feeding
Dads konzentrieren sich auf die
Vorteile des Stillens und kommunizieren
diese zielgruppenadäquat: „Wer sechs
Monate stillt, hat genug Geld für ein
iPhone gespart!“ – um nur einen Vorteil
des Stillens zu nennen, der Männern
gefallen wird. Diese etwas andere Per-spektive
hat den Breastfeeding Dads
bislang über 125.000 Follower auf Twitter
beschert. Die Breastfeeding Dads haben
kein Büro. Sie haben keinen Chef. Sie haben
kaum Geld. Aber sie haben Twitter. Und
über 50 besonders
engangierte Väter, die in
21 Städten Indonesiens
täglich zwischen 50 und
300 Fragen von verun-sicherten
Eltern beant-worten
– ehrenamtlich
und zwischendurch mit dem Smartphone.
Das Gezwitscher auf Twitter ist so laut, dass
die indonesische Regierung das Thema
auf ihre Agenda geholt hat. Und wenn es
mit den Breastfeeding Dads so weitergeht,
summieren sich die Abertausende sticheln-den
Tweets zum Dolchstoß für die Milch-pulverkonzerne.
Twitter.com/ID_AyahASI
12. 10
Sukiman Pratomo in einer der steilen Straßen des Dorfs Sidorejo. Dort leitet er das Vulkan-Info-Radio Lintas Merapi.
Die Crowd hat das bessere Frühwarnsystem
Als in Indonesien der Vulkan Merapi ausbrach, konnte die
Regierung den Geschädigten kaum helfen. Jetzt organisieren
die Menschen ihren Katastrophenschutz selbst – und besser.
Wenn der Merapi ausbricht, hängt alles von
den richtigen Informationen ab. Sie müssen
die Menschen schnell erreichen, um Leben
zu retten. Und sie müssen eindeutig
Aufschluss geben über die wichtigsten Fra-gen:
Wo sind die nächsten Evakuierungs-routen?
Wie gelangt man zu sicheren
Unterkünften? Wo gibt es Trinkwasser?
Solange das nicht klar ist, bleiben alle Ret-tungsversuche
im panischen Umherlaufen
von flüchtenden Menschen stecken – und
die Wahrscheinlichkeit, dass viele sterben,
steigt. Der Merapi ist einer der aktivsten
Vulkane der Welt. Als er im Jahr 2006 aus-brach,
zeigten sich die Behörden dem Not-stand
nicht gewachsen. „Es wurden Dörfer
evakuiert, die gar nicht gefährdet waren“,
beschwert sich Sukiman Mochtar Pratomo.
„Und dann mussten wir drei Monate
lang in Auffanglagern unter schlechten
Bedingungen ausharren.“
13. 11
Damit das nicht wieder passiert, schlossen
sich mehrere Dörfer in der Nähe des Merapi
nach dem Ausbruch zusammen. Sie verein-barten,
sich künftig im Katastrophenfall
gegenseitig zu warnen, und gründeten das
Netzwerk Jalin Merapi. Seither hat Pratomo
mit anderen eine Radiostation aufgebaut,
das Lintas Merapi Community Radio im
Dorf Sidorejo, das Teil des Warnsystems ist.
„Als der Merapi im Jahr 2010 wieder
ausbrach”, erzählt Pratomo, „haben
wir unser Dorf selbst evakuiert.” Zwar
starben durch den Ausbruch rund 300
Menschen. Aber ohne das Netzwerk wären
es möglicherweise mehr gewesen.
Das flexible Netzwerk reagierte damals
schnell – im Gegensatz zu den Behörden,
die sich mit Genehmigungen, Budgets
und der Koordination zwischen lokalen,
regionalen und nationalen Entscheidungs-gewalten
herumschlagen mussten. Nur
einen Tag vor dem Ausbruch, am 26.
Oktober 2010, registrierten die Freiwilligen
von Jalin Merapi auf Twitter den Account
@jalinmerapi. Innerhalb weniger Tage
folgten ihm 35.000 Menschen.
Daneben versorgten die Gemeinderadios
der umliegenden Dörfer die Einwohner
mit zentralen Infos, und CB-Funk und
SMS halfen bei der Verbreitung von Warn-meldungen.
Twitter war dazu die perfekte
Ergänzung – ideal, um Hilfe zu organisieren.
Zum Beispiel reichte ein einziger Tweet,
um nach dem Ausbruch von 2010 inner-halb
einer halben Stunde Mahlzeiten für
6.000 Flüchtlinge zu beschaffen.
Heute, im Frühjahr 2014, ist es ruhig in
Sidorejo, dem Dorf von Lintas Merapi. Nur
ein wenig Rauch steigt gemächlich aus dem
Vulkan. In solchen Zeiten senden die Radio-macher
Tipps und Tricks für die Bauern,
sie berichten über die Wettervorhersagen,
oder sie informieren generell darüber, was
im Fall eines Vulkanausbruchs zu tun wäre.
Ergänzt wird das Programm durch regel-mäßige
Meldungen zur Lage am Vulkan.
Noer Cholik am Seismografen im Vulkanologischen
Institut in Yogyakarta. Über CB-Funk hält er Kontakt
zu den Vulkanbeobachtern.
Die erhält das Radio von Außenposten. Frei-willige
aus den umliegenden Dörfern halten
ständig Wache an den Flanken des Vulkans.
Zusammen mit den Überwachungskameras,
Sensoren und Messgeräten, die etwa die
Ausdehnung des Kraterrandes messen,
sind sie die eigentliche Quelle der Infor-mationen.
Die Freiwilligen lassen den
Krater nicht aus den Augen, und sie sind
über CB-Funk ständig mit den Gemeinde-radios
in Kontakt – und mit dem Vulkano-logischen
Institut in der nahen, aber vom
Vulkan nicht gefährdeten Dreimillionen-stadt
Yogyakarta.
„Als der Merapi im Jahr 2010
wieder ausbrach, haben wir
unser Dorf selbst evakuiert.“
14. 12
Sukiman Pratomo im Studio. Durchs Fenster hat er den Krater des Vulkans Merapi ständig im Blick.
Dort rollt Noer Cholik auf einem Bürostuhl
quer durch den großen Überwachungs-raum
in die Ecke, in der die CB-Funkstation
knistert. Mit der einen Hand bedient er
die Sprechmuschel und empfängt neueste
Informationen eines Außenpostens, etwa
zur Form der Rauchwolke. Mit der anderen
Hand twittert er sie schon.
„Anfangs waren wir zwar skeptisch. Aber
Twitter ist ein guter Kanal, um die Menschen
permanent mit den wichtigsten Informa-tionen
zu versorgen“, sagt Cholik.
Im Raum befinden sich über 30 Flachbild-schirme,
auf denen Messdaten und die
Aufnahmen der Überwachungskameras
zu sehen sind. Im Minutentakt macht
Cholik Screenshots von den Kameras
und twittert die Wetterlage am Vulkan.
Der Hashtag dazu: #merapi. Im Moment
regnet es, noch scheint alles ruhig. Doch
keine halbe Stunde später entsteht
Unruhe im Überwachungsraum. Choliks
Kollegen haben über Twitter erfahren, dass
sich eine mittelschwere Flutwelle gebildet
hat und den Hang des Merapi herabfließt.
Jetzt zeigen die Überwachungskameras,
wie ein Bagger und ein LKW mitgerissen
werden. Choliks Kollegen werden
schweigsam. Ihre Kommunikation hat sich
auf Tweets und Retweets verlagert.
„Twitter ist ein guter Kanal,
um die Menschen permanent
mit den wichtigsten
Informationen zu versorgen.“
15. 13
„Twitter funktioniert bei uns so gut, weil es
die Menschen zwingt, sich auf das Wichtigste
zu reduzieren“, sagt Elanto Wijoyono.
Er ist einer der Leute, die den Account
@jalinmerapi betreuen. Im Katastrophen-fall
helfen zehn Freiwillige, den Kanal mit
den relevanten Informationen zu füttern.
„Über Twitter erreicht man nicht nur viele
Leute, sondern auch genau die richtigen“,
erklärt Wijoyono. Zudem verifiziere die
Crowd einzelne Tweets schnell; Fehlinfor-mationen
hingegen sprächen sich schnell
herum und würden ausgemerzt. Zusätzlich
zu den kategorisierenden Hashtags wie
#supply, #alert oder #trans für Transport
geben Helfer und Bedürftige stets ihren
Namen und ihre Handy-Nummer an. Auch
das hilft bei der Verifizierung.
So fließen Informationen über verschie-dene
Kanäle zusammen und finden
doch immer die richtigen Adressaten:
Der CB-Funk des Außenpostens landet
bei den Vulkanologen und in der Radio-station,
andere Infos verbreiten sich
über Handy-Messengerdienste, Tweets
und Facebook. Im Zweifelsfall kann
man anrufen, um Details zu klären.
Der Merapi ist den Menschen in den
umliegenden Dörfern heilig – und er
bricht regelmäßig aus. Deshalb enga-gieren
sich so gut wie alle seine Anwohner
im Frühwarnnetzwerk.
Wenn der Merapi aber ruhig ist, nutzen
die Leute von Jalin Merapi die Zeit,
Menschen am Fuß anderer Vulkane zu
helfen. Etwa den Leuten am 300 Kilometer
entfernten Kelud oder den Anwohnern
des Sinabungs auf Sumatra, dessen Aus-bruch
zwei Wochen zuvor 14 Todesopfer
forderte. Auch dort gibt es Gemeinde-radios.
Jalin Merapi will sie dabei unter-stützen,
auch andere Medien einzusetzen.
Am Merapi überall präsent:
Schilder der Evakuierungsrouten.
Das Prinzip des sich selbst organisierenden
Katastropheninformationsnetzwerkes
macht Schule. Auch der Rat für Soziale
und Wirtschaftliche Fragen der Vereinten
Nationen zeigte sich davon beeindruckt,
als Sukiman Pramoto ihm 2013 von Jalin
Merapi berichtete. Mittlerweile sind aber
auch die Behörden kooperationsfreudiger.
Beim Ausbruch 2010 hat sie das zivil-gesellschaftlich
organisierte Katastrophen-management
beeindruckt – und sein
Umgang mit Informationen.
„Über Twitter erreicht man
nicht nur viele Leute, sondern
auch genau die richtigen.“
16. 14
Das Land der Extreme
Technologisch und digital halten die indischen Großstädte mit Ländern wie den USA
locker mit. Die neusten Smartphones, digitale Coworking-Spaces und Hackathons gehören
zum Standard. Doch auf dem Land fehlt es teilweise an gesundheitlicher Versorgung oder
Nahrungsmitteln. Immer mehr Gründer versuchen mit digitalen Sozialunternehmen die
Gegensätze zu vereinen, vor allem bei den Themen Gesundheitsversorgung, Bildung und
Landwirtschaft. Die Millionenstädte Bangalore und Pune werden deshalb schon Silicon
Valley und Palo Alto Asiens genannt. Die Regierung ist seit einigen Jahren sehr aktiv in
der Digitalisierung auch der ländlichen Gegenden und fördert die Finanzierung erfolgreicher
digitaler Lösungen.
Entdeckungsreisende: Medje Prahm |mp@betterplace.org
BIS 2020 soll jedes Dorf Breitband internet haben
Nr.76 auf dem Global
innovation index
15,1% nutzen das INTERNET
Nr.135 auf dem Human
Development index 70,8 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner
„Aufgrund unserer Geografie und der
Bevölkerungsanzahl wird Technologie
immer wichtiger, um möglichst viele
Menschen zu erreichen.“
Nelson Moses, Redakteur bei SocialStory, Indiens
größtem Blog für Social Entrepreneurship
17. 15
Guter Informationsfluss: Nextdrop verschickt SMS über frisches Wasser in der Region.
Auch per Handy funktioniert Logistimo, ein Medikamentenservice. Mehr Beispiele: bit.ly/handyindien
Beispiel: Babajob
Etwa 90 Prozent der indischen Bevölkerung
arbeiten im informellen Sektor. Das heißt,
sie sind Gärtner oder Hausmädchen,
haben wenig Chancen auf einen „legalen“
Job und bekommen niedrigere Löhne
als auf dem offiziellen Arbeitsmarkt. Die
Plattform Babajob hilft dabei, Jobs im
informellen Sektor, die
sonst nur durch Hören-sagen
„Ich dachte:
Wir brauchen ein
LinkedIn für Arme!“
vergeben werden,
sichtbar und zugänglich
zu machen. Das bedeutet
mehr Chancen für Men-schen
ohne Ausbildung,
den Arbeitgeber zu
wechseln, und mehr Lohn-Transparenz,
da diese auch veröffentlicht werden. Der
Gründer Sean Blagsved beschreibt seine
Idee für Babajob so: „Ich dachte: Wir
brauchen ein LinkedIn für Arme! Wir
müssen die sozialen Netzwerke der Men-schen
digitalisieren, um ihnen zu helfen,
aus der Armut zu kommen.“ Also entwik-kelte
er einen Marktplatz mit Jobangebo-ten,
auf die sich Arbeitsuchende mit dem
Computer, per SMS oder auch über einen
Anruf im Callcenter bewerben können – je
nachdem, zu welchen Medien sie Zugang
haben und ob sie lesen und schreiben kön-nen.
Mittlerweile treffen
hier 1,6 Millionen Arbeit-suchende
auf 100.000
Jobanbieter und können
vergleichen, welche Ge-hälter
geboten werden
und wie weit die Ange-bote
von ihnen entfernt
liegen. Im Schnitt konnten die Nutzer von
Babajob so ihre Löhne um 20 Prozent stei-gern.
Indem sich Arbeitgeber und -nehmer
plötzlich im digital-formellen Jobsektor
treffen, entsteht eine neue Wertschätzung
für diese Art der Anstellungen. babajob.com
19. 17
Die Bauern müssen also raus. Wer aber
bestellt dann tagsüber die Felder oder ver-kauft
die Ernte? „Der Zugang zu Strom und
Wasser ist ein großes Problem für indische
Kleinbauern“, sagt Ostwal. Die unzuver-lässige
Stromversorgung konnte er nicht
reparieren – aber Ostwal machte sich auf
die Suche nach einer Möglichkeit, die
Pumpen aus der Ferne zu steuern. So wollte
er seinem Großvater wenigstens die nächt-lichen
Fußmärsche ersparen.
Zwanzig Jahre ist das nun her, und Ostwal
hat es geschafft. Der heute 49-jährige Inge-nieur
zückt sein Handy, wählt eine Nummer,
gibt einen Code ein, und in der Ferne geht
eine Wasserpumpe an oder aus. Sie wird
gesteuert durch Mobilfunk und ein kleines
Kästchen, mit dem die Pumpe verbunden
ist. Das Kästchen ist der Stromschalter, und
er wird per Mobilfunk umgelegt.
Nano Ganesh hat Ostwal seine Erfindung
genannt: nach dem Elefantengott Ganesha,
dem Gott des guten Gelingens, der Wissen-schaft
und der Händler. „Nano Ganesh ist
eine ultramoderne Technologie, auf ein-fache
und robuste Weise verpackt, um sie
Bauern in entlegenen Gebieten überall in
Indien anbieten zu können“, sagt er. Sein
Großvater hat nichts mehr davon. Aber
Tausende anderer Kleinbauern in Indi-en
können von Nano Ganesh profitieren.
20.000 der Kästchen hat Ostwal schon ver-kauft
– aber zig Millionen Wasserpumpen
im Land laufen noch ohne Fernsteuerung.
Santosh Ostwal hat seine Geschichte schon
oft erzählt: die Geschichte des kleinen Jun-gen,
der seinem Großvater helfen will und
nach etlichen Fehlschlägen endlich Erfolg
hat. Trotzdem erzählt er sie gern und vol-ler
Stolz. Jede Frage kommentiert er mit
einem lauten „Ja!“, bevor er antwortet, und
er freut sich über Interesse an Details. Er
erklärt alles langsam und in melodisch rol-lendem
indischen Englisch. Der Zuhörer
soll alles gut verstehen.
Zunächst absolvierte Ostwal ein Inge-nieursstudium,
dann begann er die Suche
nach einer Möglichkeit, Wasserpumpen
aus der Ferne zu steuern. Zehn Jahre lang
brauchte er, bis das erste Modell marktreif
war. Weil er keine externen Geldgeber fand,
musste er die Entwicklung mit den Erspar-nissen
von Freunden und seiner Familie
finanzieren. Ostwal hat weder in den USA
noch in England studiert, wie viele andere
erfolgreiche Gründer in Indien. Er koket-tiert
mit seiner einfachen Herkunft: „Ich
bin der Enkel eines Bauern, meine ganze
Familie besteht aus Bauern“, erklärt er.
„Nano Ganesh ist eine
ultramoderne Technologie,
auf einfache und robuste
Weise verpackt.“
Aus einem Prospekt von Nano Ganesh.
20. 18
Ein indischer Bauer testet die Wasserpumpenfernbedienung mit seinem Handy.
„Deshalb kann ich auch stolz behaupten,
dass ich weiß, was indische Bauern wollen,
und kann nachvollziehen, wie sie denken.“
Vor fünf Jahren kam dann der Durchbruch.
Ostwal bewarb sich beim Nokia Calling All
Innovators Award, einem Wettbewerb für
technische Neuheiten auf der Basis von
Mobiltelefonen; zunächst für die Region
Asien und Pazifik, dann weltweit. In Barce-lona,
wo das Finale des Wettbewerbs 2009
ausgetragen wurde, stellte er sich auf die
Bühne und schaltete mit seinem Handy
eine Wasserpumpe in seinem Heimatort
Pune an und wieder aus. Das Publikum
jubelte. Ostwal gewann.
Von da an stand er für den Rest des Jahres im
Rampenlicht. Der „Economist“ berichtete,
Ostwal hielt auf TEDx-Konferenzen Vor-träge
und sprach auf dem Mobile World
Congress und vor Mitarbeitern von USAID,
der US-amerikanischen Behörde für
internationale Zusammenarbeit. Die Preis-gelder
und Honorare steckte er in die Wei-terentwicklung
von Nano Ganesh. Externe
Investoren hatte er immer noch keine.
„Jetzt wollte ich Bauern auf
der ganzen Welt helfen.
Diesen großen Blick auf die
Dinge hatte ich einfach nicht.“
Dafür veränderte sich Ostwals Sicht auf
seine Erfindung. „Ich hatte jahrelang für
meinen Traum gearbeitet. Jetzt wollte ich
21. 19
Bauern auf der ganzen Welt helfen. Diesen
großen Blick auf die Dinge hatte ich einfach
nicht.“
Zunächst aber geht es ihm darum, seine
Erfindung in Indien zu verbreiten. „Es gibt
30 Millionen Wasserpumpen im Land.
Warum sollte ich jetzt aufhören? Ich bin
zu begeistert, um mich einfach so zufrie-denzugeben!“
ruft Ostwal. In fast allen
indischen Bundesstaaen gebe es schon
Nano-Ganesh-Pumpen. Derzeit verhandele
er mit den Regierungen einiger Staaten, die
den Einsatz der Pumpen durch Subventionen
weiter fördern wollten. Auch mit einem
Investor gebe es Gespräche.
Details zu den Verhandlungen will Ostwal
nicht verraten. Aber er ist optimistisch,
dass bald mehrere Millionen Menschen
ihr Handy als Fernbedienung für die
Wasserpumpen einsetzen können und
nachts nicht mehr vor die Tür müssen.
Seinem Großvater hätte das sicher gefallen.
22. 20
Alles da: Technik, Bildung, Unternehmergeist
Das gilt zumindest für die säkulare jüdische Bevölkerung – 75 Prozent der Israelis sind
jüdisch, 10 Prozent davon sind ultraorthodox und lehnen das Internet ab. Der Nährboden
für digital-soziale Innovationen ist reichhaltig: Die Bildung ist sehr gut, vor allem im tech-nischen
Bereich, es herrscht Unternehmergeist und es gibt Finanzierungsmöglichkeiten,
sei es mit Crowdfunding, durch ausländische Investoren oder über die gut gepflegten
Netzwerke. Die Innovationen werden von vornherein eher für den internationalen Markt
entwickelt, vor allem weil der israelische Markt extrem klein ist. Zurzeit gilt digital-soziales
Unternehmertum noch nicht als besonders sexy. Wer das Potenzial für eine Innovation
hat, möchte damit in der Regel ein erfolgreicher Unternehmer werden.
Entdeckungsreisende: Sarah Strozynski | sstr@betterplace.org
60% der ca. 3.000
israelischen Schulen nutzen E-Learning
70,8% nutzen das INTERNET
Nr.19 auf dem Human
Development index
Nr.15 auf dem Global
innovation index
122,9 mobilfunk-
Verträge Israel ist sicherlich eine Start-up-
pro 100 einwohner „Nation. Gehirn-schmalz
Aber nichts von dem wird eingesetzt, um soziale
Probleme zu lösen. Alle wollen das
nächste ‚Angry Birds’ gründen“.
Nir Shimony, Gründer ‚Tech for Good’
23. 21
Coworking-Spaces gibt es viele in Israel: Zum Beispiel das Social Lab oder Tsofen. Als „Aloneworking-Space“
bietet sich dagegen der Strand an. Mehr über die Szene vor Ort: bit.ly/israeldigital
Beispiel: „Making History: Israel on a Timeline“
„Making History: Israel on a Timeline“ ver-mittelt
historisches Wissen auf Facebook.
Das Projekt wurde von zwei jungen
israelischen Unternehmern ins Leben
gerufen, die den Geschichtsunterricht der
Oberstufe an die Gewohn-heiten
Jugendlicher an-passen,
lebendig gestalten
und kostenlos verfügbar
machen wollen. Dafür
bereitete das Team, beste-hend
aus Entwicklern
Mit dem
Zweiten Weltkrieg
fing es an.
und Pädagogen, zunächst den Zweiten
Weltkrieg so auf, dass dieser wie ein
Liveticker auf Facebook neue (bzw. längst
vergangene) Ereignisse in chronologischer
Abfolge veröffentlicht. Die Auswahl der
Daten und Fakten orientiert sich an
Israels „Matriculation Exam“, das etwa
dem deutschen Abitur entspricht. Be-flügelt
von dem Erfolg und Zuspruch, den
die Aktion hervorrief,
fing das Team an, weitere
Timelines zu basteln, wie
etwa über die Entstehung
Israels und die Geschichte
jüdischer Siedlungen im
Mittelalter. Facebook
kann also mehr, als nur mit Videos von
Katzenbabys unterhalten. Es kommt drauf
an, was man draus macht.
24. 22
In der digital-sozialen Landschaft Afrikas
gilt Nairobi als Hotspot.
Ja, es ist hot in Kenia, aber überschätzen sollte man die Szene nicht. Vor allem der iHUB in
Nairobi, ein Coworking-Space, aus dem schon über 150 digitale Projekte hervorgegangen
sind, genießt relativ viel Aufmerksamkeit in internationalen Medien und bei Investoren.
Auch gibt es Awards für digitale Entrepreneure. Doch Kritiker sagen, dass kenianische
Start-ups überfinanziert sind. Klar ist: Viele kenianische Entrepreneure sind gut ausgebildet
und bewegen sich geschickt in der Welt der Elevator-Pitches. Sie sind mit Smartphones
immer online. Immerhin 39 Prozent der Bevölkerung nutzen das Internet. Die digitale
Elite steht allerdings im Kontrast zur breiten Bevölkerung, die zur Hälfte unter der
Armutsgrenze lebt – Tendenz steigend.
Entdeckungsreisende: Kathleen Ziemann | kazi@betterplace.org
39,0% nutzen das INTERNET
Nr.85 auf dem Global
innovation index
Nr.147 auf dem Human
Development index
70,6 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner
„Social Entrepreneurship hat in
Nairobi Fortschritte gemacht .
Nairobi ist wie ein Hub, der diese
Themen anzieht und bekannter
macht . Auch weil es wirtschaftlich
so stark ist.“
Victoria Nyakundi, Financial Officer,
Ashoka East Africa
>17 MiO Kenianer nutzen das mobile Bezahlsystem mPesa
25. 23
Der iHUB in Nairobi: Wohl der bekannteste Coworking-Space der digital-sozialen Bewegung weltweit.
Wie das Beispiel Akirachix dort mehr Mädchen an die Computer kriegen will? So: bit.ly/ihubnairobi
Gemüsehändler und Kioskbesitzer spielen
für die Ernährung in Nairobis Slums eine
wichtige Rolle. Doch weil sie nur in kleinen
Mengen ein- und verkaufen können, müssen
sie ihre Preise entsprechend hoch ansetzen.
Großabnehmer können
insgesamt viel günst-iger
einkaufen und
dann auch den Endab-nehmern
bessere Preise
SokoText sammelt die
Bestellungen der
Gemüsehändler aus
dem Slum und kauft für sie
billiger auf dem Großmarkt
bieten. Das Social
Business SokoText
will mithilfe von
SMS-Sammelbestellungen auch Klein-händlern
ein.
die Großhändlerpreise ermög-lichen.
So funktioniert's: Der Gemüsehändler
sendet seine Bestellung per SMS an die
SokoText-Sammelnummer: zwölf Kilo-gramm
Bohnen und fünf Kilogramm
Tomaten. SokoText sammelt die Bestel-lungen
der Gemüsehändler aus dem Slum
und kauft auf dem Großmarkt ein. In
einem Sammelladen
im Slum gibt SokoText
dann die Bestellungen
an die Kleinhändler
ab. Fünf internatio-nale
Studenten haben
das Projekt im Mai
2014 mit einem ersten
Shop im Slum Mathare gestartet und für
ihre Idee schon mehrere Förderungen
und Preise bekommen. sokotext.com
Beispiel: SokoText
26. 24
Digital-sozial steht das Land noch am Anfang.
Der Strom fällt regelmäßig aus, und im Sandstraßensystem von Daressalam versagt Google
Maps. Nur 4,4 Prozent der Bevölkerung nutzen das Internet. Das klingt wenig, ist aber
eine rasante Entwicklung: In nur fünf Jahren hat sich die Zahl der Internetnutzer mehr
als verdoppelt. Und über die Hälfte der Tansanier hat ein Handy. In den Großstädten
gewinnen digital-soziale Arbeitsräume und Ideen an Bedeutung. In Daressalam gibt es
schon drei Coworking-Spaces. Der BUNI Hub wird auch durch die Regierung unterstützt.
Doch geht es noch eher um die Grundlagen des HTML als um die perfekte Website.
Dementsprechend gibt es nur wenig etablierte Beispiele aus Tansania, dafür aber einige
spannende Pilotprojekte.
Entdeckungsreisende: Kathleen Ziemann | kazi@betterplace.org
4,4% nutzen das INTERNET
Keiner der 3 hubs befindet sich in der Hauptstadt Dodoma
Nr.123 auf dem Global
innovation index
Nr.159 auf dem Human
Development index
55,7 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner
„Wir arbeiten hier vor allem daran, das
Mindset für erfolgreiche Entrepreneure
zu schaffen ... aber Ideen werden nicht
miteinander geteilt, dabei ist das doch ganz
wichtig, um sich stetig zu verbessern!“
George Mulamula, CEO,
DTBi Business Incubator
27. 25
In Tansania ist Facebook sogar auf dem Meer präsent (Aber Achtung vor den Daten-Kraken!). Unter anderem
kämpft auf Facebook die Tanzanian Albinism Society für Menschen mit Albinismus: bit.ly/albinismus
„In Tansania haben mehr Menschen
Zugang zu Handys als zu sauberem Trink-wasser“,
sagt Annie Feighery, Geschäfts-führerin
von mWater. Deshalb testen
Gesundheitshelfer mithilfe der Smart-phone-
App die Qualität
von Trinkwasser und
veröffentlichen die Er-gebnisse
auf einer Online-
Karte. Zunächst regis-trieren
die Helfer die
„90.000 Menschen
sollen dank der App
sauberes Wasser
trinken können.“
Wasserstellen und deren
GPS-Daten in einer Datenbank. Dann nehmen
sie Wasserproben an Brunnen oder
Wasserhähnen. Die Proben werden über
Nacht in Plastiktüten angesetzt, die vorbe-handelt
sind und durch Färbung des Wassers
zeigen, ob es die schädlichen E.-Coli-
Bakterien enthält. Ist das Wasser am
nächsten Morgen gelb, kann man es
trinken. Ist es grünlich, enthält es zu
viele gefährliche Bakterien. Das Ergeb-nis
des Tests trägt der Gesundheitshelfer
per App ebenfalls in die Online-Karte
ein. Mithilfe dieser Daten soll die
Gesundheitsbehörde den
Zugang zu sauberem
Wasser verbessern.
400 Wasserstellen wur-den
bereits getestet –
viele werden folgen.
Etwa 90.000 Menschen
werden von dem Einsatz der App im
Rahmen eines Pilotprojekts in Mwanza
profitieren. mWater steht übrigens als
Open-Source-Software jedem Interes-sierten
kostenlos zur eigenen Verfügung.
mwater.co
Beispiel: mWater
28. 26
Die „Vision 2020“, also der Weg von der Subsistenz-wirtschaft
zur Wissensgesellschaft, hat einen
kleinen Internet-Boom in Ruanda ausgelöst.
Das kLab, ein Coworking-Space mit besten Bedingungen, gibt es seit 2012 und hat eine
winzige Start-up-Szene hervorgebracht. Erste Ideen sind vorhanden, an Umsetzungen
mangelt es aber. Die Regierung unter dem umstrittenen Präsidenten Kagame geht selbst
voran: In ihren fünf Fokusfeldern Agriculture, Local Government, Health, Education und
Finance gibt's jeweils ein halbes Dutzend digital-sozialer Services. Einige NGOs adaptieren
international erprobte digitale Systeme für Ruanda. Generell ist die Handyverbreitung
hoch, das Internet noch lange kein Massenmedium. Auch deshalb gibt's (noch) kaum digi-tal-
soziale Innovationen in dem kleinen, rohstoffarmen Land in Ostafrika.
Entdeckungsreisender: Moritz Eckert | me@betterplace.org
Nr.102 auf dem Global
innovation index
8,7% nutzen das INTERNET
Nr.151 auf dem Human
Development index
56,8 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner.
aber es haben nur 15% Strom
„Früher sind die Menschen mit tollen Ideen im
Kopf gestorben. Dank des Internets und seiner
niedrigen Einstiegshürden können nun viel
mehr Ideen umgesetzt werden.“
Emmanuel Amani Kayitaba,
Director IKT, Infrastrukturministerium
29. 27
Das kLab in Kigali: Beste Bedingungen für Start-ups – und Kickerspieler. Wie der Wegbereiter des digitalen
Wandels, Präsident @PaulKagame, mal plötzlich aufhörte zu twittern: bit.ly/kagametwittert
Beispiel: TechnoServe
Früher waren Kaffeefarmer in Ruanda arm
dran. Zur Buchhaltung gab es nur Papier.
Die Daten waren schwer zu analysieren,
zum Beispiel, um sich mit Kollegen zu ver-gleichen
oder aus vergangenen Fehlern
zu lernen. Vielleicht aber das wichtigste
Problem: Sie hatten weit
weg von jeglicher mo-derner
Kommunikation
und weit übers Land
verstreut schlechten
Zugang zu Investitions-kapital
für neues Mate-rial
und Gerätschaften.
... verhilft nicht nur dem
Kaffeefarmer zu mehr
Effizienz, sondern
auch den jeweiligen
Die NGO TechnoServe löst diese Prob-leme
mit einem SMS-Service. Schließlich
haben inzwischen mehr als die Hälfte aller
Ruander ein Handy. Damit schicken Kaf-feebauern
per SMS ihre aktuellen Zahlen
über vorrätigen Kaffee sowie ihre finan-zielle
Situation an ein zentrales System von
TechnoServe. Das verhilft nicht nur dem
Kaffeefarmer zu mehr Effizienz, sondern
auch den jeweiligen Investoren. Die sehen
dadurch das erste Mal transparent, welche
Kooperative besser und welche schlechter
arbeitet – und wo sie mehr Tipps geben
können oder Geld investieren sollten. Das
SMS-System wurde an-fänglich
von der Gates-und
der Rabobak-Stiftung
finanziert. Seit 2014 soll
es nachhaltig über die
Kaffeefarmer selbst be-zahlt
werden, die für die
Nutzung einen kleinen
Betrag zu entrichten haben. In Ruanda
nutzen es bereits 53 von 215 Kaffee-kooperativen
erfolgreich. Darauf einen
Latte macchiato – natürlich Fair Trade
und aus Ruanda! technoserve.org/our-work/
where-we-work/country/rwanda
Investoren.
30. 28
Kurze Werbepause – was das betterplace lab
macht, wenn es nicht unterwegs in der Welt ist.
Das labtogether.
Die coolste digital-soziale
Konferenz
Der Trendreport.
Trends are our friends
– besonders im
Bereich digital-sozial.
Der Trendreport kennt sie alle
und untermauert jeden mit
spannenden Beispielen aus aller
Welt. Das Ganze gibt's als Buch
und online unter trendreport.
betterplace-lab.org
Schon durchgesurft?
Deutschlands findet
2014 bereits zum
dritten Mal statt.
Spannende Speaker, neue
Kollaborationsformate und
Hunderte Gäste kommen am
06. Novmber 2014 in Berlin
zusammen.
Schon angemeldet? Das NGO-Meter.
Besser werden im
Online-Fundraising.
Das NGO-Meter ist eine
Vergleichsmöglichkeit für
Organisationen, die online
Spenden sammeln. Zweimal
jährlich werden Fundraising-
Daten erhoben und anonymisiert
ausgewertet. So kann sich jede
Organisation mit ihren Marktteil-nehmern
messen.
Schon eine Eins im
Online-Fundraising?
31. Vorträge.
„Wie Internet und
Handy weltweit das
Leben verbessern.“
Darüber können wir dir einiges
erzählen. Gerne halten wir Vorträge
vor Unternehmen, Agenturen oder
NGOs. Als Inspiration für deine
Mitarbeiter, Geschäftspartner –
oder für dich selbst.
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gekriegt?
digital – sozial
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29
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nicht weißt. Davon sind
wir überzeugt.
Und viele andere. Deshalb erarbeiten
wir gemeinsam mit Unternehmen wie
SAP und Telefónica sowie Stiftungen
wie der Millicom Foundation und der
Benckiser Stiftung erkenntnisreiche
oder aktivierende Inhalte – egal ob
digital oder auf Papier.
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32. 30
In Ghana herrscht ein fast grenzenloser
Technikoptimismus.
Von der Regierung bis zu Agenturen der Entwicklungszusammenarbeit sehen viele be-sonders
in Internet-Start-ups einen Motor für die Zukunft des Landes. Dieser Optimismus
ist vor allem bei vielen Jungunternehmern zu finden – junge, gut ausgebildete Menschen
mit großen Plänen. Sie profitieren vor allem in Accra von Investoren und Stiftungen, die sich
zunehmend auch für Märkte außerhalb Kenias oder Südafrikas interessieren. In der Haupt-stadt
bieten zahlreiche Tech-Hubs bezahlbare Räumlichkeiten für die Jungunternehmer,
die sich von der alten Infrastruktur der klassischen, oft wenig digitalen NGOs absetzen wollen.
Die Neuen haben keine Bedenken, auch Gewinne zu erwirtschaften, und sind der Über-zeugung,
dass die Lösungen für die Probleme des Landes im Digitalen zu finden sind.
Entdeckungsreisender: Ben Mason | bma@betterplace.org
15.000 USD/Monat zahlt die Meltwater
Entrepreneurial School für internet
108,2 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner
12,3% nutzen das INTERNET
Nr.96 auf dem Global
innovation index
Nr.138 auf dem Human
Development index
„Um in Afrika ein großes Digitalunternehmen
zu werden, muss man eins der großen sozialen
Probleme lösen.“
William Senyo, Mitgründer, SliceBiz
33. 31
Sogar Ghana hat seine Coworking-Spaces, wie das iSpace in Accra. Wer dort krank wird, nutzt am besten
eHealth Ghana, einen Skype-Service mit Ärzten. Dies und mehr Beispiele: bit.ly/skypearzt
Beispiel: Open University of West Africa
Warum sind MOOCs in Westafrika kein
Erfolgsmodell? Immerhin kann man
in den Massive Open Online Courses
kostenlos aus Vorlesungen von interna-tional
renommierten Professoren lernen!
Und viele Millionen junge Afrikaner, die
studieren möchten, es
sich aber nicht leisten
können, haben zuneh-mend
Zugang zum Inter-net.
An den MOOCs
„Die Zahl der Studenten,
die einen Kurs beendet
haben, hat sich
versiebenfacht.“
nehmen sie trotzdem
kaum teil. Die Open
University West Africa in Ghana (OUWA)
möchte das ändern. Deshalb fördert sie
nicht nur den Zugang zum Internet,
sondern bietet auch andere Anreize: Wer
beispielsweise sieben MOOCs erfolgreich
absolviert, dem winkt ein Job an der Uni
oder in deren Netzwerk. „So hat sich die
Zahl der Studenten, die einen Kurs beendet
haben, versiebenfacht“, sagt John Roberts,
Mitgründer und Präsident der OUWA.
Mehrere Hundert Studenten haben
bereits ein Studium an der Open University
absolviert. Die Kombi-nation
aus freien Online-
Inhalten und einem Off-line-
Netzwerk, etwa mit
anderen Unis oder Aus-bildungsprogrammen
von Krankenhäusern,
fördert das Wachstum des Modells. Ein
weiterer wichtiger Schritt wird die An-erkennung
der Abschlüsse sein: Dazu ist
die OUWA gerade mit Universitäten aus
Europa und den USA im Gespräch.
34. 32
Senegal ist das hellste Licht in der digital-sozialen
Szene des frankophonen Westafrikas.
Doch obwohl viele Projekte aufkeimen, konnte noch keins größere Wirkung zeigen. Viele
Menschen sind inspiriert vom Ideal des Sozialunternehmertums. Und weil sich zumindest in
den Großstädten Internet und Smartphones immer weiter verbreiten, versuchen auch viele
Menschen, soziale Innovationen zur Verbesserung der Lebensumstände zu nutzen. Dabei
helfen ihnen zahlreiche Hubs und Netzwerke, aber es gibt auch Hindernisse: Die Regierung
interessiert sich nicht für digital-soziale Themen, außerdem gibt es kaum Investoren oder
Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte der angehenden Sozialunternehmer.
Entdeckungsreisender: ben mason | bma@betterplace.org
5 Tech
Hubs wurden seit 2010 in Dakar gegründet
20,9% nutzen das INTERNET
Nr.98 auf dem Global
innovation index Nr.163 auf dem Human
Development index
92,9 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner
„Digital-soziale Innovationen
in Senegal: Es köchelt schon,
aber aufgetischt ist noch
lange nichts.“
Alexandre Rideau, Gründer RAES
35. 33
Kein Hardware-Mangel bei RAES, einer NGO, die Bildung übers Web verbreitet. Aber haben französischsprachige
Länder Afrikas ein digital-soziales Sprachproblem? Die Antworten: bit.ly/sprachproblem
Als der damalige Präsident Senegals,
Wabe, 2012 entgegen der geltenden Ver-fassung
eine dritte Amtszeit plante, freuten
sich seine Unterstützer, während bei der
Opposition die Gemüter
überkochten. Für viele
Menschen war es der
Grund, im Vorfeld
der Wahl eine Online-
Initiative zu starten,
deren Netzwerke noch
heute zusammenarbei-ten.
Bürger können online
kommentieren,
ob Wahlversprechen
eingehalten wurden.
So versorgte die SUNU2012 Initiative
die Wähler mit Informationen zu den
verschiedenen Kandidaten und ihren
Programmen. Online legte sie Profile der
14 Kandidaten an und schickte ihnen einen
Login, damit sie ihr Profil vervollständigen
konnten – was auch fast alle taten. Am
Tag der Wahl überwachte ein landesweites
Netzwerk von Freiwilligen die Urnengänge
und machte die Beobachtungen unter
dem Hashtag #sunu2012 öffentlich. Seit
der Wahl hat sich die
SUNU2012 Initiative zu
einer Online-Plattform
gewandelt, auf der man
politische Fakten checken
und sich über zivilge-sellschaftliches
Engage-ment
informieren kann.
Auch mehrere Hundert Wahlversprechen
der Regierung sind dort gelistet, und die
Bürger können online kommentieren, ob sie
eingehalten wurden. Wabe wurde übrigens
nicht wiedergewählt. Twitter.com/
sunu2012
Beispiel: Sunu2012
36. 34
Ein digitaler Riese.
Mit 86 Millionen Nutzern ist Brasilien das viertgrößte Internetland und bildet auf Facebook
sogar die weltweit zweitgrößte Gemeinschaft. Über die Hälfte der Brasilianer sind unter
30 Jahre alt, über die Hälfte der Brasilianer sind also Digital Natives und offen für fast jede
App oder Internet-Dienstleistung. Zudem entsteht gerade eine neue Mittelschicht, die vor
allem in Großstädten lebt und Zugang zu den staatlich geförderten neuen Technologien
hat. Vor allem Probleme der politischen Transparenz, Mitbestimmung und Urbanisierung
treiben die digital-soziale Innovationen an – es gibt Apps zum städtischen Gärtnern,
Karten von Infrastrukturproblemen, Petitions- und Watchdog-Plattformen für oder gegen
Regierung und Verwaltung, die alle oft auf das Engagement einzelner engagierter Bürger
zurückgehen.
Entdeckungsreisende: anja adler | anja.adler@uni-due.de
Nr.61 51,6% nutzen das auf dem Global
innovation index
INTERNET Nr.79 auf dem Human
Development index
135,5 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner
erkämpften
„Als die Diktatur 1985 endete, wir erkämp-ften
uns das Recht zu sprechen, wir uns aber nicht das Recht, gehört zu
werden. Jetzt schaffen wir eine Kultur, in der
die Regierung ihre Bürger hört!“
Leonardo Eloi, Product Director, Meu Rio
In Rios gröSten Favelas haben 90% der Leute unter 30
einen InternetanschluS
37. 35
Im Rio Center of Operations: Die von IBM gesponserte Kontrollzentrale der „Smart City“ Rio de Janeiro.
In ärmeren Gegenden dagegen nutzen die Menschen das „Favela-WLAN“. Mehr: bit.ly/favelawlan
Beispiel: Pimp My Carroca
Wenn die Regierung ein Problem nicht
sehen will, dann muss man es einfach be-sonders
bunt anmalen. Das versucht zu-mindest
der junge Straßenkünstler Thiago
Mundano und sein Projekt Pimp My Car-roca.
Vor sieben Jahren
hat er damit angefangen,
ca. 200 Wagen der Müll-sammler
in São Paulo zu
Gerade arbeitet Thiago
Mundano an einer App,
die Recycling-Punkte
auf einer Karte darstellt.
gestalten, um auf deren
Ausgrenzung soziale
Probleme aufmerksam
zu machen. Die Carrocas sammeln über 90
Prozent des Mülls, eine mehr als notwendige
Leistung für brasilianische Großstädte.
Doch die Verwaltung will sich weder deren
Problemen annehmen noch das Projekt
unterstützen. Die Müllsammler leisten
Schwarzarbeit und damit will sich niemand
assoziieren. Mundano organisiert deshalb
in den Straßen und auf Facebook und
Twitter mit den bunt bemalten Müllwagen
on- und offline Protestaktionen. Er
finanziert das Projekt bisher komplett
über die Online-Crowdfunding-Plattform
Catarse. Gerade arbeitet er an einer App,
die sowohl die verschiedenen Recycling-
Punkte als auch die
Müllsammler auf einer
Karte darstellt. Die Car-rocas
sollen dafür zu-künftig
GPS-fähige Smart-phones
bekommen.
Allein für São Paulo
braucht er 20.000 Stück und ungefähr
150.000 US-Dollar für die nächsten zwei
Jahre für Kurse, Handys und die Weiter-entwicklung
der Plattform. Er sucht gerade
nach Unterstützung – von Stiftungen
beispielsweise –, aber will momentan auch
unabhängig bleiben. Im Notfall heißt das,
dass er einmal mehr seine Online-Unter-stützer
mobilisieren muss.
pimpmycarroca.com
38. 36
Digital-sozial hängt Bolivien hinterher.
Die digitale Infrastruktur entwickelt sich nur schleppend, und das Bewusstsein, dass
Technologie und Internet ein Hebel für sozialen Fortschritt sind, ist kaum vorhanden. Zwar
nutzen auch immer mehr Bolivianer Handys, doch meist nur zum Telefonieren, da das
Internet langsam und lückenhaft ist. Die Regierung hat den Ausbau des Internets auf ihrer
Agenda, und es gibt auch einige digital-soziale Projekte im Agrar- und im Bildungssektor
sowie eine kleine Blogger-Community. Von einer dynamischen Start-up-Szene kann
jedoch nicht die Rede sein. Ein Grund hierfür ist der stark regulierte und monopolisierte
Telekommunikationsmarkt. Außerdem gibt es kaum IT-Spezialisten im Land, und es
herrscht eine unterschwellige allgemeine Technoskepsis.
Entdeckungsreisende: Mareike Müller | mareikemueller@outlook.com
295 MIo
USD kostete der erste
bolivianische
Telekommunikations- satellit
39,5% nutzen das INTERNET
Nr.111 auf dem Global
innovation index
Nr.113 auf dem Human
Development index
97,7 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner
„Es gibt in Bolivien noch
keine digitale Kultur.“
J. Eduardo Rojas, Fundación Redes
42. 40
Jaqi aru: Eine von mehreren Initiativen, die für den Erhalt von Aymara arbeiten.
lassen. Noch in diesem Jahr soll „Aymarat
aruskiptasiñani“ an bolivianischen Grund-schulen
im Aymara-Unterricht eingesetzt
werden. Selbst nach Chile hat Itati ihre
Entwicklung schon exportiert, dort soll das
Programm im Unterricht für die Sprache
der Mapuche, Mapudungún, eingesetzt
werden.
In Bolivien gibt es viele weitere Beispiele,
die zeigen, wie moderne Technik hilft, die
alten Sprachen zu bewahren. So hat die
gemeinnützige Organisation Educ@tic
bereits über 200 Computerspiele für den
Unterricht auf Quechua, Aymara und wei-teren
Sprachen entwickelt.
“Die Blogger-Gemeinschaft
Jaqi-Aru will die
Aymara-Sprache im
Cyberspace verbreiten.“
Die Blogger-Gemeinschaft Jaqi-Aru („Die
Stimme des Volkes“) will die Aymara-
Sprache im Cyberspace verbreiten.
Jaqi-Aru hat sich Global Voices.org ange-schlossen,
einer weltweiten Blogger-
Bewegung, die Menschen abseits der
Mainstream-Medien eine Stimme gibt.
Weltweit genutzt werden kann auch
Atamiri („Kommunikator“), ein vom
43. 41
bolivianischen Mathematiker Ivan
Guzman de Rojas entwickeltes Programm
zur Simultanübersetzung in zwölf
Sprachen. Atamiri ist auf den Algorithmen
und der Syntax von Aymara aufgebaut und
stellt Onlineübersetzer wie Google Trans-lator
in den Schatten. Die dazu gehörende
Chatsoftware „Qopuchawi“ kann kostenlos
im Internet heruntergeladen werden. Sie
ermöglicht es zum Beispiel einem Fran-zosen,
in seiner Muttersprache mit einem
Brasilianer zu kommunizieren und dessen
Antworten simultan übersetzt zu erhalten.
Auch Quechua, die Sprache von Karina
Valdas Großmutter, wurde digital wieder-belebt.
Selbst die Multis Google und Micro-soft
spielen in der Renaissance eine Rolle:
Google startete eine Suchmaschine in
Quechua, Microsoft brachte eine Version
von Windows und Office in Quechua heraus.
Durch die Verschriftlichung und den digi-talen
Austausch werden die alten Sprachen
standardisiert. Das helfe, sie zu erhalten,
sagen Fachleute. Im Web präsente
Sprachen seien für die jeweiligen Sprecher
ein wichtiger Zugang zur Welt, erklärt
Nikolaus Himmelmann, Vorsitzender
der Deutschen Gesellschaft für bedrohte
Sprachen – und eine Manifestation der
eigenen Identität. Die ganz modern aufge-wachsene
Karina Valda würde das vermut-lich
genauso sehen.
44. 42
Kolumbien ist in Aufbruchsstimmung.
In der zwar noch jungen, aber sehr dynamischen digitial-sozialen Start-up-Szene sprießen
Inkubatoren wie Unkraut aus den Hubs und Coworking-Spaces. Die Regierung hat das
Potenzial der digitalen Technologien erkannt und fördert den Ausbau digitaler Infrastruk-turen,
etwa im „Silicon-artigen“ Arepa Valley. Die staatliche Initiative Apps.co unterstützt
die Entwicklung von Smartphone-Applikationen. Im vergangenen Jahr wurden auch
erstmals die Apps mit der größten sozialen Wirkung ausgezeichnet. Verschiedene Akteure
aus dem Social-Business-Sektor buhlen um die CSR-Gelder großer Unternehmen, denn
es gibt kaum Risikokapital für die Startfinanzierung. Bisher gibt es noch keinen Export-schlager
unter den digital-sozialen Innovationen, da die meisten Lösungen einen lokalen
Ansatz verfolgen und eher langsam skalieren.
Entdeckungsreisende: Mareike Müller | mareikemueller@outlook.com 896
App-Entwicklungen
hat die staatliche Initiative Apps.Co schon unterstüzt
51,7% nutzen das INTERNET
Nr.68 auf dem Global
innovation index
Nr.98 auf dem Human
Development index
104,1 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner
„Im März 2013 wählte das Urban Land Institute
Welt 2013,
Medellín zur innovativsten Stadt der noch techno-logischen
vor New York und Tel Aviv. Wir sind zwar
nicht auf dem gleichen Niveau, was die Innovationen betrifft, aber was die
sozialen Innovationen betrifft, schon“.
Rocío Arango Goraldo, Ruta N
45. 43
Bogotá hat das bogohack, ein Innovationslabor, das auf freies Wissen setzt. Medellín ist schon weiter:
Von der Drogenhochburg zur Innovationsmetropole – wie ging das bitte schön? bit.ly/hochburg
Conexión Colombia ist das kolumbia-nische
Pendant zu betterplace.org. Die
Online-Spendenplattform wurde 2003 ge-gründet
und hat in den letzten zehn Jahren
über 26 Millionen US-Dollar gesammelt
und an soziale Projekte
in Kolumbien weiter-geleitet.
Die Projekte
auf der Plattform sind
kleine lokale Initiati-ven,
die im Vorfeld
Insgesamt haben schon
mehr als 360.000
Menschen in Kolumbien
von den Spenden der
Plattform profitiert.
auf ihre Wirkung und
Qualität geprüft wurden.
Insgesamt haben schon mehr als 360.000
Menschen in Kolumbien von den Spenden
der Plattform profitiert. Ursprünglich sollte
Conexión Colombia Spenden aus der
kolumbianischen Diaspora für Projekte
in der Heimat mobilisieren. Mittlerwei-le
kommen die meisten Geld-, Sach- und
Zeitspenden aus Kolumbien selbst, gefolgt
von Mexiko, den USA, Spanien, Frank-reich
und Großbritannien. Die Plattform
leitet 100 Prozent der Spenden weiter. Die
Spender können Conex-ión
Colombia zwar mit
einer Mitspende unter-stützen.
Die Plattform
finanziert sich aber
hauptsächlich durch
Kooperationen mit ver-schiedenen
Unterneh-men,
darunter DHL Express, CredibanCo
und PWC. Conexión Colombia legt Wert
auf Transparenz und veröffentlicht alle
Zahlen, Wirkungsanalysen und Projekt-berichte.
conexioncolombia.com/
Beispiel: Conexión Colombia
46. 44
Der Transformationsprozess in Costa Rica hin zur
digitalen Gesellschaft läuft mit hohem Tempo.
Dank eines guten Bildungssystems, der Nähe zur USA und einer guten Internet- und
Handyabdeckung hat sich eine kleine Start-up-Szene herausgebildet. Davon abseits steht
die digital-soziale Szene. Digital-sozial ist ein Nischenthema, dazu ein sehr junges und ein
rein urbanes. Entsprechende Innovationen kommen aus einer kleinen Social-Entrepre-neurship-
Gruppe, meist aus Uni-Inkubatoren. Einige Unternehmen mischen auch mit,
etwa aus der einheimischen IKT- oder Agenturszene. Die Regierung hat schon Hackathons
veranstaltet, zum Beispiel gegen das Rauchen. NGOs nutzen das Internet ganz selbstver-ständlich,
sind aber selten Treiber der Dynamik in Costa Rica, dem innovativsten und
stabilsten Land Zentralamerikas.
Entdeckungsreisender: Moritz Eckert | me@betterplace.org
Nr.57 auf dem Global
innovation index
332% wachstum
im mobilen Internet-Traffic 2012-2013
„Es gibt keine Vorbilder in Sachen
Social Entrepreneurship – wir müssen
immer in die USA gucken.“
Federico Halsband, Entrepreneur
Nr.68 auf dem Human
Development index
146 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner
46% nutzen das INTERNET
47. 45
Bitte gar nicht erst anfangen: Eine App inklusive Mundstück, um als Raucher zu wissen, welche Schadstoffe
man einatmet. Weiteres, zum Beispiel aus dem Online-Wahlkampf, unter: bit.ly/onlinewahlkampf
„Upe! Be a traveller – not a tourist“, lautet
das Motto der Plattform UPEPlaces aus
Costa Rica. Die Website bringt aben-teuerlustige
Reisende mit kleinen lokalen
Communities zusammen. Dort wohnen
und leben sie direkt mit den Einhei-mischen.
Die Idee
„Eines Abends irgendwo auf dem
Land sah ich nur noch zwei
Möglichkeiten: Entweder schläfst
du jetzt auf der Straße oder du
klingelst an einer Haustür.“
dazu kam Gründer
Omar Castillo
bei einer Reise
nach Peru: „Eines
Abends irgendwo
auf dem Land sah
ich nur noch zwei
Möglichkeiten: Entweder schläfst du jetzt
auf der Straße oder du klingelst an einer
Haustür.“ Er entschied sich für Letzteres.
Und die darauffolgenden Tage wurden so
zu den intensivsten Reiseerlebnissen
seines Lebens. Im Unterschied zur großen
Konkurrenz wie Airbnb & Co sieht sich
UPEPlaces nicht als „Wohnungs-Vermittler“,
sondern als „Experience-Vermittler“. 2013
nutzten die ersten 500 Reisenden den Service.
Wenn alles gut geht, bietet UPEPlaces
sowohl den meist von jeglichem Tourismus
abgeschiedenen Communities eine
Perspektive als auch einer immer stär-ker
wachsenden
Reise-Zielgruppe,
auf der Suche
nach Individualität
und Authentizität.
UPEPlaces versteht
sich als Social
Business: Die Be-treiber
behalten 20 Prozent der Umsätze,
vor allem, um die eigene Verbreitung
zu erhöhen. 80 Prozent gehen an die
Familien in den Communities. Und
was hat es mit dem merkwürdigen
Namen auf sich? „Upe“ ist ein gängiger
Willkommensruf in Costa Rica.
upeplaces.com/home
Beispiel: UPEPlaces
48. 46
Digital-sozial sind die USA weltweit führend.
In keinem anderen Land gibt es so viele NGO-Websites, Digitalkampagnen und funk-tionierende
Plattformen, auf denen man spenden, crowdfunden, Petitionen starten oder
Non-Profit-Daten einsehen kann. Die Kombination aus einem starken NGO-Sektor,
einem reifen IT-Markt, Transparenzpflichten und einer großen Bevölkerung, die digitale
Angebote schnell aufgreift, hat in den letzten 20 Jahren zu einer vielfältigen digital-sozialen
Innovationslandschaft geführt. Diese wird unterfüttert von Stiftungen, Unter-nehmen
und Impact-Investoren, die jährlich Hunderte Millionen US-Dollar in die tech-nologische
Infrastruktur der Zivilgesellschaft investieren. Allerdings sind digital-soziale
Innovationen in den USA vergleichsweise stark fragmentiert und vielen mangelt es an
einem nachhaltigen Geschäftsmodell.
Entdeckungsreisende: Joana Breidenbach | jb@betterplace.org
Nr.6 auf dem Global
innovation index
23% jährliches wachstum
von “Civic-Tech“ Organisationen 2008-2012
Nr.5 auf dem Human
Development index
84% nutzen das INTERNET
95.5 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner
„Es gibt keine bessere Zeit
als jetzt, um sich auf die
digital-soziale Gesellschaft
vorzubereiten.“
Lucy Bernholz, Leiterin Digital Civil
Society Lab, Stanford University
49. 47
Weniger als die Welt verändern zählt nicht: Die Declaration of Innovation im Inkubator 1776 in Washington D.C.
Mehr aus San Francisco, der digital-sozialen Hochburg, gibt's hier: bit.ly/joanausa
Die Feedback Labs sind ein Zusammen-schluss
verschiedener Organisationen, die
das Direkt-Feedback-Konzept für NGOs
und Regierungen in Form von Feed-back
Loops nutzen. Obwohl international
ausgerichtet, geht die
treibende Kraft im Augen-blick
noch von den USA
aus. Das Prinzip der
Feedback Loops funk-tioniert
nach dem Many-to-
many bzw. dem
Die Regierung hat ein
genaues Bild von den
Bedürfnissen und
Wünschen ihrer Bürger
Crowdsourcing-Prinzip.
Ziel ist es, mithilfe der Meinungsäußerung
von Bürgern philanthropische und staatli-che
Fördermittel sinnvoll einzusetzen. Die
Feedback Labs setzen den Schwerpunkt
ihrer Arbeit auf die Entwicklungszusam-menarbeit.
Die erst 2013 gegründeten
Feedback Labs arbeiten zurzeit an einem
Pilotprojekt in Daressalam in Tansania:
Das Finanzministerium und die NGO Devel-opment
Gateway haben eine Aid Manage-ment
Platform erstellt, über die Finanz-kennzahlen
von über 50 Organisationen
der Entwicklungs-hilfe,
die vor Ort aktiv
sind, erfasst werden.
Diese Informationen
nutzt die tansanische
Regierung als Entscheid-ungsgrundlagen
für staat-liche
Fördermittel. So
hat die Regierung ein genaueres Bild von
den Bedürfnissen und Wünschen ihrer
Bürger und kann besser mit den Entwick-lungshilfeorganisationen
zusammenarbei-ten,
um den Menschen die Unterstützung
zu geben, die sie tatsächlich benötigen.
feedbacklabs.org
Beispiel: Feedback Labs
50. 48
In Deutschland läuft die digitale Infrastruktur
der Zivilgesellschaft schleppend an.
Dennoch haben bereits einige große NGOs substanziell in ihren Internetauftritt investiert.
Für viele kleine und mittlere NGOs geht es dagegen erst einmal darum, eine Online-Präsenz
aufzubauen und zu verstehen, wie sie soziale Netzwerke einsetzen. Auch etablierte Akteure,
zum Beispiel Ministerien und Stiftungen, sehen die Digitalisierung eher als Risiko denn als
Chance. Das gesellschaftliche Misstrauen gegen IT-Giganten wie Facebook und Google ist
kaum irgendwo größer. Finanzielle Investitionen in digital-soziale Innovationen bleiben
weitgehend aus, vor allem im Vergleich zu ähnlich starken Wirtschaftsnationen wie den
USA. So entsteht eine Kluft zwischen staatlichen und philanthropischen Institutionen auf
der einen und einer jungen, sozial motivierten Schicht von Digital Natives auf der anderen
Seite, die zwar bereits eine Handvoll innovativer Plattformen im Bereich Online Fund-raising,
Crowdfunding und politische Transparenz zur Marktreife gebracht haben, aber
deutlich mehr Unterstützung bräuchten.
Nr.13 auf dem Global
innovation index
119 mobilfunk-
Verträge pro 100 einwohner
28 Crowdfunding- Plattformen
gibt es mittlerweile in Deutschland
84% nutzen das INTERNET
„Das Internet ist
für uns alle Neuland.“
Angela Merkel, Bundeskanzlerin Nr.6 auf dem Human
Development index
51. 49
Auch in Deutschland gibt es immer mehr Hackathons, wie beispielsweise den SAP InnoJam, um in kurzer Zeit
Lösungen für soziale Probleme zu entwickeln.
Rollstuhlfahrer checken mit wheelmap.org
schnell und einfach, ob Cafés, Geschäfte
und andere Lokalitäten barrierefrei sind.
Jeder kann am Rechner oder per Handy
auf der Karte eintragen, ob es Stufen, eine
Rampe oder zu schmale
Türen gibt. Die Beteili-gung
ist groß und zeigt,
wie hilfreich das Tool
für viele Menschen ist.
Allein in Deutschland
gibt es ungefähr 1,5
Millionen Rollstuhl-fahrer.
Die Infos sind in
Die Infos sind in 21
Sprachen verfügbar und
bereits 450.000 Orte
weltweit wurden
gekennzeichnet
21 Sprachen verfügbar und bereits 450.000
Orte weltweit wurden gekennzeichnet –
von Apotheken über Behörden bis hin zu
Restaurants. Das Ampelsystem ist leicht
verständlich: Rot markierte Orte sind
nicht rollstuhlgerecht; Orange bedeutet,
dass nicht alle Räume zugänglich sind, und
Grün steht für einen vollständig rollstuhl-gerechten
Ort. Graue Markierungen
zeigen, welche Locations noch nicht zu-geordnet
wurden. Wie auch in anderen
Reise- und Location-
Apps kann der User nach
Kategorien filtern und
sich so z. B. vor einem
Cafébesuch informieren.
Auf diese Weise fördert
wheelmap.org Bewe-gungsfreiheit
und In-klusion.
Wheelmap.
org ist ein Projekt der Sozialhelden, einer
engagierten Gruppe, die auf soziale
Probleme aufmerksam macht und an
deren Lösungen arbeitet.
wheelmap.org
Beispiel: wheelmap.org
52. 50
Verstärker und Hürden digital-sozialer
Innovationen im Überblick*
Germany:
IT-Ausbildung
aktive Zivilgesellschaft
fehlende Investoren
passive Regierung
Israel:
digital-affine Bevölkerung
Unternehmerkultur
IT-Personal: in Konzernen
statt Sozialem
kleiner Markt
Senegal:
bestehende Hilfsstrukturen
Verbreitung von Handys
nachhaltige Finanzierung
keine Vorbilder
Ghana:
digital-soziale
Community
Verbreitung von Handys
schlechte Infrastruktur
passive Regierung
USA:
ausgeprägte
Digitalisierung
anderer Lebensbereiche
großer Binnenmarkt
Zugang zu Finanzierung
Fragmentierung des Marktes
Costa Rica:
gut ausgebildete Wieder-kehrer
(v.a. aus USA)
digital aktive Regierung
keine Vorbilder
kein Entrepreneur-Mindset
Colombia:
digital aktive Regierung
Verbreitung von Handys
Unternehmerkultur
fehlende Investoren
Bolivia:
Entwicklungshilfe-Gelder
Verbreitung von Handys
Technik-Skepsis
fehlende IT-Kenntnisse
Brazil:
digital-affine Bevölkerung
aktive Zivilgesellschaft
NGO-Skepsis
IT-Personal: in Konzernen
statt Sozialem
53. 51
* Unter „digital-soziale Innovationen“ verstehen wir alle Entwicklungen, bei denen Menschen
und Institutionen unabhängig von ihrer Rechts- und Finanzierungsform digitale Technologien
einsetzen, um das öffentliche Wohl zu verbessern; um dafür zu sorgen, dass so viele Menschen
wie möglich die Art von Leben führen können, die sie als gut und richtig empfinden.
India:
bestehende
Hilfsstrukturen
Unternehmerkultur
digital aktive Regierung
NGO-Skepsis
Indonesia:
digital-affine
Bevölkerung
aktive Zivil-gesellschaft
Handy-Sättigung
passive Regierung
China:
Finanzierung durch
CSR-Initiativen
digital-affine Bevölkerung
aufstrebende Mittelklasse
repressive Regierung
Tanzania:
bestehende
Hilfsstrukturen
digital aktive
Regierung
fehlende
IT-Kenntnisse
keine Vorbilder
Kenya:
Verbreitung von
mobilen Bezahl-systemen
(MPesa)
Unternehmerkultur
gut ausgebildete
Wiederkehrer
nachhaltige
Finanzierung
Rwanda:
digital aktive Regierung
auf digital-sozial
spezialisierte IT-Agenturen
bestehende Hilfsstrukturen
nachhaltige Finanzierung
54. 52
Äpfel, Birnen und die Krux
mit dem Ländervergleich
Was ist der Unterschied zwischen China und Bolivien? Nein, das ist
keine Scherzfrage. Das ist eine der vielen Fragen, die wir uns bezüglich
digital-sozialer Innovationen stellen, seit wir vom lab around the world
zurückgekommen sind. Denn wir wollen das Rätsel der digital-sozialen
Zivilgesellschaft lösen. Wie lautet die Weltformel des Guten?
Weil Bolivien kulturell, ökonomisch,
politisch und historisch ganz anders ist
als China, scheint ein Vergleich deren
Verstärker und Hürden für digital-soziale
Innovationen sowie der aktuell vor-herrschenden
Dynamiken unsinnig. Doch
auch wenn Induktion mühselig ist, weil aus
Tausenden von Einzelfakten allgemeingül-tige
Theorien gebildet werden müssen, so
wagen wir einen Versuch.
Was also haben indonesische Väter, die sich
auf Twitter für das Stillen von Babys ein-setzen,
mit einem SMS-Service für Farmer
in Ghana gemeinsam? Nun, zumindest
verbessern beide die Welt mit digitalen
Hilfsmitteln. Erhöht man die Auflösung,
werden Kategorien wie Finanzierung, Or-ganisationsform
oder Zielgruppe erkenn-bar.
Und es wird klar: Die Angelegenheit ist
komplex, qualitativ und bewegt sich auch
noch auf der Zeitachse. Auf Wiedersehen,
liebe Weltformel des Guten. Hallo, Mind-map
aus Faktoren und Zusammenhängen.
Also lassen wir uns von der Vielfalt unse-rer
Erkenntnisse aus den einzelnen Län-dern
nicht abschrecken und bleiben erst
einmal deskriptiv. Zunächst einmal ist
klar: Äpfel und Birnen gehören beide zur
Familie der Rosengewächse. In unserem
Fall: Digital-soziale Innovationen sind ein
weltweites Phänomen – aber die Manifes-tationen
sind divers. In einigen Ländern
treten sie eher als lose Netzwerke der ak-tiven
Zivilgesellschaft in Erscheinung, die
allgemein verbreitete digitale Technologien
nutzen (Brasilien, Indonesien, teilweise
China). In anderen Ländern entwickeln die
Menschen eigene technische Innovationen
– also Apps, Plattformen, Tools –, etwa in
Indien oder Kenia.
Das Volk ist begeistert,
doch die Regierung schläft
Eine weitere Gemeinsamkeit aller Länder:
Sie haben eine Regierung. Und etwa die
Hälfte der von uns besuchten Länder hat
auch eine digitale Policy, fördert also die
Digitalisierung der Zivilgesellschaft mit
entsprechenden Programmen und Infra-struktur.
Diese gehören, mit Ausnahme
von Ghana und Tansania, auch tendenziell
zu den dynamischeren Ländern.
55. 53
In vielen Ländern, besonders in den dyna-mischeren
wie Indien, Brasilien oder Kenia,
sind die Menschen von den digitalen Tech-nologien
und Kommunikationsmöglich-keiten
begeistert. Die Handy-Sättigung ist
erreicht und Smartphones werden für im-mer
mehr Menschen erschwinglicher. Apps
und digitale Kommunikation in sozialen
Medien und mit Messengern eignen sich
wunderbar, um etwa Stadt-Land-Entfer-nungen
zu überbrücken. So werden auch
indirekt soziale Ziele erreicht, etwa wenn
Menschen aus der Stadt per SMS-Bezahl-dienst
MPesa Geld an die Verwandten im
Heimatdorf schicken.
Entstehen Silos statt
digital-soziale Netzwerke?
Ebenfalls interessant: In fast allen von uns
besuchten Ländern entstehen digital-so-ziale
Innovationen kaum in den klassischen
NGOs, also Hilfsorganisationen, Wohl-fahrtsverbänden
oder Stiftungen. Es sind
eher kleine Netzwerke von Aktivisten, Wis-senschaftlern,
IT-Experten oder (jungen)
Unternehmern, die Ideen anstoßen und
umsetzen. In vielen Ländern könnten so
Parallelstrukturen zwischen klassischer
Regierungs- und NGO-Arbeit auf der einen
Seite und unternehmerischer und digi-taler
Arbeit auf der anderen Seite entste-hen,
so unser erster Eindruck. Es mangelt
an Austausch und Kollaboration zwischen
den verschiedenen Akteuren. Eine erfreu-liche
Ausnahme ist Indien, wo einige NGOs
Partnerschaften mit Innovatoren und digi-tal-
sozialen Dienstleistern eingehen, um
ihre Arbeit zu verbessern. Auch in anderen
Ländern wird zunehmend versucht, diesen
Graben mit digital-sozialen Hubs, Inkuba-toren
oder Wettbewerben zu überbrücken.
Das lab around the world 2014 war erst
der Anfang einer langen Reise. Nicht
nur gibt es noch viel mehr digital-soziale
Gesellschaften zu entdecken und zu er-forschen.
Auch wollen wir das Wesen der
verschiedenen Zivilgesellschaften besser
verstehen, wollen verstehen, wie der op-timale
Nährboden der Innovationen fürs
Gemeinwohl zusammengesetzt ist. Liebe
Weltformel des Guten, bist du noch da?!
Wie schnell sich die Länder entwickeln:
Unsere Rangliste der
digital-sozialen Dynamik
1. India
2. USA
3. Brazil
4. Kenya
5. Rwanda
6. Colombia
7. Indonesia
8. Israel
9. China
10. Costa Rica
11. Germany
12. Ghana
13. Tanzania
14. Senegal
15. Bolivia
56. 54
Die Entdeckungsreisenden
Anja Adler
Anja verfolgt fürs betterplace
lab Onlinetrends im
Stiftungswesen. Nach
einer Station bei der
Robert Bosch Stiftung
war sie zwei Jahre
als Kommunikations-managerin
Sarah Strozynski studierte
Politikwissenschaft. Sie ist
26 Jahre alt und arbeitet
für betterplace.org in
der Konzeption: Dort
entwickelt sie die Online
Fundraising Tools für
soziale Organisationen.
Joana Breidenbach
Promovierte Kulturanthro-pologin
und Autorin zahl-reicher
Bücher zu den
kulturellen Folgen der
Globalisierung, Migra-tion
und Tourismus.
Etwa: Tanz der Kulturen
(Rowohlt 2000), Maxi-kulti
(Campus 2008)
und Seeing Culture Every-where
(Washington Press 2009).
Joana Breidenbach ist Mitgründerin von bet-terplace.
org und leitet das betterplace lab.
Ben Mason
Ben Mason ist so etwas wie
der verlorene Sohn des
betterplace lab. Nach
einem Praktikum im
Jahr 2011 kehrte Ben in
seine Heimat zurück,
um sein Studium in
Philosophie und Ger-manistik
in Oxford ab-zuschließen.
Seit Oktober
2013 ist Ben als Captain of
International Projects wieder da.
bei der
Stiftung Mercator tätig
und arbeitet momentan
als selbstständige Kommu-nikations-
und Social-Media-Beraterin.
Zusätzlich promoviert sie zur politischen
Rolle digitaler Kommunikation.
Mareike Müller
Mareike studierte „Kommu-nikation,
sozialer Wandel
und Entwicklung“ sowie
„Entwicklungsökonomie“
in Madrid. In diesem
Kontext forschte sie zu
Online Kommunikation
von NGOs und ICT4D.
Zuvor hat Mareike mit
der GIZ und der FES zusam-mengearbeitet
und sich in sozialen
Projekten in Bolivien und Südafrika engagiert.
Kathleen Ziemann
Kathleen Ziemann ist Kultur-wissenschaftlerin
und hat
unter dem Titel Platt
2.0 ihre Masterarbeit
über Minderheiten-sprachen
auf Facebook
geschrieben. Bisher hat
Kathleen als Referentin
für Öffentlichkeitsarbeit
bei Ärzte ohne Grenzen und
im Landtag Brandenburg gear-beitet.
Seit September 2012 ist die 30-Jährige als
Trendreporterin im betterplace lab.
Sarah Strozynski
57. 55
Dennis Buchmann ist Dip-lom-
Biologe, Master of
Public Policy und Ab-solvent
der Deutschen
Journalistenschule.
Er hat das Magazin
„Humanglobaler Zufall“
erfunden und als Chef-redakteur
geleitet. Im
betterplace lab ist Dennis
seit fünf Jahren Kreativredak-teur
und arbeitet bei uns redaktionell sowie kon-zeptionell.
Seit 2011 gibt er mit MeinekleineFarm.org
außerdem Fleisch ein Gesicht.
Pál Nyíri ist Professor für
globale Geschichte aus der
anthropologischen Per-spektive
an der Vrije
Universität Amsterdam.
Seine letzten Bücher
hießen „Seeing Culture
Everywhere ... From
Genocide to Consumer
Habits“ (2009) und „Mobility
and Cultural Authority in Contemporary China“ (2010,
beide University of Washington Press). Er bloggt über
Chinas Export seiner Entwicklungshilfe und schreibt
momentan ein Buch darüber, wie Journalisten chine-sischer
Medien aus anderen Ländern berichten.
Machte seinen Zivildienst
beim Rettungsdienst
des Deutschen Roten
Kreuzes, danach erfolg-reich
Studium der Soziologie,
Neueren / Neuesten
Geschichte und Afrika-nistik
Jung von Matt in Hamburg,
Mitgründer und Vorstand von
betterplace.org, dabei verantwortlich für Stra-tegie,
Marketing/PR und IT, Gründer der Fußball-kommentatorenseite
marcel-ist-reif.de, jetzt im
betterplace lab.
Medje Prahm ist Mistress of
Arts in Philosophy & Eco-nomics
und hat sich auf
Social Impact Measure-ment
und Organisa-tionslernen
in kleinen
abgebrochenes
in Berlin, Texter bei
NGOs spezialisiert. Vor
ihrer Zeit im lab hat sie
beim Thinktank „stiftung
neue verantwortung“ und
der BMW Stiftung gearbeitet. Medje hält als Innen-ministerin
des betterplace lab die verzweigte
Netzwerkorganisation zusammen und unterstützt
neben ihrer Forschungsarbeit Joana bei der Leitung.
Dennis Buchmann
Pál Nyíri
Moritz Eckert
Medje Prahm
58. 56
Impressum
betterplace
lab around the world Broschüre
Herausgeber:
betterplace lab
gut.org gemeinnützige AG
Schlesische Straße 26
10997 Berlin
betterplace-lab.org/projekte/
lab-around-the-world
Autoren:
Anja Adler, Joana Breidenbach, Dennis Buchmann,
Moritz Eckert, Ben Mason, Mareike Müller, Pál Nyíri,
Medje Prahm, Sarah Strozynski, Kathleen Ziemann
Redaktion:
Dennis Buchmann, Moritz Eckert
Quellen:
Human Development Index 2014 (HDI):
hdr.undp.org
The Global Innovation Index 2014:
globalinnovationindex.org
International Telecommunication Union 2013
(Mobilfunkverträge und Internetnutzung): itu.int
Die fünfte Zahl je Land haben wir vor Ort recherchiert.
Korrektur:
Axel Fischer
Art-Direktion, Layout und Illustration:
Rico Reinhold
Druck:
Ruksal, Berlin
59.
60. Ghana
Seite 30
Senegal
Seite 32
Brasilien
Seite 34
Bolivien
Seite 36
Costa Rica
Seite 44
USA
Seite 46
Kolumbien
Seite 42