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Report 2014: Wie Menschen rund um die Welt mit Internet und Handy Gutes tun 
Tansania 
Seite 24 
Indien 
Seite 14 
Israel 
Seite 20 
Kenia 
Seite 22 
Ruanda 
Seite 26 
China 
Seite 2 
Indonesien 
Seite 8 
Deutschland 
Seite 48
1 
Liebe Leserin, lieber Leser, 
machen digitale Gerätschaften unsere Welt lebenswerter? Wir 
glauben, es piept. Das betterplace lab war im Frühjahr mit Rucksack 
und Notizblock „around the world“, um zu feldforschen, wie 
Hilfsorganisationen, Aktivisten und Social Entrepreneurs im Jahr 
2014 Internet und Mobilfunk nutzen – von Indien über Ruanda 
bis Brasilien. 
Erste Ergebnisse: Es herrscht Aufbruchstimmung bei vielen der 
besuchten Weltverbesserer. Aufbruch in eine Zeit, in der das 
Internet nicht nur für banalen Konsum, der Mobilfunk nicht nur 
für belanglose Kommunikation genutzt wird. Sondern auch, um 
zum Beispiel mehr Menschen in demokratische Prozesse einzu-binden, 
effizienter Hilfsgüter von A nach B zu bringen oder Kinder 
über eine coole Smartphone-App zu bilden. 
Einige der interessantesten Beispiele möchten wir euch in dieser 
Broschüre vorstellen. Zum Beispiel die „Breastfeeding Dads“ aus 
Indonesien, die mit winzigen Mitteln die Massen gegen die 
mächtigen Milchpulver-Multis mobilisieren. Oder „SokoText“, 
ein SMS-Service, mit dem kenianische Marktfrauen endlich 
etwas mehr verdienen können. 
Dazugepackt haben wir erste Hypothesen, warum es in manchen 
Ländern besser klappt mit den digital-sozialen Innovationen, in 
anderen weniger. Und wie dynamisch es vor Ort zugeht. Aber 
halt: Wir stehen erst ganz am Anfang dieser Forschung. Umso 
mehr danken wir unseren Partnern, die das lab around the world 
unterstützt haben: Ashoka, der Deutsche Lufthansa AG, der Bill 
and Melinda Gates Foundation, der BMW Stiftung, der Millicom 
Foundation, Mozilla sowie ZEIT ONLINE als Medienpartner. 
Aber genug der Vorrede. Jetzt geht's rein in die Szene der ratternden 
Festplatten, blinkenden Websites und piependen Handys für eine 
bessere Welt. Wir wünschen euch viel Spaß beim digital-sozialen 
Kurztrip durch unsere 15 besuchten Länder. 
Euer Team des betterplace lab 
PS: Das „lab around the world“ war ein Backpacker-Trip und keine 
First-Class-Reise. Dennis hat beispielsweise in Indonesien für sein 
„Zimmer“ 1,65 Euro pro Nacht gezahlt.
2 
In China trifft eine hoch digitalisierte urbane 
Mittelschicht auf eine sehr junge NGO-Landschaft. 
Große Technologieunternehmen haben in den letzten Jahren umfangreiche Spendenplatt-formen 
aufgebaut und propagieren den Erwartungen der Kommunistischen Partei folgend 
Philanthropie als modernen Lebensstil. Einzelne Stiftungen wie die One Foundation 
fungieren als digital-soziale Vorreiter. Bekannte Blogger mit Millionen Fans starten und 
skalieren Kampagnen auf den beliebten Social-Media-Plattformen Sina Weibo und WeChat 
– meist zu „sicheren“ Themen wie Bildung und Kinderarmut. Online-Aktionen zu brisanten 
Themen wie Arbeiter- oder Menschenrechten werden hingegen stark reglementiert. 
Entdeckungsreisende: Joana Breidenbach und Pál Nyíri | jb@betterplace.org | p.d.nyiri@vu.nl 
Nr.29 auf dem Global 
innovation index Nr.91 auf dem Human 
Development index 
Nur 1500 
Organisationen 
dürfen in China Spenden sammeln 
45,8% nutzen das INTERNET 
88,7 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner 
„Gibt es ein Erdbeben, spenden die 
Menschen. Gibt es kein Erdbeben, 
spenden sie nicht .“ 
Bei Xiaochao, CSR-Direktor, Sina Weibo
3 
Weitere Beispiele, wie Tan Wan („der Adler“), einst einer der legendärsten Hacker Chinas, jetzt Unternehmer mit 
eigener digital-sozialer Agentur, findest du unter: bit.ly/hackerchina 
Beispiel: Sina Weibo Gongyi 
Mit 500 Millionen Nutzerkonten besetzt 
Sina Weibo 80 Prozent des chinesischen 
Mikrobloggermarktes. Das mit Twitter 
vergleichbare Unternehmen betreibt seit 
2012 eine der drei großen Spendenplatt-formen 
im Land. Über 10.000 Projekte 
haben bislang 25 Millionen Euro erhalten. 
Im Gegensatz zur Gongyi-Plattform des 
Konkurrenten Tencent, 
der stark auf Dauer-spenden 
an etablierte 
Ein Mensch bewegt 
eine Million 
zum Engagement. 
NGOs setzt, richtet sich 
Sina Weibos Gongyi an 
Einzelprojekte. Jeder 
Weibo-Nutzer kann ein 
Spendenprojekt anlegen – z. B. um Schul-gebühren 
fürs Kind zu finanzieren. Zur 
Verifizierung der einzelnen Projekte 
melden sich Nutzer als ehrenamtliche 
Prüfer und checken die Seriosität der 
Hilfsbedürftigen online, durch Telefonate 
oder Besuche vor Ort. Danach bemüht 
sich das CSR-Team von Sina Weibo, das 
Projekt mit einer der meist staatlichen 
Stiftungen zu verbinden, die berechtigt 
sind, Spenden entgegenzunehmen. Jeder 
Spender hat ein Nutzerprofil: Grafiken 
zeigen, wie viele weitere Menschen er 
durch seine Social-Media-Aktivitäten zum 
Spenden motiviert hat. Supernutzer 
schaffen es, bis zu eine 
Million Menschen zum 
Engagement zu bewegen. 
Die großen chinesischen 
Social-Media- und Tech- 
Plattformen kooperieren 
eng mit der Regierung. 
Zugleich finanzieren sie die Infrastruktur 
des neuen philanthropischen Lebensstils, 
der es Chinesen ermöglicht, mehr Ver-trauen 
untereinander aufzubauen und sich 
für sozial Schwache einzusetzen. 
gongyi.weibo.com
4 
Auch die One Foundation darf in China Spenden sammeln – etwa mit dieser lieblichen App. 
Chinas Zivilgesellschaft erobert das Netz 
In China sammeln Bürger Spenden übers Internet. Die Partei 
lenkt diese Initiativen. Aber gewitzte Dissidenten finden 
Schlupflöcher, um einander zu unterstützen. 
Als der Journalist Deng Fei vor drei Jahren 
durchs ländliche China reiste, machte er 
eine erschütternde Beobachtung: Deng 
sah, wie Kinder sich auf einem Schul-hof 
über offenem Feuer ein karges Essen 
kochten. Die Kinder litten Hunger, wie 
Millionen andere chinesische Schüler auch. 
Der Journalist wollte helfen. Auf der 
Mikroblog-Plattform Sina Weibo startete 
er eine Spendenkampagne, die er „Kosten-loses 
Mittagessen“ nannte. Er hatte großen 
Erfolg: Drei Jahre und 40 Millionen Wei-bo- 
Follower später ist „Kostenloses Mit-tagessen“ 
eine landesweite Bewegung, die 
neun Millionen Euro Spenden gesammelt 
hat und 360 Schulen im ganzen Land mit 
kostenlosen Mittagsmahlzeiten versorgt. 
Dengs Initiative war ganz im Interesse 
der Partei. Schon im Jahre 2008 hatte der 
damalige Premierminister Wen Jiabao 
die Mangelernährung unter Schulkindern 
als Problem ausgemacht. Zwei Jahre
5 
später griffen Journalisten des staatlichen 
Fernsehsenders CCTV das Thema auf. Es 
gelang ihnen, Liu Yunshan für das Schicksal 
der hungrigen Kinder zu interessieren, den 
Propagandachef der Partei. Die Journa-listen 
machten eine Dokumentation, sie 
durften sie zur Hauptsendezeit ausstrahlen. 
Danach galt das Thema als unproblema-tisch. 
Eine Woche nachdem die CCTV-Do-ku 
gelaufen war, startete Deng Fei seine 
Weibo-Kampagne auf Weibo. Wenig 
später verkündete die Regierung selbst, 
jährlich rund 180 Millionen Euro für die 
Schulspeisung in den ärmsten Regionen 
bereitzustellen. 
Dengs Erfolgsgeschichte ist Teil eines 
großen gesellschaftlichen Umbruchs in 
China. In einem Land ohne moderne 
Spendentradition, in dem jede Form 
organisierter Zivilgesellschaft verboten 
war, ist in den letzten Jahren eine vielfältige 
NGO-Landschaft entstanden – gestützt 
auch durch die technischen Möglichkeiten 
des Internets. 
Auslösendes Ereignis war das große Erd-beben 
in Wenchuan im Jahr 2008. Der 
Filmstar Jet Li gründete damals die One 
Foundation, die nur zufällig so heißt wie 
die gleichnamige Entwicklungsorgani-sation 
des U2-Sängers Bono. Die chine-sische 
One fordert die Bürger unermüdlich 
übers Internet zu Dauerspenden auf. Ihre 
Parole: „ein Mensch, ein Monat, ein Yuan“. 
„Philanthropie soll 
Teil des chinesischen 
Lifestyles werden.“ 
Auch die Internetgiganten Tencent, Sina 
Weibo und Alibaba errichteten nach dem 
Beben große Spendenplattformen. Dank 
ihrer gigantischen Nutzerzahlen – alleine in 
Tencents QQ-Chat sind teilweise 180 Mil-lionen 
Nutzer gleichzeitig online – sind die 
Medienunternehmen in der Lage, die neue 
Spendenkultur anzukurbeln. Tencents 
Chef Dou Ruigang verkündet hochfliegende 
Ziele: „Philanthropie soll Teil des chine-sischen 
Lifestyles werden.“ 
Noch sind die Zahlen allerdings be-scheiden: 
Bislang wurden über die großen 
Plattformen rund 60 Millionen Euro an 
Spenden eingeworben. Zum Vergleich: 
In Deutschland hat der Spendenmarkt 
ein jährliches Volumen von rund sieben 
Milliarden Euro. 
Viele Beobachter sehen in Digitalkampag-nen 
wie dem „kostenlosen Mittagessen“ 
von Deng Fei Belege für eine entstehende 
Zivilgesellschaft und neue, digital er-möglichte 
Freiräume. Manche interpretie-ren 
sie gar als verdeckte politische Proteste 
der großen, aufstrebenden Mittelschicht 
Journalist Deng Fei hat online schon neun Millionen 
Euro Spenden für Schulessen gesammelt.
6 
gegen die Mängel der staatlichen Politik. 
Diese Mittelschicht sehe sich mit massiven 
sozialen Problemen konfrontiert – und weil 
sie die offizielle Politik nicht direkt selbst 
beeinflussen kann, engagiert sie sich auf 
eigene Faust. 
Die meisten der neuen chinesischen Nicht-regierungsorganisationen 
verstehen sich 
– anders als ähnliche Gruppen in Europa 
und den USA – aber nicht als kritisches 
Gegengewicht zu Staat und Wirtschaft. 
Ganz im Gegenteil: Die kommunistische 
Regierung unterstützt das bürgerschaftli-che 
Engagement, und die Gruppen über-nehmen 
häufig Aufgaben im Sinne der 
Partei. Dem Staat fehlen die Mittel für eine 
effektive Sozialpolitik, und so schiebt er, 
wie auch viele westliche Staaten, Wohl-fahrtsdienstleistungen 
an private Initia-tiven, 
Unternehmen und Privatspender ab. 
Doch sobald eine Initiative Tabus 
berührt, gelten andere Spielregeln. Zum 
Beispiel werden Fabrikarbeiter, die über 
Missstände bloggen, von der Kommunis-tischen 
Partei ausgebremst. Die Partei 
heuert für wenig Geld Kommentatoren an, 
sogenannte „50-Cent-Parteimitglieder“. 
Diese legen kritische Debatten in den Blogs 
erfolgreich lahm. 
Alle Spenden sammelnden Nicht-regierungsorganisationen 
müssen sich 
bei einer offiziellen Stiftung akkreditieren 
lassen. Das verschafft der Regierung 
einen wirksamen Filter: Sie genehmigt 
nur Initiativen, die ihre Interessen 
nicht gefährden. 
Doch die staatliche Überwachung hat 
Lücken. Durch eine schlüpfte Guo Yuhua, 
die sich für politische Gefangene einsetzt. 
Hauptberuflich ist Guo Anthropologie-professorin 
an der renommierten Tsing-hua- 
Universität. Daneben engagiert sie 
sich, wie rund zehntausend weitere Chi-nesen, 
in der sogenannten Fleischpartei. 
Manche sagen, es sei die einzige Opposi-tionspartei 
Chinas. 
Spenden für Oppositionelle 
Gegründet wurde die Fleischpartei von Xu 
Zhirong, besser bekannt unter seinem In-ternetnamen 
Rou Tangseng, den er zu Eh-ren 
einer klassischen Romanfigur wählte. 
Rou wurde aktiv, als der regierungs-kritische 
Blogger Ran Yunfei verhaftet 
wurde. Seine Familie verlor dadurch einen 
großen Teil ihrer Lebensgrundlage, und 
Rou wollte ihr helfen. Auf Weibo forderte 
er zu Spenden auf. Er war so erfolgreich, 
dass die Partei sein Weibokonto umge-hend 
schließen ließ. 
Anfang 2013 eröffnete Rou dann einen 
virtuellen Shop auf Taobao, dem größten 
chinesischen E-Commerce-Portal. Taobao 
ist vergleichbar mit eBay. Im „Roupu“, 
übersetzt Fleischladen, konnten Rans 
Unterstützer für wenige Yuan eine Dankes-notiz 
kaufen. Doch der Kauf diente nur als 
Tarnung für Spenden an Rans Familie. 
„Sobald eine Initiative Tabus 
berührt, gelten 
andere Spielregeln.“
7 
Allein in den ersten drei Tage spendeten 
4.600 Kunden des Fleischladens 120.000 
Yuan, umgerechnet rund 15.000 Euro. 
Dann schlossen die Plattformbetreiber den 
Shop. Doch Rou eröffnete unter anderem 
Namen einen neuen Laden. Diesmal ver-kaufte 
er Treffen mit bestimmten Persön-lichkeiten. 
Eine Bankangestellte zahlte ein 
zweifaches Monatsgehalt für ein Essen mit 
einer Politologin. Eine Teestunde mit der 
Anthropologin Guo kostete 800 Yuan. 
In China ist Rous Laden einzigartig. Er hat 
es geschafft, eine junge, seit dem Tianan-men- 
Massaker weitgehend apolitische Be-völkerung 
zum politischen Engagement zu 
motivieren. Im Fleischladen kaufen Intel-lektuelle, 
Studenten, Verkäuferinnen und 
sogar Regierungsbeamte. Innerhalb von 
acht Monaten spendeten 10.000 Chinesen 
über 150.000 Euro für politische Gefangene. 
Guo führt den Erfolg darauf zurück, dass 
die Spenden durch die Online-Kaufaktion 
entpolitisiert worden sei. Zusätzlich haben 
Filmstars wie Chen Kun über Social Media 
Millionen Fans über die Auktionen des 
Fleischladens informiert. 
Mittlerweile kümmert sich der Laden 
um mehrere Familien von politischen 
Gefangenen. Die Verteilung wird basis-demokratisch 
organisiert. Sobald genug 
Geld für eine Familie zusammengekom-men 
ist, werden aus der Datenbank des 
Shops neun Mitglieder ausgewählt. Sie 
diskutieren per Chat und anonym, welche 
Familie das Geld erhalten soll. Diese Or-ganisationsform 
hat auch den Vorteil, dass 
der Fleischladen weiter existieren kann, 
falls seine Gründer verhaftet werden. Auch 
die Anthropologin Guo wurde schon mehr-mals 
zum polizeilichen Verhör vorgeladen. 
Regierung unter Zugzwang 
Durch digitale Medien sind in China neue 
Spielräume entstanden, in denen Tabuthe-men 
salonfähig werden. Vor einigen 
Jahren begann die US-Botschaft in Peking, 
Smogwerte aus Messungen auf ihrem Dach 
zu twittern. Der öffentliche Druck führte 
dazu, dass chinesische Behörden eben-falls 
Werte veröffentlichten. Weil diese 
deutlich unter den amerikanischen lagen, 
programmierten Entwickler eine App, die 
beide Zahlen kommentarlos nebenein-ander 
zeigte. Das wirkte: Heute erscheinen 
täglich zuverlässige Smogwerte, und Hack-athons 
zur Luftqualität boomen. 
Die Größe des Binnenmarktes, die fast 
flächendeckende digitale Infrastruktur 
und die Begeisterung der Chinesen für 
digitale Kommunikation könnten gewal-tige 
Bewegungen in Gang setzen. Doch die 
Furcht vor der Macht der digitalen Welle 
kann auch hemmen. Wenn Aktivisten auf 
den Social-Media-Knopf drücken, können 
sie oft nicht mehr beeinflussen, was dann 
passiert. Und dieses Risiko einzugehen, 
trauen sich bislang nur wenige. 
„Allein in den ersten drei 
Tage spendeten 4.600 Kunden 
des Fleischladens 
umgerechnet 15.000 Euro.“
8 
Indonesien sprüht Funken. 
Jakarta ist eine der aktivsten Twitter-Hauptstädte und Indonesien mit 65 Millionen 
Nutzern das viertgrößte Facebook-Land der Welt. Jeder will Internet! Vor allem, um in 
sozialen Netzwerken zu posen und zu plaudern. Die meist in losen Netzwerken organisierte 
Zivilgesellschaft ist derweil mit dem Kampf gegen Korruption und Umweltzerstörung 
beschäftigt. So ist das Land ziemlich gut digitalisiert und auch engagiert. Doch die beiden 
Bereiche haben noch nicht so recht zusammengefunden. Online-Fundraising oder andere 
digital-soziale Anwendungen sind rar gesät. Vor allem Twitter ist aber ein mächtiges 
Kampagnenwerkzeug in dem Land der tausend Inseln. 
Entdeckungsreisender: dennis buchmann | dbu@betterplace.org 
70% der Bandbreite 
Indonesiens 
wird auf Java 
konsumiert 
und davon 70% in Jakarta 
121,5 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner 
15,8% nutzen das INTERNET 
„Wir haben Flugzeuge gebaut, 
wir haben Satelliten gebaut, 
da können wir doch wohl 
auch ein indonesisches 
Silicon Valley bauen?“ 
Dr. Budi Rahardjo, Dozent am 
Technologie-Institut in Bandung 
Nr.87 auf dem Global 
innovation index 
Nr.108 auf dem Human 
Development index
9 
Fast so aktiv wie die Zivilgesellschaft in Indonesien: Der Vulkan Merapi (siehe nächste Seite). 
Mehr Beispiele, darunter der erste Hackathon zur Terrorabwehr, gibt's hier: bit.ly/vulkanmerapi 
Beispiel: The Breastfeeding Dads 
Die Breastfeeding Dads, wie sich die jungen 
Männer des Netzwerks AyahASI auch 
nennen, haben viel Spaß bei ihrer Arbeit. 
Sie setzen sich dafür ein, dass in Indonesien 
mehr Mütter stillen. Väter für mehr 
Muttermilch – das klingt lustig, ist aber 
ein todernstes Thema. Weil Großkonzerne 
Hebammen und Kran-kenhäuser 
„Wer sechs Monate stillt, 
hat genug Geld für ein 
iPhone gespart!“ 
bestechen, 
damit diese den Müttern 
ihr Milchpulver empfehlen 
und vom Stillen abraten, 
sterben in Indonesien 
jedes Jahr rund 30.000 
Neugeborene. Denn in ländlichen Gebieten 
ist das Wasser, mit dem das Pulver angerührt 
werden muss, oft nicht sauber. Die Breast-feeding 
Dads konzentrieren sich auf die 
Vorteile des Stillens und kommunizieren 
diese zielgruppenadäquat: „Wer sechs 
Monate stillt, hat genug Geld für ein 
iPhone gespart!“ – um nur einen Vorteil 
des Stillens zu nennen, der Männern 
gefallen wird. Diese etwas andere Per-spektive 
hat den Breastfeeding Dads 
bislang über 125.000 Follower auf Twitter 
beschert. Die Breastfeeding Dads haben 
kein Büro. Sie haben keinen Chef. Sie haben 
kaum Geld. Aber sie haben Twitter. Und 
über 50 besonders 
engangierte Väter, die in 
21 Städten Indonesiens 
täglich zwischen 50 und 
300 Fragen von verun-sicherten 
Eltern beant-worten 
– ehrenamtlich 
und zwischendurch mit dem Smartphone. 
Das Gezwitscher auf Twitter ist so laut, dass 
die indonesische Regierung das Thema 
auf ihre Agenda geholt hat. Und wenn es 
mit den Breastfeeding Dads so weitergeht, 
summieren sich die Abertausende sticheln-den 
Tweets zum Dolchstoß für die Milch-pulverkonzerne. 
Twitter.com/ID_AyahASI
10 
Sukiman Pratomo in einer der steilen Straßen des Dorfs Sidorejo. Dort leitet er das Vulkan-Info-Radio Lintas Merapi. 
Die Crowd hat das bessere Frühwarnsystem 
Als in Indonesien der Vulkan Merapi ausbrach, konnte die 
Regierung den Geschädigten kaum helfen. Jetzt organisieren 
die Menschen ihren Katastrophenschutz selbst – und besser. 
Wenn der Merapi ausbricht, hängt alles von 
den richtigen Informationen ab. Sie müssen 
die Menschen schnell erreichen, um Leben 
zu retten. Und sie müssen eindeutig 
Aufschluss geben über die wichtigsten Fra-gen: 
Wo sind die nächsten Evakuierungs-routen? 
Wie gelangt man zu sicheren 
Unterkünften? Wo gibt es Trinkwasser? 
Solange das nicht klar ist, bleiben alle Ret-tungsversuche 
im panischen Umherlaufen 
von flüchtenden Menschen stecken – und 
die Wahrscheinlichkeit, dass viele sterben, 
steigt. Der Merapi ist einer der aktivsten 
Vulkane der Welt. Als er im Jahr 2006 aus-brach, 
zeigten sich die Behörden dem Not-stand 
nicht gewachsen. „Es wurden Dörfer 
evakuiert, die gar nicht gefährdet waren“, 
beschwert sich Sukiman Mochtar Pratomo. 
„Und dann mussten wir drei Monate 
lang in Auffanglagern unter schlechten 
Bedingungen ausharren.“
11 
Damit das nicht wieder passiert, schlossen 
sich mehrere Dörfer in der Nähe des Merapi 
nach dem Ausbruch zusammen. Sie verein-barten, 
sich künftig im Katastrophenfall 
gegenseitig zu warnen, und gründeten das 
Netzwerk Jalin Merapi. Seither hat Pratomo 
mit anderen eine Radiostation aufgebaut, 
das Lintas Merapi Community Radio im 
Dorf Sidorejo, das Teil des Warnsystems ist. 
„Als der Merapi im Jahr 2010 wieder 
ausbrach”, erzählt Pratomo, „haben 
wir unser Dorf selbst evakuiert.” Zwar 
starben durch den Ausbruch rund 300 
Menschen. Aber ohne das Netzwerk wären 
es möglicherweise mehr gewesen. 
Das flexible Netzwerk reagierte damals 
schnell – im Gegensatz zu den Behörden, 
die sich mit Genehmigungen, Budgets 
und der Koordination zwischen lokalen, 
regionalen und nationalen Entscheidungs-gewalten 
herumschlagen mussten. Nur 
einen Tag vor dem Ausbruch, am 26. 
Oktober 2010, registrierten die Freiwilligen 
von Jalin Merapi auf Twitter den Account 
@jalinmerapi. Innerhalb weniger Tage 
folgten ihm 35.000 Menschen. 
Daneben versorgten die Gemeinderadios 
der umliegenden Dörfer die Einwohner 
mit zentralen Infos, und CB-Funk und 
SMS halfen bei der Verbreitung von Warn-meldungen. 
Twitter war dazu die perfekte 
Ergänzung – ideal, um Hilfe zu organisieren. 
Zum Beispiel reichte ein einziger Tweet, 
um nach dem Ausbruch von 2010 inner-halb 
einer halben Stunde Mahlzeiten für 
6.000 Flüchtlinge zu beschaffen. 
Heute, im Frühjahr 2014, ist es ruhig in 
Sidorejo, dem Dorf von Lintas Merapi. Nur 
ein wenig Rauch steigt gemächlich aus dem 
Vulkan. In solchen Zeiten senden die Radio-macher 
Tipps und Tricks für die Bauern, 
sie berichten über die Wettervorhersagen, 
oder sie informieren generell darüber, was 
im Fall eines Vulkanausbruchs zu tun wäre. 
Ergänzt wird das Programm durch regel-mäßige 
Meldungen zur Lage am Vulkan. 
Noer Cholik am Seismografen im Vulkanologischen 
Institut in Yogyakarta. Über CB-Funk hält er Kontakt 
zu den Vulkanbeobachtern. 
Die erhält das Radio von Außenposten. Frei-willige 
aus den umliegenden Dörfern halten 
ständig Wache an den Flanken des Vulkans. 
Zusammen mit den Überwachungskameras, 
Sensoren und Messgeräten, die etwa die 
Ausdehnung des Kraterrandes messen, 
sind sie die eigentliche Quelle der Infor-mationen. 
Die Freiwilligen lassen den 
Krater nicht aus den Augen, und sie sind 
über CB-Funk ständig mit den Gemeinde-radios 
in Kontakt – und mit dem Vulkano-logischen 
Institut in der nahen, aber vom 
Vulkan nicht gefährdeten Dreimillionen-stadt 
Yogyakarta. 
„Als der Merapi im Jahr 2010 
wieder ausbrach, haben wir 
unser Dorf selbst evakuiert.“
12 
Sukiman Pratomo im Studio. Durchs Fenster hat er den Krater des Vulkans Merapi ständig im Blick. 
Dort rollt Noer Cholik auf einem Bürostuhl 
quer durch den großen Überwachungs-raum 
in die Ecke, in der die CB-Funkstation 
knistert. Mit der einen Hand bedient er 
die Sprechmuschel und empfängt neueste 
Informationen eines Außenpostens, etwa 
zur Form der Rauchwolke. Mit der anderen 
Hand twittert er sie schon. 
„Anfangs waren wir zwar skeptisch. Aber 
Twitter ist ein guter Kanal, um die Menschen 
permanent mit den wichtigsten Informa-tionen 
zu versorgen“, sagt Cholik. 
Im Raum befinden sich über 30 Flachbild-schirme, 
auf denen Messdaten und die 
Aufnahmen der Überwachungskameras 
zu sehen sind. Im Minutentakt macht 
Cholik Screenshots von den Kameras 
und twittert die Wetterlage am Vulkan. 
Der Hashtag dazu: #merapi. Im Moment 
regnet es, noch scheint alles ruhig. Doch 
keine halbe Stunde später entsteht 
Unruhe im Überwachungsraum. Choliks 
Kollegen haben über Twitter erfahren, dass 
sich eine mittelschwere Flutwelle gebildet 
hat und den Hang des Merapi herabfließt. 
Jetzt zeigen die Überwachungskameras, 
wie ein Bagger und ein LKW mitgerissen 
werden. Choliks Kollegen werden 
schweigsam. Ihre Kommunikation hat sich 
auf Tweets und Retweets verlagert. 
„Twitter ist ein guter Kanal, 
um die Menschen permanent 
mit den wichtigsten 
Informationen zu versorgen.“
13 
„Twitter funktioniert bei uns so gut, weil es 
die Menschen zwingt, sich auf das Wichtigste 
zu reduzieren“, sagt Elanto Wijoyono. 
Er ist einer der Leute, die den Account 
@jalinmerapi betreuen. Im Katastrophen-fall 
helfen zehn Freiwillige, den Kanal mit 
den relevanten Informationen zu füttern. 
„Über Twitter erreicht man nicht nur viele 
Leute, sondern auch genau die richtigen“, 
erklärt Wijoyono. Zudem verifiziere die 
Crowd einzelne Tweets schnell; Fehlinfor-mationen 
hingegen sprächen sich schnell 
herum und würden ausgemerzt. Zusätzlich 
zu den kategorisierenden Hashtags wie 
#supply, #alert oder #trans für Transport 
geben Helfer und Bedürftige stets ihren 
Namen und ihre Handy-Nummer an. Auch 
das hilft bei der Verifizierung. 
So fließen Informationen über verschie-dene 
Kanäle zusammen und finden 
doch immer die richtigen Adressaten: 
Der CB-Funk des Außenpostens landet 
bei den Vulkanologen und in der Radio-station, 
andere Infos verbreiten sich 
über Handy-Messengerdienste, Tweets 
und Facebook. Im Zweifelsfall kann 
man anrufen, um Details zu klären. 
Der Merapi ist den Menschen in den 
umliegenden Dörfern heilig – und er 
bricht regelmäßig aus. Deshalb enga-gieren 
sich so gut wie alle seine Anwohner 
im Frühwarnnetzwerk. 
Wenn der Merapi aber ruhig ist, nutzen 
die Leute von Jalin Merapi die Zeit, 
Menschen am Fuß anderer Vulkane zu 
helfen. Etwa den Leuten am 300 Kilometer 
entfernten Kelud oder den Anwohnern 
des Sinabungs auf Sumatra, dessen Aus-bruch 
zwei Wochen zuvor 14 Todesopfer 
forderte. Auch dort gibt es Gemeinde-radios. 
Jalin Merapi will sie dabei unter-stützen, 
auch andere Medien einzusetzen. 
Am Merapi überall präsent: 
Schilder der Evakuierungsrouten. 
Das Prinzip des sich selbst organisierenden 
Katastropheninformationsnetzwerkes 
macht Schule. Auch der Rat für Soziale 
und Wirtschaftliche Fragen der Vereinten 
Nationen zeigte sich davon beeindruckt, 
als Sukiman Pramoto ihm 2013 von Jalin 
Merapi berichtete. Mittlerweile sind aber 
auch die Behörden kooperationsfreudiger. 
Beim Ausbruch 2010 hat sie das zivil-gesellschaftlich 
organisierte Katastrophen-management 
beeindruckt – und sein 
Umgang mit Informationen. 
„Über Twitter erreicht man 
nicht nur viele Leute, sondern 
auch genau die richtigen.“
14 
Das Land der Extreme 
Technologisch und digital halten die indischen Großstädte mit Ländern wie den USA 
locker mit. Die neusten Smartphones, digitale Coworking-Spaces und Hackathons gehören 
zum Standard. Doch auf dem Land fehlt es teilweise an gesundheitlicher Versorgung oder 
Nahrungsmitteln. Immer mehr Gründer versuchen mit digitalen Sozialunternehmen die 
Gegensätze zu vereinen, vor allem bei den Themen Gesundheitsversorgung, Bildung und 
Landwirtschaft. Die Millionenstädte Bangalore und Pune werden deshalb schon Silicon 
Valley und Palo Alto Asiens genannt. Die Regierung ist seit einigen Jahren sehr aktiv in 
der Digitalisierung auch der ländlichen Gegenden und fördert die Finanzierung erfolgreicher 
digitaler Lösungen. 
Entdeckungsreisende: Medje Prahm |mp@betterplace.org 
BIS 2020 soll jedes Dorf Breitband internet haben 
Nr.76 auf dem Global 
innovation index 
15,1% nutzen das INTERNET 
Nr.135 auf dem Human 
Development index 70,8 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner 
„Aufgrund unserer Geografie und der 
Bevölkerungsanzahl wird Technologie 
immer wichtiger, um möglichst viele 
Menschen zu erreichen.“ 
Nelson Moses, Redakteur bei SocialStory, Indiens 
größtem Blog für Social Entrepreneurship
15 
Guter Informationsfluss: Nextdrop verschickt SMS über frisches Wasser in der Region. 
Auch per Handy funktioniert Logistimo, ein Medikamentenservice. Mehr Beispiele: bit.ly/handyindien 
Beispiel: Babajob 
Etwa 90 Prozent der indischen Bevölkerung 
arbeiten im informellen Sektor. Das heißt, 
sie sind Gärtner oder Hausmädchen, 
haben wenig Chancen auf einen „legalen“ 
Job und bekommen niedrigere Löhne 
als auf dem offiziellen Arbeitsmarkt. Die 
Plattform Babajob hilft dabei, Jobs im 
informellen Sektor, die 
sonst nur durch Hören-sagen 
„Ich dachte: 
Wir brauchen ein 
LinkedIn für Arme!“ 
vergeben werden, 
sichtbar und zugänglich 
zu machen. Das bedeutet 
mehr Chancen für Men-schen 
ohne Ausbildung, 
den Arbeitgeber zu 
wechseln, und mehr Lohn-Transparenz, 
da diese auch veröffentlicht werden. Der 
Gründer Sean Blagsved beschreibt seine 
Idee für Babajob so: „Ich dachte: Wir 
brauchen ein LinkedIn für Arme! Wir 
müssen die sozialen Netzwerke der Men-schen 
digitalisieren, um ihnen zu helfen, 
aus der Armut zu kommen.“ Also entwik-kelte 
er einen Marktplatz mit Jobangebo-ten, 
auf die sich Arbeitsuchende mit dem 
Computer, per SMS oder auch über einen 
Anruf im Callcenter bewerben können – je 
nachdem, zu welchen Medien sie Zugang 
haben und ob sie lesen und schreiben kön-nen. 
Mittlerweile treffen 
hier 1,6 Millionen Arbeit-suchende 
auf 100.000 
Jobanbieter und können 
vergleichen, welche Ge-hälter 
geboten werden 
und wie weit die Ange-bote 
von ihnen entfernt 
liegen. Im Schnitt konnten die Nutzer von 
Babajob so ihre Löhne um 20 Prozent stei-gern. 
Indem sich Arbeitgeber und -nehmer 
plötzlich im digital-formellen Jobsektor 
treffen, entsteht eine neue Wertschätzung 
für diese Art der Anstellungen. babajob.com
16 
Santosh Ostwal mit seiner Erfindung, der Wasserpumpenfernsteuerung Nano Ganesh. © Santosh Ostwal 
Felder bewässern per Mobilfunk 
Der Ingenieur und Bauerssohn Santosh Ostwal entwickelte 
für seinen Großvater eine Handy-Fernbedienung für Wasser-pumpen. 
Bauern in ganz Indien nutzen seine Erfindung. 
Santosh Ostwal erinnert sich noch gut 
daran, wie mühsam das Leben früher war. 
Damals war er noch ein kleiner Junge, und 
seine Familie lebte von der Landwirtschaft. 
Jede Nacht musste Ostwals Großvater, ein 
über 80-jähriger Kleinbauer, hinaus auf die 
Felder, oft mehrmals. Jedes Mal ging der 
Großvater anderthalb Kilometer zu Fuß, 
um die Wasserpumpen wieder anzustellen. 
Sonst wären seine Feldfrüchte verdorrt. 
Die Pumpen brauchen Strom, aber der 
ist knapp im ländlichen Indien. Bis heute 
laufen Wasserpumpen dort meist nur 
nachts, und weil der Strom oft ausfällt, 
bleiben sie häufig stehen. Ist die Stromver-sorgung 
aber stabil und laufen die Pumpen 
die ganze Nacht, gehen Unmengen an 
kostbarem Wasser verloren – das auch 
noch viele Nährstoffe aus dem Ackerboden 
schwemmt.
17 
Die Bauern müssen also raus. Wer aber 
bestellt dann tagsüber die Felder oder ver-kauft 
die Ernte? „Der Zugang zu Strom und 
Wasser ist ein großes Problem für indische 
Kleinbauern“, sagt Ostwal. Die unzuver-lässige 
Stromversorgung konnte er nicht 
reparieren – aber Ostwal machte sich auf 
die Suche nach einer Möglichkeit, die 
Pumpen aus der Ferne zu steuern. So wollte 
er seinem Großvater wenigstens die nächt-lichen 
Fußmärsche ersparen. 
Zwanzig Jahre ist das nun her, und Ostwal 
hat es geschafft. Der heute 49-jährige Inge-nieur 
zückt sein Handy, wählt eine Nummer, 
gibt einen Code ein, und in der Ferne geht 
eine Wasserpumpe an oder aus. Sie wird 
gesteuert durch Mobilfunk und ein kleines 
Kästchen, mit dem die Pumpe verbunden 
ist. Das Kästchen ist der Stromschalter, und 
er wird per Mobilfunk umgelegt. 
Nano Ganesh hat Ostwal seine Erfindung 
genannt: nach dem Elefantengott Ganesha, 
dem Gott des guten Gelingens, der Wissen-schaft 
und der Händler. „Nano Ganesh ist 
eine ultramoderne Technologie, auf ein-fache 
und robuste Weise verpackt, um sie 
Bauern in entlegenen Gebieten überall in 
Indien anbieten zu können“, sagt er. Sein 
Großvater hat nichts mehr davon. Aber 
Tausende anderer Kleinbauern in Indi-en 
können von Nano Ganesh profitieren. 
20.000 der Kästchen hat Ostwal schon ver-kauft 
– aber zig Millionen Wasserpumpen 
im Land laufen noch ohne Fernsteuerung. 
Santosh Ostwal hat seine Geschichte schon 
oft erzählt: die Geschichte des kleinen Jun-gen, 
der seinem Großvater helfen will und 
nach etlichen Fehlschlägen endlich Erfolg 
hat. Trotzdem erzählt er sie gern und vol-ler 
Stolz. Jede Frage kommentiert er mit 
einem lauten „Ja!“, bevor er antwortet, und 
er freut sich über Interesse an Details. Er 
erklärt alles langsam und in melodisch rol-lendem 
indischen Englisch. Der Zuhörer 
soll alles gut verstehen. 
Zunächst absolvierte Ostwal ein Inge-nieursstudium, 
dann begann er die Suche 
nach einer Möglichkeit, Wasserpumpen 
aus der Ferne zu steuern. Zehn Jahre lang 
brauchte er, bis das erste Modell marktreif 
war. Weil er keine externen Geldgeber fand, 
musste er die Entwicklung mit den Erspar-nissen 
von Freunden und seiner Familie 
finanzieren. Ostwal hat weder in den USA 
noch in England studiert, wie viele andere 
erfolgreiche Gründer in Indien. Er koket-tiert 
mit seiner einfachen Herkunft: „Ich 
bin der Enkel eines Bauern, meine ganze 
Familie besteht aus Bauern“, erklärt er. 
„Nano Ganesh ist eine 
ultramoderne Technologie, 
auf einfache und robuste 
Weise verpackt.“ 
Aus einem Prospekt von Nano Ganesh.
18 
Ein indischer Bauer testet die Wasserpumpenfernbedienung mit seinem Handy. 
„Deshalb kann ich auch stolz behaupten, 
dass ich weiß, was indische Bauern wollen, 
und kann nachvollziehen, wie sie denken.“ 
Vor fünf Jahren kam dann der Durchbruch. 
Ostwal bewarb sich beim Nokia Calling All 
Innovators Award, einem Wettbewerb für 
technische Neuheiten auf der Basis von 
Mobiltelefonen; zunächst für die Region 
Asien und Pazifik, dann weltweit. In Barce-lona, 
wo das Finale des Wettbewerbs 2009 
ausgetragen wurde, stellte er sich auf die 
Bühne und schaltete mit seinem Handy 
eine Wasserpumpe in seinem Heimatort 
Pune an und wieder aus. Das Publikum 
jubelte. Ostwal gewann. 
Von da an stand er für den Rest des Jahres im 
Rampenlicht. Der „Economist“ berichtete, 
Ostwal hielt auf TEDx-Konferenzen Vor-träge 
und sprach auf dem Mobile World 
Congress und vor Mitarbeitern von USAID, 
der US-amerikanischen Behörde für 
internationale Zusammenarbeit. Die Preis-gelder 
und Honorare steckte er in die Wei-terentwicklung 
von Nano Ganesh. Externe 
Investoren hatte er immer noch keine. 
„Jetzt wollte ich Bauern auf 
der ganzen Welt helfen. 
Diesen großen Blick auf die 
Dinge hatte ich einfach nicht.“ 
Dafür veränderte sich Ostwals Sicht auf 
seine Erfindung. „Ich hatte jahrelang für 
meinen Traum gearbeitet. Jetzt wollte ich
19 
Bauern auf der ganzen Welt helfen. Diesen 
großen Blick auf die Dinge hatte ich einfach 
nicht.“ 
Zunächst aber geht es ihm darum, seine 
Erfindung in Indien zu verbreiten. „Es gibt 
30 Millionen Wasserpumpen im Land. 
Warum sollte ich jetzt aufhören? Ich bin 
zu begeistert, um mich einfach so zufrie-denzugeben!“ 
ruft Ostwal. In fast allen 
indischen Bundesstaaen gebe es schon 
Nano-Ganesh-Pumpen. Derzeit verhandele 
er mit den Regierungen einiger Staaten, die 
den Einsatz der Pumpen durch Subventionen 
weiter fördern wollten. Auch mit einem 
Investor gebe es Gespräche. 
Details zu den Verhandlungen will Ostwal 
nicht verraten. Aber er ist optimistisch, 
dass bald mehrere Millionen Menschen 
ihr Handy als Fernbedienung für die 
Wasserpumpen einsetzen können und 
nachts nicht mehr vor die Tür müssen. 
Seinem Großvater hätte das sicher gefallen.
20 
Alles da: Technik, Bildung, Unternehmergeist 
Das gilt zumindest für die säkulare jüdische Bevölkerung – 75 Prozent der Israelis sind 
jüdisch, 10 Prozent davon sind ultraorthodox und lehnen das Internet ab. Der Nährboden 
für digital-soziale Innovationen ist reichhaltig: Die Bildung ist sehr gut, vor allem im tech-nischen 
Bereich, es herrscht Unternehmergeist und es gibt Finanzierungsmöglichkeiten, 
sei es mit Crowdfunding, durch ausländische Investoren oder über die gut gepflegten 
Netzwerke. Die Innovationen werden von vornherein eher für den internationalen Markt 
entwickelt, vor allem weil der israelische Markt extrem klein ist. Zurzeit gilt digital-soziales 
Unternehmertum noch nicht als besonders sexy. Wer das Potenzial für eine Innovation 
hat, möchte damit in der Regel ein erfolgreicher Unternehmer werden. 
Entdeckungsreisende: Sarah Strozynski | sstr@betterplace.org 
60% der ca. 3.000 
israelischen Schulen nutzen E-Learning 
70,8% nutzen das INTERNET 
Nr.19 auf dem Human 
Development index 
Nr.15 auf dem Global 
innovation index 
122,9 mobilfunk- 
Verträge Israel ist sicherlich eine Start-up- 
pro 100 einwohner „Nation. Gehirn-schmalz 
Aber nichts von dem wird eingesetzt, um soziale 
Probleme zu lösen. Alle wollen das 
nächste ‚Angry Birds’ gründen“. 
Nir Shimony, Gründer ‚Tech for Good’
21 
Coworking-Spaces gibt es viele in Israel: Zum Beispiel das Social Lab oder Tsofen. Als „Aloneworking-Space“ 
bietet sich dagegen der Strand an. Mehr über die Szene vor Ort: bit.ly/israeldigital 
Beispiel: „Making History: Israel on a Timeline“ 
„Making History: Israel on a Timeline“ ver-mittelt 
historisches Wissen auf Facebook. 
Das Projekt wurde von zwei jungen 
israelischen Unternehmern ins Leben 
gerufen, die den Geschichtsunterricht der 
Oberstufe an die Gewohn-heiten 
Jugendlicher an-passen, 
lebendig gestalten 
und kostenlos verfügbar 
machen wollen. Dafür 
bereitete das Team, beste-hend 
aus Entwicklern 
Mit dem 
Zweiten Weltkrieg 
fing es an. 
und Pädagogen, zunächst den Zweiten 
Weltkrieg so auf, dass dieser wie ein 
Liveticker auf Facebook neue (bzw. längst 
vergangene) Ereignisse in chronologischer 
Abfolge veröffentlicht. Die Auswahl der 
Daten und Fakten orientiert sich an 
Israels „Matriculation Exam“, das etwa 
dem deutschen Abitur entspricht. Be-flügelt 
von dem Erfolg und Zuspruch, den 
die Aktion hervorrief, 
fing das Team an, weitere 
Timelines zu basteln, wie 
etwa über die Entstehung 
Israels und die Geschichte 
jüdischer Siedlungen im 
Mittelalter. Facebook 
kann also mehr, als nur mit Videos von 
Katzenbabys unterhalten. Es kommt drauf 
an, was man draus macht.
22 
In der digital-sozialen Landschaft Afrikas 
gilt Nairobi als Hotspot. 
Ja, es ist hot in Kenia, aber überschätzen sollte man die Szene nicht. Vor allem der iHUB in 
Nairobi, ein Coworking-Space, aus dem schon über 150 digitale Projekte hervorgegangen 
sind, genießt relativ viel Aufmerksamkeit in internationalen Medien und bei Investoren. 
Auch gibt es Awards für digitale Entrepreneure. Doch Kritiker sagen, dass kenianische 
Start-ups überfinanziert sind. Klar ist: Viele kenianische Entrepreneure sind gut ausgebildet 
und bewegen sich geschickt in der Welt der Elevator-Pitches. Sie sind mit Smartphones 
immer online. Immerhin 39 Prozent der Bevölkerung nutzen das Internet. Die digitale 
Elite steht allerdings im Kontrast zur breiten Bevölkerung, die zur Hälfte unter der 
Armutsgrenze lebt – Tendenz steigend. 
Entdeckungsreisende: Kathleen Ziemann | kazi@betterplace.org 
39,0% nutzen das INTERNET 
Nr.85 auf dem Global 
innovation index 
Nr.147 auf dem Human 
Development index 
70,6 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner 
„Social Entrepreneurship hat in 
Nairobi Fortschritte gemacht . 
Nairobi ist wie ein Hub, der diese 
Themen anzieht und bekannter 
macht . Auch weil es wirtschaftlich 
so stark ist.“ 
Victoria Nyakundi, Financial Officer, 
Ashoka East Africa 
>17 MiO Kenianer nutzen das mobile Bezahlsystem mPesa
23 
Der iHUB in Nairobi: Wohl der bekannteste Coworking-Space der digital-sozialen Bewegung weltweit. 
Wie das Beispiel Akirachix dort mehr Mädchen an die Computer kriegen will? So: bit.ly/ihubnairobi 
Gemüsehändler und Kioskbesitzer spielen 
für die Ernährung in Nairobis Slums eine 
wichtige Rolle. Doch weil sie nur in kleinen 
Mengen ein- und verkaufen können, müssen 
sie ihre Preise entsprechend hoch ansetzen. 
Großabnehmer können 
insgesamt viel günst-iger 
einkaufen und 
dann auch den Endab-nehmern 
bessere Preise 
SokoText sammelt die 
Bestellungen der 
Gemüsehändler aus 
dem Slum und kauft für sie 
billiger auf dem Großmarkt 
bieten. Das Social 
Business SokoText 
will mithilfe von 
SMS-Sammelbestellungen auch Klein-händlern 
ein. 
die Großhändlerpreise ermög-lichen. 
So funktioniert's: Der Gemüsehändler 
sendet seine Bestellung per SMS an die 
SokoText-Sammelnummer: zwölf Kilo-gramm 
Bohnen und fünf Kilogramm 
Tomaten. SokoText sammelt die Bestel-lungen 
der Gemüsehändler aus dem Slum 
und kauft auf dem Großmarkt ein. In 
einem Sammelladen 
im Slum gibt SokoText 
dann die Bestellungen 
an die Kleinhändler 
ab. Fünf internatio-nale 
Studenten haben 
das Projekt im Mai 
2014 mit einem ersten 
Shop im Slum Mathare gestartet und für 
ihre Idee schon mehrere Förderungen 
und Preise bekommen. sokotext.com 
Beispiel: SokoText
24 
Digital-sozial steht das Land noch am Anfang. 
Der Strom fällt regelmäßig aus, und im Sandstraßensystem von Daressalam versagt Google 
Maps. Nur 4,4 Prozent der Bevölkerung nutzen das Internet. Das klingt wenig, ist aber 
eine rasante Entwicklung: In nur fünf Jahren hat sich die Zahl der Internetnutzer mehr 
als verdoppelt. Und über die Hälfte der Tansanier hat ein Handy. In den Großstädten 
gewinnen digital-soziale Arbeitsräume und Ideen an Bedeutung. In Daressalam gibt es 
schon drei Coworking-Spaces. Der BUNI Hub wird auch durch die Regierung unterstützt. 
Doch geht es noch eher um die Grundlagen des HTML als um die perfekte Website. 
Dementsprechend gibt es nur wenig etablierte Beispiele aus Tansania, dafür aber einige 
spannende Pilotprojekte. 
Entdeckungsreisende: Kathleen Ziemann | kazi@betterplace.org 
4,4% nutzen das INTERNET 
Keiner der 3 hubs befindet sich in der Hauptstadt Dodoma 
Nr.123 auf dem Global 
innovation index 
Nr.159 auf dem Human 
Development index 
55,7 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner 
„Wir arbeiten hier vor allem daran, das 
Mindset für erfolgreiche Entrepreneure 
zu schaffen ... aber Ideen werden nicht 
miteinander geteilt, dabei ist das doch ganz 
wichtig, um sich stetig zu verbessern!“ 
George Mulamula, CEO, 
DTBi Business Incubator
25 
In Tansania ist Facebook sogar auf dem Meer präsent (Aber Achtung vor den Daten-Kraken!). Unter anderem 
kämpft auf Facebook die Tanzanian Albinism Society für Menschen mit Albinismus: bit.ly/albinismus 
„In Tansania haben mehr Menschen 
Zugang zu Handys als zu sauberem Trink-wasser“, 
sagt Annie Feighery, Geschäfts-führerin 
von mWater. Deshalb testen 
Gesundheitshelfer mithilfe der Smart-phone- 
App die Qualität 
von Trinkwasser und 
veröffentlichen die Er-gebnisse 
auf einer Online- 
Karte. Zunächst regis-trieren 
die Helfer die 
„90.000 Menschen 
sollen dank der App 
sauberes Wasser 
trinken können.“ 
Wasserstellen und deren 
GPS-Daten in einer Datenbank. Dann nehmen 
sie Wasserproben an Brunnen oder 
Wasserhähnen. Die Proben werden über 
Nacht in Plastiktüten angesetzt, die vorbe-handelt 
sind und durch Färbung des Wassers 
zeigen, ob es die schädlichen E.-Coli- 
Bakterien enthält. Ist das Wasser am 
nächsten Morgen gelb, kann man es 
trinken. Ist es grünlich, enthält es zu 
viele gefährliche Bakterien. Das Ergeb-nis 
des Tests trägt der Gesundheitshelfer 
per App ebenfalls in die Online-Karte 
ein. Mithilfe dieser Daten soll die 
Gesundheitsbehörde den 
Zugang zu sauberem 
Wasser verbessern. 
400 Wasserstellen wur-den 
bereits getestet – 
viele werden folgen. 
Etwa 90.000 Menschen 
werden von dem Einsatz der App im 
Rahmen eines Pilotprojekts in Mwanza 
profitieren. mWater steht übrigens als 
Open-Source-Software jedem Interes-sierten 
kostenlos zur eigenen Verfügung. 
mwater.co 
Beispiel: mWater
26 
Die „Vision 2020“, also der Weg von der Subsistenz-wirtschaft 
zur Wissensgesellschaft, hat einen 
kleinen Internet-Boom in Ruanda ausgelöst. 
Das kLab, ein Coworking-Space mit besten Bedingungen, gibt es seit 2012 und hat eine 
winzige Start-up-Szene hervorgebracht. Erste Ideen sind vorhanden, an Umsetzungen 
mangelt es aber. Die Regierung unter dem umstrittenen Präsidenten Kagame geht selbst 
voran: In ihren fünf Fokusfeldern Agriculture, Local Government, Health, Education und 
Finance gibt's jeweils ein halbes Dutzend digital-sozialer Services. Einige NGOs adaptieren 
international erprobte digitale Systeme für Ruanda. Generell ist die Handyverbreitung 
hoch, das Internet noch lange kein Massenmedium. Auch deshalb gibt's (noch) kaum digi-tal- 
soziale Innovationen in dem kleinen, rohstoffarmen Land in Ostafrika. 
Entdeckungsreisender: Moritz Eckert | me@betterplace.org 
Nr.102 auf dem Global 
innovation index 
8,7% nutzen das INTERNET 
Nr.151 auf dem Human 
Development index 
56,8 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner. 
aber es haben nur 15% Strom 
„Früher sind die Menschen mit tollen Ideen im 
Kopf gestorben. Dank des Internets und seiner 
niedrigen Einstiegshürden können nun viel 
mehr Ideen umgesetzt werden.“ 
Emmanuel Amani Kayitaba, 
Director IKT, Infrastrukturministerium
27 
Das kLab in Kigali: Beste Bedingungen für Start-ups – und Kickerspieler. Wie der Wegbereiter des digitalen 
Wandels, Präsident @PaulKagame, mal plötzlich aufhörte zu twittern: bit.ly/kagametwittert 
Beispiel: TechnoServe 
Früher waren Kaffeefarmer in Ruanda arm 
dran. Zur Buchhaltung gab es nur Papier. 
Die Daten waren schwer zu analysieren, 
zum Beispiel, um sich mit Kollegen zu ver-gleichen 
oder aus vergangenen Fehlern 
zu lernen. Vielleicht aber das wichtigste 
Problem: Sie hatten weit 
weg von jeglicher mo-derner 
Kommunikation 
und weit übers Land 
verstreut schlechten 
Zugang zu Investitions-kapital 
für neues Mate-rial 
und Gerätschaften. 
... verhilft nicht nur dem 
Kaffeefarmer zu mehr 
Effizienz, sondern 
auch den jeweiligen 
Die NGO TechnoServe löst diese Prob-leme 
mit einem SMS-Service. Schließlich 
haben inzwischen mehr als die Hälfte aller 
Ruander ein Handy. Damit schicken Kaf-feebauern 
per SMS ihre aktuellen Zahlen 
über vorrätigen Kaffee sowie ihre finan-zielle 
Situation an ein zentrales System von 
TechnoServe. Das verhilft nicht nur dem 
Kaffeefarmer zu mehr Effizienz, sondern 
auch den jeweiligen Investoren. Die sehen 
dadurch das erste Mal transparent, welche 
Kooperative besser und welche schlechter 
arbeitet – und wo sie mehr Tipps geben 
können oder Geld investieren sollten. Das 
SMS-System wurde an-fänglich 
von der Gates-und 
der Rabobak-Stiftung 
finanziert. Seit 2014 soll 
es nachhaltig über die 
Kaffeefarmer selbst be-zahlt 
werden, die für die 
Nutzung einen kleinen 
Betrag zu entrichten haben. In Ruanda 
nutzen es bereits 53 von 215 Kaffee-kooperativen 
erfolgreich. Darauf einen 
Latte macchiato – natürlich Fair Trade 
und aus Ruanda! technoserve.org/our-work/ 
where-we-work/country/rwanda 
Investoren.
28 
Kurze Werbepause – was das betterplace lab 
macht, wenn es nicht unterwegs in der Welt ist. 
Das labtogether. 
Die coolste digital-soziale 
Konferenz 
Der Trendreport. 
Trends are our friends 
– besonders im 
Bereich digital-sozial. 
Der Trendreport kennt sie alle 
und untermauert jeden mit 
spannenden Beispielen aus aller 
Welt. Das Ganze gibt's als Buch 
und online unter trendreport. 
betterplace-lab.org 
Schon durchgesurft? 
Deutschlands findet 
2014 bereits zum 
dritten Mal statt. 
Spannende Speaker, neue 
Kollaborationsformate und 
Hunderte Gäste kommen am 
06. Novmber 2014 in Berlin 
zusammen. 
Schon angemeldet? Das NGO-Meter. 
Besser werden im 
Online-Fundraising. 
Das NGO-Meter ist eine 
Vergleichsmöglichkeit für 
Organisationen, die online 
Spenden sammeln. Zweimal 
jährlich werden Fundraising- 
Daten erhoben und anonymisiert 
ausgewertet. So kann sich jede 
Organisation mit ihren Marktteil-nehmern 
messen. 
Schon eine Eins im 
Online-Fundraising?
Vorträge. 
„Wie Internet und 
Handy weltweit das 
Leben verbessern.“ 
Darüber können wir dir einiges 
erzählen. Gerne halten wir Vorträge 
vor Unternehmen, Agenturen oder 
NGOs. Als Inspiration für deine 
Mitarbeiter, Geschäftspartner – 
oder für dich selbst. 
Schon neue Impulse 
gekriegt? 
digital – sozial 
phänomenal ! 
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lab@betterplace.org oder 
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29 
Studien, Workshops 
und Konzepte. 
Wir wissen was, was du 
nicht weißt. Davon sind 
wir überzeugt. 
Und viele andere. Deshalb erarbeiten 
wir gemeinsam mit Unternehmen wie 
SAP und Telefónica sowie Stiftungen 
wie der Millicom Foundation und der 
Benckiser Stiftung erkenntnisreiche 
oder aktivierende Inhalte – egal ob 
digital oder auf Papier. 
Schon bei uns angerufen?
30 
In Ghana herrscht ein fast grenzenloser 
Technikoptimismus. 
Von der Regierung bis zu Agenturen der Entwicklungszusammenarbeit sehen viele be-sonders 
in Internet-Start-ups einen Motor für die Zukunft des Landes. Dieser Optimismus 
ist vor allem bei vielen Jungunternehmern zu finden – junge, gut ausgebildete Menschen 
mit großen Plänen. Sie profitieren vor allem in Accra von Investoren und Stiftungen, die sich 
zunehmend auch für Märkte außerhalb Kenias oder Südafrikas interessieren. In der Haupt-stadt 
bieten zahlreiche Tech-Hubs bezahlbare Räumlichkeiten für die Jungunternehmer, 
die sich von der alten Infrastruktur der klassischen, oft wenig digitalen NGOs absetzen wollen. 
Die Neuen haben keine Bedenken, auch Gewinne zu erwirtschaften, und sind der Über-zeugung, 
dass die Lösungen für die Probleme des Landes im Digitalen zu finden sind. 
Entdeckungsreisender: Ben Mason | bma@betterplace.org 
15.000 USD/Monat zahlt die Meltwater 
Entrepreneurial School für internet 
108,2 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner 
12,3% nutzen das INTERNET 
Nr.96 auf dem Global 
innovation index 
Nr.138 auf dem Human 
Development index 
„Um in Afrika ein großes Digitalunternehmen 
zu werden, muss man eins der großen sozialen 
Probleme lösen.“ 
William Senyo, Mitgründer, SliceBiz
31 
Sogar Ghana hat seine Coworking-Spaces, wie das iSpace in Accra. Wer dort krank wird, nutzt am besten 
eHealth Ghana, einen Skype-Service mit Ärzten. Dies und mehr Beispiele: bit.ly/skypearzt 
Beispiel: Open University of West Africa 
Warum sind MOOCs in Westafrika kein 
Erfolgsmodell? Immerhin kann man 
in den Massive Open Online Courses 
kostenlos aus Vorlesungen von interna-tional 
renommierten Professoren lernen! 
Und viele Millionen junge Afrikaner, die 
studieren möchten, es 
sich aber nicht leisten 
können, haben zuneh-mend 
Zugang zum Inter-net. 
An den MOOCs 
„Die Zahl der Studenten, 
die einen Kurs beendet 
haben, hat sich 
versiebenfacht.“ 
nehmen sie trotzdem 
kaum teil. Die Open 
University West Africa in Ghana (OUWA) 
möchte das ändern. Deshalb fördert sie 
nicht nur den Zugang zum Internet, 
sondern bietet auch andere Anreize: Wer 
beispielsweise sieben MOOCs erfolgreich 
absolviert, dem winkt ein Job an der Uni 
oder in deren Netzwerk. „So hat sich die 
Zahl der Studenten, die einen Kurs beendet 
haben, versiebenfacht“, sagt John Roberts, 
Mitgründer und Präsident der OUWA. 
Mehrere Hundert Studenten haben 
bereits ein Studium an der Open University 
absolviert. Die Kombi-nation 
aus freien Online- 
Inhalten und einem Off-line- 
Netzwerk, etwa mit 
anderen Unis oder Aus-bildungsprogrammen 
von Krankenhäusern, 
fördert das Wachstum des Modells. Ein 
weiterer wichtiger Schritt wird die An-erkennung 
der Abschlüsse sein: Dazu ist 
die OUWA gerade mit Universitäten aus 
Europa und den USA im Gespräch.
32 
Senegal ist das hellste Licht in der digital-sozialen 
Szene des frankophonen Westafrikas. 
Doch obwohl viele Projekte aufkeimen, konnte noch keins größere Wirkung zeigen. Viele 
Menschen sind inspiriert vom Ideal des Sozialunternehmertums. Und weil sich zumindest in 
den Großstädten Internet und Smartphones immer weiter verbreiten, versuchen auch viele 
Menschen, soziale Innovationen zur Verbesserung der Lebensumstände zu nutzen. Dabei 
helfen ihnen zahlreiche Hubs und Netzwerke, aber es gibt auch Hindernisse: Die Regierung 
interessiert sich nicht für digital-soziale Themen, außerdem gibt es kaum Investoren oder 
Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte der angehenden Sozialunternehmer. 
Entdeckungsreisender: ben mason | bma@betterplace.org 
5 Tech 
Hubs wurden seit 2010 in Dakar gegründet 
20,9% nutzen das INTERNET 
Nr.98 auf dem Global 
innovation index Nr.163 auf dem Human 
Development index 
92,9 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner 
„Digital-soziale Innovationen 
in Senegal: Es köchelt schon, 
aber aufgetischt ist noch 
lange nichts.“ 
Alexandre Rideau, Gründer RAES
33 
Kein Hardware-Mangel bei RAES, einer NGO, die Bildung übers Web verbreitet. Aber haben französischsprachige 
Länder Afrikas ein digital-soziales Sprachproblem? Die Antworten: bit.ly/sprachproblem 
Als der damalige Präsident Senegals, 
Wabe, 2012 entgegen der geltenden Ver-fassung 
eine dritte Amtszeit plante, freuten 
sich seine Unterstützer, während bei der 
Opposition die Gemüter 
überkochten. Für viele 
Menschen war es der 
Grund, im Vorfeld 
der Wahl eine Online- 
Initiative zu starten, 
deren Netzwerke noch 
heute zusammenarbei-ten. 
Bürger können online 
kommentieren, 
ob Wahlversprechen 
eingehalten wurden. 
So versorgte die SUNU2012 Initiative 
die Wähler mit Informationen zu den 
verschiedenen Kandidaten und ihren 
Programmen. Online legte sie Profile der 
14 Kandidaten an und schickte ihnen einen 
Login, damit sie ihr Profil vervollständigen 
konnten – was auch fast alle taten. Am 
Tag der Wahl überwachte ein landesweites 
Netzwerk von Freiwilligen die Urnengänge 
und machte die Beobachtungen unter 
dem Hashtag #sunu2012 öffentlich. Seit 
der Wahl hat sich die 
SUNU2012 Initiative zu 
einer Online-Plattform 
gewandelt, auf der man 
politische Fakten checken 
und sich über zivilge-sellschaftliches 
Engage-ment 
informieren kann. 
Auch mehrere Hundert Wahlversprechen 
der Regierung sind dort gelistet, und die 
Bürger können online kommentieren, ob sie 
eingehalten wurden. Wabe wurde übrigens 
nicht wiedergewählt. Twitter.com/ 
sunu2012 
Beispiel: Sunu2012
34 
Ein digitaler Riese. 
Mit 86 Millionen Nutzern ist Brasilien das viertgrößte Internetland und bildet auf Facebook 
sogar die weltweit zweitgrößte Gemeinschaft. Über die Hälfte der Brasilianer sind unter 
30 Jahre alt, über die Hälfte der Brasilianer sind also Digital Natives und offen für fast jede 
App oder Internet-Dienstleistung. Zudem entsteht gerade eine neue Mittelschicht, die vor 
allem in Großstädten lebt und Zugang zu den staatlich geförderten neuen Technologien 
hat. Vor allem Probleme der politischen Transparenz, Mitbestimmung und Urbanisierung 
treiben die digital-soziale Innovationen an – es gibt Apps zum städtischen Gärtnern, 
Karten von Infrastrukturproblemen, Petitions- und Watchdog-Plattformen für oder gegen 
Regierung und Verwaltung, die alle oft auf das Engagement einzelner engagierter Bürger 
zurückgehen. 
Entdeckungsreisende: anja adler | anja.adler@uni-due.de 
Nr.61 51,6% nutzen das auf dem Global 
innovation index 
INTERNET Nr.79 auf dem Human 
Development index 
135,5 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner 
erkämpften 
„Als die Diktatur 1985 endete, wir erkämp-ften 
uns das Recht zu sprechen, wir uns aber nicht das Recht, gehört zu 
werden. Jetzt schaffen wir eine Kultur, in der 
die Regierung ihre Bürger hört!“ 
Leonardo Eloi, Product Director, Meu Rio 
In Rios gröSten Favelas haben 90% der Leute unter 30 
einen InternetanschluS
35 
Im Rio Center of Operations: Die von IBM gesponserte Kontrollzentrale der „Smart City“ Rio de Janeiro. 
In ärmeren Gegenden dagegen nutzen die Menschen das „Favela-WLAN“. Mehr: bit.ly/favelawlan 
Beispiel: Pimp My Carroca 
Wenn die Regierung ein Problem nicht 
sehen will, dann muss man es einfach be-sonders 
bunt anmalen. Das versucht zu-mindest 
der junge Straßenkünstler Thiago 
Mundano und sein Projekt Pimp My Car-roca. 
Vor sieben Jahren 
hat er damit angefangen, 
ca. 200 Wagen der Müll-sammler 
in São Paulo zu 
Gerade arbeitet Thiago 
Mundano an einer App, 
die Recycling-Punkte 
auf einer Karte darstellt. 
gestalten, um auf deren 
Ausgrenzung soziale 
Probleme aufmerksam 
zu machen. Die Carrocas sammeln über 90 
Prozent des Mülls, eine mehr als notwendige 
Leistung für brasilianische Großstädte. 
Doch die Verwaltung will sich weder deren 
Problemen annehmen noch das Projekt 
unterstützen. Die Müllsammler leisten 
Schwarzarbeit und damit will sich niemand 
assoziieren. Mundano organisiert deshalb 
in den Straßen und auf Facebook und 
Twitter mit den bunt bemalten Müllwagen 
on- und offline Protestaktionen. Er 
finanziert das Projekt bisher komplett 
über die Online-Crowdfunding-Plattform 
Catarse. Gerade arbeitet er an einer App, 
die sowohl die verschiedenen Recycling- 
Punkte als auch die 
Müllsammler auf einer 
Karte darstellt. Die Car-rocas 
sollen dafür zu-künftig 
GPS-fähige Smart-phones 
bekommen. 
Allein für São Paulo 
braucht er 20.000 Stück und ungefähr 
150.000 US-Dollar für die nächsten zwei 
Jahre für Kurse, Handys und die Weiter-entwicklung 
der Plattform. Er sucht gerade 
nach Unterstützung – von Stiftungen 
beispielsweise –, aber will momentan auch 
unabhängig bleiben. Im Notfall heißt das, 
dass er einmal mehr seine Online-Unter-stützer 
mobilisieren muss. 
pimpmycarroca.com
36 
Digital-sozial hängt Bolivien hinterher. 
Die digitale Infrastruktur entwickelt sich nur schleppend, und das Bewusstsein, dass 
Technologie und Internet ein Hebel für sozialen Fortschritt sind, ist kaum vorhanden. Zwar 
nutzen auch immer mehr Bolivianer Handys, doch meist nur zum Telefonieren, da das 
Internet langsam und lückenhaft ist. Die Regierung hat den Ausbau des Internets auf ihrer 
Agenda, und es gibt auch einige digital-soziale Projekte im Agrar- und im Bildungssektor 
sowie eine kleine Blogger-Community. Von einer dynamischen Start-up-Szene kann 
jedoch nicht die Rede sein. Ein Grund hierfür ist der stark regulierte und monopolisierte 
Telekommunikationsmarkt. Außerdem gibt es kaum IT-Spezialisten im Land, und es 
herrscht eine unterschwellige allgemeine Technoskepsis. 
Entdeckungsreisende: Mareike Müller | mareikemueller@outlook.com 
295 MIo 
USD kostete der erste 
bolivianische 
Telekommunikations- satellit 
39,5% nutzen das INTERNET 
Nr.111 auf dem Global 
innovation index 
Nr.113 auf dem Human 
Development index 
97,7 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner 
„Es gibt in Bolivien noch 
keine digitale Kultur.“ 
J. Eduardo Rojas, Fundación Redes
37 
Ein Bild, das zum unten genannten Beispiel passt: Bäuerinnen nehmen für die Stiftung PROINPA Tutorials zum 
Thema Landwirtschaft auf. Mehr aus Bolivien unter: bit.ly/mehrbolivien | © Jaime Cisneros 
Die Stiftung PROINPA nutzt digitale 
Werkzeuge, darunter vor allem Video und 
SMS, um ländliche Kleinbauern in Bolivien 
über neue technologische Entwicklungen auf 
dem Laufenden zu halten. Dieser Wissens-transfer 
ist wichtig, damit 
die Bauern wettbewerbs-fähig 
bleiben und ihr Ein-kommen 
sichern können. 
PROINPA hat schon 
mehr als 11.000 
Kartoffel- und Quinoa- 
Bauern erreicht. 
PROINPA bildet dazu 
Promotoren aus und stellt 
Kameras und Laptops 
bereit. In ihren Gemeinden lernen die 
Bauern, ihr Wissen, etwa über natürliche 
Düngemittel, in Videos festzuhalten. Diese 
Videos werden in anderen Gemeinden 
später auf großen Leinwänden gezeigt, 
damit andere Bauern von dem Wissen pro-fitieren 
können. PROINPA ist fast überall 
in Bolivien vertreten und hat schon mehr 
als 11.000 Kartoffel- und Quinoa-Bauern 
und ca. 45.000 indirekt Begünstigte in ca. 
400 Gemeinden erreicht. 
So konnten die Bauern 
durch verbesserte Ernten 
bereits einen jährlichen 
Einkommenszuwachs von 
insgesamt fünf Millionen 
US-Dollar verzeichnen. 
PROINPA gehört zum bolivianischen 
Netzwerk Red TIC Bolivia und wird unter-stützt 
von dem holländischen Konsortium 
Connect4Change. proinpa.org 
Beispiel: Proinpa
38 
Das Netz lässt alte Sprachen überleben 
Jahrhundertelang wurden Sprachen und Kulturen der 
bolivianischen Ureinwohner unterdrückt. Jetzt blühen 
Quechua und Aymara auf – dank des Internets. 
Karina Valda und ihre Großmutter leben 
im gleichen Land, aber es trennen sie Wel-ten. 
Ihre Oma ist Teil von Karinas Leben 
– und doch konnten sich beide bisher nicht 
einmal richtig unterhalten. 
Die 18-jährige Karina ist in Boliviens 
Hauptstadt Sucre aufgewachsen; sie trägt 
moderne Kleidung und spricht Spanisch. 
Ihre Großmutter lebt mehr als 150 Kilo-meter 
entfernt im Ort Villa Orías auf 
dem Land, trägt traditionelle Tracht und 
spricht Quechua, die Sprache ihres gleich-namigen 
Volkes. Alle im Dorf sprechen so. 
Für Karinas Großmutter ist Spanisch wie 
eine Fremdsprache. 
Karina aber kann kein Quechua. „Meine Eltern 
konnten sich nicht vorstellen, dass Quechua 
weiterhin wichtig sein würde, als sie in die 
Stadt zogen“, erzählt sie. „Deshalb haben sie 
uns Kindern nur Spanisch beigebracht.“ 
Aymara in ihrer traditionellen Tracht © VocesBolivianas
39 
Für das Gespräch mit ihrer Großmut-ter 
lernt sie nun Vokabeln mithilfe von 
YouTube. Dort gibt es kostenlose Video- 
Tutorials. Bald, so hofft sie, wird sie genug 
Quechua können. 
In der Schule war die alte Sprache für 
Karina kein Thema. Boliviens indigene 
Völker, ihre Kultur und Sprachen wurden 
von den offiziellen Institutionen des 
Landes lange gering geachtet. Auch deshalb 
gaben viele Eltern ihre Muttersprache nicht 
mehr an die Kinder weiter und erzogen 
sie auf Spanisch. 
Seit mit Evo Morales aber ein Indio zum 
Präsidenten gewählt wurde, haben die 
alten Traditionen mehr Gewicht. Ihre Pflege 
ist ein erklärtes Ziel von Morales' Politik. 
Seine Regierung hat sich damit viel vorge-nommen: 
Neben Spanisch hat Bolivien 
36 weitere offizielle Landessprachen. 
Die meisten werden von viel weniger 
Menschen gesprochen als Quechua und 
Aymara. Doch selbst diese beiden stuft die 
Unesco als gefährdet ein. 
Weltweit gibt es mehr als 6.500 gespro-chene 
Sprachen. Alle zehn Tage verschwin-det 
eine davon, mindestens die Hälfte 
wird voraussichtlich im 21. Jahrhundert 
aussterben. Bedroht sind vor allem die 
Sprachen von Minderheiten. 
Das ist auch in Bolivien so, trotz Evo 
Morales. Immerhin hat seine Regierung 
die alten Sprachen inzwischen zu Pflicht-schulfächern 
gemacht. Ginge Karina Valda 
noch zur Schule, würde sie heute vermut-lich 
dort Quechua lernen. Und vielleicht 
würde sie dabei die Software von Itati 
Tórrez nutzen. 
Itati Tórrez ist selbst noch Schülerin. Die 
14-Jährige hat eine interaktive Lernsoft-ware 
mit dem Namen „Aymarat aruskipta-siñani“ 
entwickelt, „sprechen wir Aymara“ 
heißt das auf Deutsch. Ein interaktiver 
Tutor führt spielerisch durch vier Lernein-heiten, 
danach gibt es eine Evaluation – 
auf Aymara. 
Zwei Jahre hat Itati gebraucht, um die 
Software zu entwickeln. Am Anfang stand 
eine Schulaufgabe. Im IT-Unterricht sollte 
Itatis Klasse eine Lernsoftware bauen. Auf 
die Idee, daraus ein Aymara-Programm 
zu machen, kam die Schülerin durch ihre 
Mutter. Sie ist Sprachwissenschaftlerin 
und arbeitet in der Erwachsenenbildung. 
„Meine Mutter hat mir bei der Entwick-lung 
der Inhalte geholfen“, sagt Itati. 
Mittlerweile arbeitet sie an der zweiten, 
weiterführenden Folge ihres Programms, 
und sie hat ihre Software patentieren 
„Neben Spanisch hat 
Bolivien 36 weitere offizielle 
Landessprachen.“ 
Ein Lehrer und seine Lernsoftware. © Educ@tic.org
40 
Jaqi aru: Eine von mehreren Initiativen, die für den Erhalt von Aymara arbeiten. 
lassen. Noch in diesem Jahr soll „Aymarat 
aruskiptasiñani“ an bolivianischen Grund-schulen 
im Aymara-Unterricht eingesetzt 
werden. Selbst nach Chile hat Itati ihre 
Entwicklung schon exportiert, dort soll das 
Programm im Unterricht für die Sprache 
der Mapuche, Mapudungún, eingesetzt 
werden. 
In Bolivien gibt es viele weitere Beispiele, 
die zeigen, wie moderne Technik hilft, die 
alten Sprachen zu bewahren. So hat die 
gemeinnützige Organisation Educ@tic 
bereits über 200 Computerspiele für den 
Unterricht auf Quechua, Aymara und wei-teren 
Sprachen entwickelt. 
“Die Blogger-Gemeinschaft 
Jaqi-Aru will die 
Aymara-Sprache im 
Cyberspace verbreiten.“ 
Die Blogger-Gemeinschaft Jaqi-Aru („Die 
Stimme des Volkes“) will die Aymara- 
Sprache im Cyberspace verbreiten. 
Jaqi-Aru hat sich Global Voices.org ange-schlossen, 
einer weltweiten Blogger- 
Bewegung, die Menschen abseits der 
Mainstream-Medien eine Stimme gibt. 
Weltweit genutzt werden kann auch 
Atamiri („Kommunikator“), ein vom
41 
bolivianischen Mathematiker Ivan 
Guzman de Rojas entwickeltes Programm 
zur Simultanübersetzung in zwölf 
Sprachen. Atamiri ist auf den Algorithmen 
und der Syntax von Aymara aufgebaut und 
stellt Onlineübersetzer wie Google Trans-lator 
in den Schatten. Die dazu gehörende 
Chatsoftware „Qopuchawi“ kann kostenlos 
im Internet heruntergeladen werden. Sie 
ermöglicht es zum Beispiel einem Fran-zosen, 
in seiner Muttersprache mit einem 
Brasilianer zu kommunizieren und dessen 
Antworten simultan übersetzt zu erhalten. 
Auch Quechua, die Sprache von Karina 
Valdas Großmutter, wurde digital wieder-belebt. 
Selbst die Multis Google und Micro-soft 
spielen in der Renaissance eine Rolle: 
Google startete eine Suchmaschine in 
Quechua, Microsoft brachte eine Version 
von Windows und Office in Quechua heraus. 
Durch die Verschriftlichung und den digi-talen 
Austausch werden die alten Sprachen 
standardisiert. Das helfe, sie zu erhalten, 
sagen Fachleute. Im Web präsente 
Sprachen seien für die jeweiligen Sprecher 
ein wichtiger Zugang zur Welt, erklärt 
Nikolaus Himmelmann, Vorsitzender 
der Deutschen Gesellschaft für bedrohte 
Sprachen – und eine Manifestation der 
eigenen Identität. Die ganz modern aufge-wachsene 
Karina Valda würde das vermut-lich 
genauso sehen.
42 
Kolumbien ist in Aufbruchsstimmung. 
In der zwar noch jungen, aber sehr dynamischen digitial-sozialen Start-up-Szene sprießen 
Inkubatoren wie Unkraut aus den Hubs und Coworking-Spaces. Die Regierung hat das 
Potenzial der digitalen Technologien erkannt und fördert den Ausbau digitaler Infrastruk-turen, 
etwa im „Silicon-artigen“ Arepa Valley. Die staatliche Initiative Apps.co unterstützt 
die Entwicklung von Smartphone-Applikationen. Im vergangenen Jahr wurden auch 
erstmals die Apps mit der größten sozialen Wirkung ausgezeichnet. Verschiedene Akteure 
aus dem Social-Business-Sektor buhlen um die CSR-Gelder großer Unternehmen, denn 
es gibt kaum Risikokapital für die Startfinanzierung. Bisher gibt es noch keinen Export-schlager 
unter den digital-sozialen Innovationen, da die meisten Lösungen einen lokalen 
Ansatz verfolgen und eher langsam skalieren. 
Entdeckungsreisende: Mareike Müller | mareikemueller@outlook.com 896 
App-Entwicklungen 
hat die staatliche Initiative Apps.Co schon unterstüzt 
51,7% nutzen das INTERNET 
Nr.68 auf dem Global 
innovation index 
Nr.98 auf dem Human 
Development index 
104,1 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner 
„Im März 2013 wählte das Urban Land Institute 
Welt 2013, 
Medellín zur innovativsten Stadt der noch techno-logischen 
vor New York und Tel Aviv. Wir sind zwar 
nicht auf dem gleichen Niveau, was die Innovationen betrifft, aber was die 
sozialen Innovationen betrifft, schon“. 
Rocío Arango Goraldo, Ruta N
43 
Bogotá hat das bogohack, ein Innovationslabor, das auf freies Wissen setzt. Medellín ist schon weiter: 
Von der Drogenhochburg zur Innovationsmetropole – wie ging das bitte schön? bit.ly/hochburg 
Conexión Colombia ist das kolumbia-nische 
Pendant zu betterplace.org. Die 
Online-Spendenplattform wurde 2003 ge-gründet 
und hat in den letzten zehn Jahren 
über 26 Millionen US-Dollar gesammelt 
und an soziale Projekte 
in Kolumbien weiter-geleitet. 
Die Projekte 
auf der Plattform sind 
kleine lokale Initiati-ven, 
die im Vorfeld 
Insgesamt haben schon 
mehr als 360.000 
Menschen in Kolumbien 
von den Spenden der 
Plattform profitiert. 
auf ihre Wirkung und 
Qualität geprüft wurden. 
Insgesamt haben schon mehr als 360.000 
Menschen in Kolumbien von den Spenden 
der Plattform profitiert. Ursprünglich sollte 
Conexión Colombia Spenden aus der 
kolumbianischen Diaspora für Projekte 
in der Heimat mobilisieren. Mittlerwei-le 
kommen die meisten Geld-, Sach- und 
Zeitspenden aus Kolumbien selbst, gefolgt 
von Mexiko, den USA, Spanien, Frank-reich 
und Großbritannien. Die Plattform 
leitet 100 Prozent der Spenden weiter. Die 
Spender können Conex-ión 
Colombia zwar mit 
einer Mitspende unter-stützen. 
Die Plattform 
finanziert sich aber 
hauptsächlich durch 
Kooperationen mit ver-schiedenen 
Unterneh-men, 
darunter DHL Express, CredibanCo 
und PWC. Conexión Colombia legt Wert 
auf Transparenz und veröffentlicht alle 
Zahlen, Wirkungsanalysen und Projekt-berichte. 
conexioncolombia.com/ 
Beispiel: Conexión Colombia
44 
Der Transformationsprozess in Costa Rica hin zur 
digitalen Gesellschaft läuft mit hohem Tempo. 
Dank eines guten Bildungssystems, der Nähe zur USA und einer guten Internet- und 
Handyabdeckung hat sich eine kleine Start-up-Szene herausgebildet. Davon abseits steht 
die digital-soziale Szene. Digital-sozial ist ein Nischenthema, dazu ein sehr junges und ein 
rein urbanes. Entsprechende Innovationen kommen aus einer kleinen Social-Entrepre-neurship- 
Gruppe, meist aus Uni-Inkubatoren. Einige Unternehmen mischen auch mit, 
etwa aus der einheimischen IKT- oder Agenturszene. Die Regierung hat schon Hackathons 
veranstaltet, zum Beispiel gegen das Rauchen. NGOs nutzen das Internet ganz selbstver-ständlich, 
sind aber selten Treiber der Dynamik in Costa Rica, dem innovativsten und 
stabilsten Land Zentralamerikas. 
Entdeckungsreisender: Moritz Eckert | me@betterplace.org 
Nr.57 auf dem Global 
innovation index 
332% wachstum 
im mobilen Internet-Traffic 2012-2013 
„Es gibt keine Vorbilder in Sachen 
Social Entrepreneurship – wir müssen 
immer in die USA gucken.“ 
Federico Halsband, Entrepreneur 
Nr.68 auf dem Human 
Development index 
146 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner 
46% nutzen das INTERNET
45 
Bitte gar nicht erst anfangen: Eine App inklusive Mundstück, um als Raucher zu wissen, welche Schadstoffe 
man einatmet. Weiteres, zum Beispiel aus dem Online-Wahlkampf, unter: bit.ly/onlinewahlkampf 
„Upe! Be a traveller – not a tourist“, lautet 
das Motto der Plattform UPEPlaces aus 
Costa Rica. Die Website bringt aben-teuerlustige 
Reisende mit kleinen lokalen 
Communities zusammen. Dort wohnen 
und leben sie direkt mit den Einhei-mischen. 
Die Idee 
„Eines Abends irgendwo auf dem 
Land sah ich nur noch zwei 
Möglichkeiten: Entweder schläfst 
du jetzt auf der Straße oder du 
klingelst an einer Haustür.“ 
dazu kam Gründer 
Omar Castillo 
bei einer Reise 
nach Peru: „Eines 
Abends irgendwo 
auf dem Land sah 
ich nur noch zwei 
Möglichkeiten: Entweder schläfst du jetzt 
auf der Straße oder du klingelst an einer 
Haustür.“ Er entschied sich für Letzteres. 
Und die darauffolgenden Tage wurden so 
zu den intensivsten Reiseerlebnissen 
seines Lebens. Im Unterschied zur großen 
Konkurrenz wie Airbnb & Co sieht sich 
UPEPlaces nicht als „Wohnungs-Vermittler“, 
sondern als „Experience-Vermittler“. 2013 
nutzten die ersten 500 Reisenden den Service. 
Wenn alles gut geht, bietet UPEPlaces 
sowohl den meist von jeglichem Tourismus 
abgeschiedenen Communities eine 
Perspektive als auch einer immer stär-ker 
wachsenden 
Reise-Zielgruppe, 
auf der Suche 
nach Individualität 
und Authentizität. 
UPEPlaces versteht 
sich als Social 
Business: Die Be-treiber 
behalten 20 Prozent der Umsätze, 
vor allem, um die eigene Verbreitung 
zu erhöhen. 80 Prozent gehen an die 
Familien in den Communities. Und 
was hat es mit dem merkwürdigen 
Namen auf sich? „Upe“ ist ein gängiger 
Willkommensruf in Costa Rica. 
upeplaces.com/home 
Beispiel: UPEPlaces
46 
Digital-sozial sind die USA weltweit führend. 
In keinem anderen Land gibt es so viele NGO-Websites, Digitalkampagnen und funk-tionierende 
Plattformen, auf denen man spenden, crowdfunden, Petitionen starten oder 
Non-Profit-Daten einsehen kann. Die Kombination aus einem starken NGO-Sektor, 
einem reifen IT-Markt, Transparenzpflichten und einer großen Bevölkerung, die digitale 
Angebote schnell aufgreift, hat in den letzten 20 Jahren zu einer vielfältigen digital-sozialen 
Innovationslandschaft geführt. Diese wird unterfüttert von Stiftungen, Unter-nehmen 
und Impact-Investoren, die jährlich Hunderte Millionen US-Dollar in die tech-nologische 
Infrastruktur der Zivilgesellschaft investieren. Allerdings sind digital-soziale 
Innovationen in den USA vergleichsweise stark fragmentiert und vielen mangelt es an 
einem nachhaltigen Geschäftsmodell. 
Entdeckungsreisende: Joana Breidenbach | jb@betterplace.org 
Nr.6 auf dem Global 
innovation index 
23% jährliches wachstum 
von “Civic-Tech“ Organisationen 2008-2012 
Nr.5 auf dem Human 
Development index 
84% nutzen das INTERNET 
95.5 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner 
„Es gibt keine bessere Zeit 
als jetzt, um sich auf die 
digital-soziale Gesellschaft 
vorzubereiten.“ 
Lucy Bernholz, Leiterin Digital Civil 
Society Lab, Stanford University
47 
Weniger als die Welt verändern zählt nicht: Die Declaration of Innovation im Inkubator 1776 in Washington D.C. 
Mehr aus San Francisco, der digital-sozialen Hochburg, gibt's hier: bit.ly/joanausa 
Die Feedback Labs sind ein Zusammen-schluss 
verschiedener Organisationen, die 
das Direkt-Feedback-Konzept für NGOs 
und Regierungen in Form von Feed-back 
Loops nutzen. Obwohl international 
ausgerichtet, geht die 
treibende Kraft im Augen-blick 
noch von den USA 
aus. Das Prinzip der 
Feedback Loops funk-tioniert 
nach dem Many-to- 
many bzw. dem 
Die Regierung hat ein 
genaues Bild von den 
Bedürfnissen und 
Wünschen ihrer Bürger 
Crowdsourcing-Prinzip. 
Ziel ist es, mithilfe der Meinungsäußerung 
von Bürgern philanthropische und staatli-che 
Fördermittel sinnvoll einzusetzen. Die 
Feedback Labs setzen den Schwerpunkt 
ihrer Arbeit auf die Entwicklungszusam-menarbeit. 
Die erst 2013 gegründeten 
Feedback Labs arbeiten zurzeit an einem 
Pilotprojekt in Daressalam in Tansania: 
Das Finanzministerium und die NGO Devel-opment 
Gateway haben eine Aid Manage-ment 
Platform erstellt, über die Finanz-kennzahlen 
von über 50 Organisationen 
der Entwicklungs-hilfe, 
die vor Ort aktiv 
sind, erfasst werden. 
Diese Informationen 
nutzt die tansanische 
Regierung als Entscheid-ungsgrundlagen 
für staat-liche 
Fördermittel. So 
hat die Regierung ein genaueres Bild von 
den Bedürfnissen und Wünschen ihrer 
Bürger und kann besser mit den Entwick-lungshilfeorganisationen 
zusammenarbei-ten, 
um den Menschen die Unterstützung 
zu geben, die sie tatsächlich benötigen. 
feedbacklabs.org 
Beispiel: Feedback Labs
48 
In Deutschland läuft die digitale Infrastruktur 
der Zivilgesellschaft schleppend an. 
Dennoch haben bereits einige große NGOs substanziell in ihren Internetauftritt investiert. 
Für viele kleine und mittlere NGOs geht es dagegen erst einmal darum, eine Online-Präsenz 
aufzubauen und zu verstehen, wie sie soziale Netzwerke einsetzen. Auch etablierte Akteure, 
zum Beispiel Ministerien und Stiftungen, sehen die Digitalisierung eher als Risiko denn als 
Chance. Das gesellschaftliche Misstrauen gegen IT-Giganten wie Facebook und Google ist 
kaum irgendwo größer. Finanzielle Investitionen in digital-soziale Innovationen bleiben 
weitgehend aus, vor allem im Vergleich zu ähnlich starken Wirtschaftsnationen wie den 
USA. So entsteht eine Kluft zwischen staatlichen und philanthropischen Institutionen auf 
der einen und einer jungen, sozial motivierten Schicht von Digital Natives auf der anderen 
Seite, die zwar bereits eine Handvoll innovativer Plattformen im Bereich Online Fund-raising, 
Crowdfunding und politische Transparenz zur Marktreife gebracht haben, aber 
deutlich mehr Unterstützung bräuchten. 
Nr.13 auf dem Global 
innovation index 
119 mobilfunk- 
Verträge pro 100 einwohner 
28 Crowdfunding- Plattformen 
gibt es mittlerweile in Deutschland 
84% nutzen das INTERNET 
„Das Internet ist 
für uns alle Neuland.“ 
Angela Merkel, Bundeskanzlerin Nr.6 auf dem Human 
Development index
49 
Auch in Deutschland gibt es immer mehr Hackathons, wie beispielsweise den SAP InnoJam, um in kurzer Zeit 
Lösungen für soziale Probleme zu entwickeln. 
Rollstuhlfahrer checken mit wheelmap.org 
schnell und einfach, ob Cafés, Geschäfte 
und andere Lokalitäten barrierefrei sind. 
Jeder kann am Rechner oder per Handy 
auf der Karte eintragen, ob es Stufen, eine 
Rampe oder zu schmale 
Türen gibt. Die Beteili-gung 
ist groß und zeigt, 
wie hilfreich das Tool 
für viele Menschen ist. 
Allein in Deutschland 
gibt es ungefähr 1,5 
Millionen Rollstuhl-fahrer. 
Die Infos sind in 
Die Infos sind in 21 
Sprachen verfügbar und 
bereits 450.000 Orte 
weltweit wurden 
gekennzeichnet 
21 Sprachen verfügbar und bereits 450.000 
Orte weltweit wurden gekennzeichnet – 
von Apotheken über Behörden bis hin zu 
Restaurants. Das Ampelsystem ist leicht 
verständlich: Rot markierte Orte sind 
nicht rollstuhlgerecht; Orange bedeutet, 
dass nicht alle Räume zugänglich sind, und 
Grün steht für einen vollständig rollstuhl-gerechten 
Ort. Graue Markierungen 
zeigen, welche Locations noch nicht zu-geordnet 
wurden. Wie auch in anderen 
Reise- und Location- 
Apps kann der User nach 
Kategorien filtern und 
sich so z. B. vor einem 
Cafébesuch informieren. 
Auf diese Weise fördert 
wheelmap.org Bewe-gungsfreiheit 
und In-klusion. 
Wheelmap. 
org ist ein Projekt der Sozialhelden, einer 
engagierten Gruppe, die auf soziale 
Probleme aufmerksam macht und an 
deren Lösungen arbeitet. 
wheelmap.org 
Beispiel: wheelmap.org
50 
Verstärker und Hürden digital-sozialer 
Innovationen im Überblick* 
Germany: 
 IT-Ausbildung 
 aktive Zivilgesellschaft 
 fehlende Investoren 
 passive Regierung 
Israel: 
 digital-affine Bevölkerung 
 Unternehmerkultur 
 IT-Personal: in Konzernen 
statt Sozialem 
 kleiner Markt 
Senegal: 
 bestehende Hilfsstrukturen 
 Verbreitung von Handys 
 nachhaltige Finanzierung 
 keine Vorbilder 
Ghana: 
 digital-soziale 
Community 
 Verbreitung von Handys 
 schlechte Infrastruktur 
 passive Regierung 
USA: 
 ausgeprägte 
Digitalisierung 
anderer Lebensbereiche 
 großer Binnenmarkt 
 Zugang zu Finanzierung 
 Fragmentierung des Marktes 
Costa Rica: 
 gut ausgebildete Wieder-kehrer 
(v.a. aus USA) 
 digital aktive Regierung 
 keine Vorbilder 
 kein Entrepreneur-Mindset 
Colombia: 
 digital aktive Regierung 
 Verbreitung von Handys 
 Unternehmerkultur 
 fehlende Investoren 
Bolivia: 
 Entwicklungshilfe-Gelder 
 Verbreitung von Handys 
 Technik-Skepsis 
 fehlende IT-Kenntnisse 
Brazil: 
 digital-affine Bevölkerung 
 aktive Zivilgesellschaft 
 NGO-Skepsis 
 IT-Personal: in Konzernen 
statt Sozialem
51 
* Unter „digital-soziale Innovationen“ verstehen wir alle Entwicklungen, bei denen Menschen 
und Institutionen unabhängig von ihrer Rechts- und Finanzierungsform digitale Technologien 
einsetzen, um das öffentliche Wohl zu verbessern; um dafür zu sorgen, dass so viele Menschen 
wie möglich die Art von Leben führen können, die sie als gut und richtig empfinden. 
India: 
 bestehende 
Hilfsstrukturen 
 Unternehmerkultur 
 digital aktive Regierung 
 NGO-Skepsis 
Indonesia: 
 digital-affine 
Bevölkerung 
 aktive Zivil-gesellschaft 
 Handy-Sättigung 
 passive Regierung 
China: 
 Finanzierung durch 
CSR-Initiativen 
 digital-affine Bevölkerung 
 aufstrebende Mittelklasse 
 repressive Regierung 
Tanzania: 
 bestehende 
Hilfsstrukturen 
 digital aktive 
Regierung 
 fehlende 
IT-Kenntnisse 
 keine Vorbilder 
Kenya: 
 Verbreitung von 
mobilen Bezahl-systemen 
(MPesa) 
 Unternehmerkultur 
 gut ausgebildete 
Wiederkehrer 
 nachhaltige 
Finanzierung 
Rwanda: 
 digital aktive Regierung 
 auf digital-sozial 
spezialisierte IT-Agenturen 
 bestehende Hilfsstrukturen 
 nachhaltige Finanzierung
52 
Äpfel, Birnen und die Krux 
mit dem Ländervergleich 
Was ist der Unterschied zwischen China und Bolivien? Nein, das ist 
keine Scherzfrage. Das ist eine der vielen Fragen, die wir uns bezüglich 
digital-sozialer Innovationen stellen, seit wir vom lab around the world 
zurückgekommen sind. Denn wir wollen das Rätsel der digital-sozialen 
Zivilgesellschaft lösen. Wie lautet die Weltformel des Guten? 
Weil Bolivien kulturell, ökonomisch, 
politisch und historisch ganz anders ist 
als China, scheint ein Vergleich deren 
Verstärker und Hürden für digital-soziale 
Innovationen sowie der aktuell vor-herrschenden 
Dynamiken unsinnig. Doch 
auch wenn Induktion mühselig ist, weil aus 
Tausenden von Einzelfakten allgemeingül-tige 
Theorien gebildet werden müssen, so 
wagen wir einen Versuch. 
Was also haben indonesische Väter, die sich 
auf Twitter für das Stillen von Babys ein-setzen, 
mit einem SMS-Service für Farmer 
in Ghana gemeinsam? Nun, zumindest 
verbessern beide die Welt mit digitalen 
Hilfsmitteln. Erhöht man die Auflösung, 
werden Kategorien wie Finanzierung, Or-ganisationsform 
oder Zielgruppe erkenn-bar. 
Und es wird klar: Die Angelegenheit ist 
komplex, qualitativ und bewegt sich auch 
noch auf der Zeitachse. Auf Wiedersehen, 
liebe Weltformel des Guten. Hallo, Mind-map 
aus Faktoren und Zusammenhängen. 
Also lassen wir uns von der Vielfalt unse-rer 
Erkenntnisse aus den einzelnen Län-dern 
nicht abschrecken und bleiben erst 
einmal deskriptiv. Zunächst einmal ist 
klar: Äpfel und Birnen gehören beide zur 
Familie der Rosengewächse. In unserem 
Fall: Digital-soziale Innovationen sind ein 
weltweites Phänomen – aber die Manifes-tationen 
sind divers. In einigen Ländern 
treten sie eher als lose Netzwerke der ak-tiven 
Zivilgesellschaft in Erscheinung, die 
allgemein verbreitete digitale Technologien 
nutzen (Brasilien, Indonesien, teilweise 
China). In anderen Ländern entwickeln die 
Menschen eigene technische Innovationen 
– also Apps, Plattformen, Tools –, etwa in 
Indien oder Kenia. 
Das Volk ist begeistert, 
doch die Regierung schläft 
Eine weitere Gemeinsamkeit aller Länder: 
Sie haben eine Regierung. Und etwa die 
Hälfte der von uns besuchten Länder hat 
auch eine digitale Policy, fördert also die 
Digitalisierung der Zivilgesellschaft mit 
entsprechenden Programmen und Infra-struktur. 
Diese gehören, mit Ausnahme 
von Ghana und Tansania, auch tendenziell 
zu den dynamischeren Ländern.
53 
In vielen Ländern, besonders in den dyna-mischeren 
wie Indien, Brasilien oder Kenia, 
sind die Menschen von den digitalen Tech-nologien 
und Kommunikationsmöglich-keiten 
begeistert. Die Handy-Sättigung ist 
erreicht und Smartphones werden für im-mer 
mehr Menschen erschwinglicher. Apps 
und digitale Kommunikation in sozialen 
Medien und mit Messengern eignen sich 
wunderbar, um etwa Stadt-Land-Entfer-nungen 
zu überbrücken. So werden auch 
indirekt soziale Ziele erreicht, etwa wenn 
Menschen aus der Stadt per SMS-Bezahl-dienst 
MPesa Geld an die Verwandten im 
Heimatdorf schicken. 
Entstehen Silos statt 
digital-soziale Netzwerke? 
Ebenfalls interessant: In fast allen von uns 
besuchten Ländern entstehen digital-so-ziale 
Innovationen kaum in den klassischen 
NGOs, also Hilfsorganisationen, Wohl-fahrtsverbänden 
oder Stiftungen. Es sind 
eher kleine Netzwerke von Aktivisten, Wis-senschaftlern, 
IT-Experten oder (jungen) 
Unternehmern, die Ideen anstoßen und 
umsetzen. In vielen Ländern könnten so 
Parallelstrukturen zwischen klassischer 
Regierungs- und NGO-Arbeit auf der einen 
Seite und unternehmerischer und digi-taler 
Arbeit auf der anderen Seite entste-hen, 
so unser erster Eindruck. Es mangelt 
an Austausch und Kollaboration zwischen 
den verschiedenen Akteuren. Eine erfreu-liche 
Ausnahme ist Indien, wo einige NGOs 
Partnerschaften mit Innovatoren und digi-tal- 
sozialen Dienstleistern eingehen, um 
ihre Arbeit zu verbessern. Auch in anderen 
Ländern wird zunehmend versucht, diesen 
Graben mit digital-sozialen Hubs, Inkuba-toren 
oder Wettbewerben zu überbrücken. 
Das lab around the world 2014 war erst 
der Anfang einer langen Reise. Nicht 
nur gibt es noch viel mehr digital-soziale 
Gesellschaften zu entdecken und zu er-forschen. 
Auch wollen wir das Wesen der 
verschiedenen Zivilgesellschaften besser 
verstehen, wollen verstehen, wie der op-timale 
Nährboden der Innovationen fürs 
Gemeinwohl zusammengesetzt ist. Liebe 
Weltformel des Guten, bist du noch da?! 
Wie schnell sich die Länder entwickeln: 
Unsere Rangliste der 
digital-sozialen Dynamik 
1. India 
2. USA 
3. Brazil 
4. Kenya 
5. Rwanda 
6. Colombia 
7. Indonesia 
8. Israel 
9. China 
10. Costa Rica 
11. Germany 
12. Ghana 
13. Tanzania 
14. Senegal 
15. Bolivia
54 
Die Entdeckungsreisenden 
Anja Adler 
Anja verfolgt fürs betterplace 
lab Onlinetrends im 
Stiftungswesen. Nach 
einer Station bei der 
Robert Bosch Stiftung 
war sie zwei Jahre 
als Kommunikations-managerin 
Sarah Strozynski studierte 
Politikwissenschaft. Sie ist 
26 Jahre alt und arbeitet 
für betterplace.org in 
der Konzeption: Dort 
entwickelt sie die Online 
Fundraising Tools für 
soziale Organisationen. 
Joana Breidenbach 
Promovierte Kulturanthro-pologin 
und Autorin zahl-reicher 
Bücher zu den 
kulturellen Folgen der 
Globalisierung, Migra-tion 
und Tourismus. 
Etwa: Tanz der Kulturen 
(Rowohlt 2000), Maxi-kulti 
(Campus 2008) 
und Seeing Culture Every-where 
(Washington Press 2009). 
Joana Breidenbach ist Mitgründerin von bet-terplace. 
org und leitet das betterplace lab. 
Ben Mason 
Ben Mason ist so etwas wie 
der verlorene Sohn des 
betterplace lab. Nach 
einem Praktikum im 
Jahr 2011 kehrte Ben in 
seine Heimat zurück, 
um sein Studium in 
Philosophie und Ger-manistik 
in Oxford ab-zuschließen. 
Seit Oktober 
2013 ist Ben als Captain of 
International Projects wieder da. 
bei der 
Stiftung Mercator tätig 
und arbeitet momentan 
als selbstständige Kommu-nikations- 
und Social-Media-Beraterin. 
Zusätzlich promoviert sie zur politischen 
Rolle digitaler Kommunikation. 
Mareike Müller 
Mareike studierte „Kommu-nikation, 
sozialer Wandel 
und Entwicklung“ sowie 
„Entwicklungsökonomie“ 
in Madrid. In diesem 
Kontext forschte sie zu 
Online Kommunikation 
von NGOs und ICT4D. 
Zuvor hat Mareike mit 
der GIZ und der FES zusam-mengearbeitet 
und sich in sozialen 
Projekten in Bolivien und Südafrika engagiert. 
Kathleen Ziemann 
Kathleen Ziemann ist Kultur-wissenschaftlerin 
und hat 
unter dem Titel Platt 
2.0 ihre Masterarbeit 
über Minderheiten-sprachen 
auf Facebook 
geschrieben. Bisher hat 
Kathleen als Referentin 
für Öffentlichkeitsarbeit 
bei Ärzte ohne Grenzen und 
im Landtag Brandenburg gear-beitet. 
Seit September 2012 ist die 30-Jährige als 
Trendreporterin im betterplace lab. 
Sarah Strozynski
55 
Dennis Buchmann ist Dip-lom- 
Biologe, Master of 
Public Policy und Ab-solvent 
der Deutschen 
Journalistenschule. 
Er hat das Magazin 
„Humanglobaler Zufall“ 
erfunden und als Chef-redakteur 
geleitet. Im 
betterplace lab ist Dennis 
seit fünf Jahren Kreativredak-teur 
und arbeitet bei uns redaktionell sowie kon-zeptionell. 
Seit 2011 gibt er mit MeinekleineFarm.org 
außerdem Fleisch ein Gesicht. 
Pál Nyíri ist Professor für 
globale Geschichte aus der 
anthropologischen Per-spektive 
an der Vrije 
Universität Amsterdam. 
Seine letzten Bücher 
hießen „Seeing Culture 
Everywhere ... From 
Genocide to Consumer 
Habits“ (2009) und „Mobility 
and Cultural Authority in Contemporary China“ (2010, 
beide University of Washington Press). Er bloggt über 
Chinas Export seiner Entwicklungshilfe und schreibt 
momentan ein Buch darüber, wie Journalisten chine-sischer 
Medien aus anderen Ländern berichten. 
Machte seinen Zivildienst 
beim Rettungsdienst 
des Deutschen Roten 
Kreuzes, danach erfolg-reich 
Studium der Soziologie, 
Neueren / Neuesten 
Geschichte und Afrika-nistik 
Jung von Matt in Hamburg, 
Mitgründer und Vorstand von 
betterplace.org, dabei verantwortlich für Stra-tegie, 
Marketing/PR und IT, Gründer der Fußball-kommentatorenseite 
marcel-ist-reif.de, jetzt im 
betterplace lab. 
Medje Prahm ist Mistress of 
Arts in Philosophy & Eco-nomics 
und hat sich auf 
Social Impact Measure-ment 
und Organisa-tionslernen 
in kleinen 
abgebrochenes 
in Berlin, Texter bei 
NGOs spezialisiert. Vor 
ihrer Zeit im lab hat sie 
beim Thinktank „stiftung 
neue verantwortung“ und 
der BMW Stiftung gearbeitet. Medje hält als Innen-ministerin 
des betterplace lab die verzweigte 
Netzwerkorganisation zusammen und unterstützt 
neben ihrer Forschungsarbeit Joana bei der Leitung. 
Dennis Buchmann 
Pál Nyíri 
Moritz Eckert 
Medje Prahm
56 
Impressum 
betterplace 
lab around the world Broschüre 
Herausgeber: 
betterplace lab 
gut.org gemeinnützige AG 
Schlesische Straße 26 
10997 Berlin 
betterplace-lab.org/projekte/ 
lab-around-the-world 
Autoren: 
Anja Adler, Joana Breidenbach, Dennis Buchmann, 
Moritz Eckert, Ben Mason, Mareike Müller, Pál Nyíri, 
Medje Prahm, Sarah Strozynski, Kathleen Ziemann 
Redaktion: 
Dennis Buchmann, Moritz Eckert 
Quellen: 
Human Development Index 2014 (HDI): 
hdr.undp.org 
The Global Innovation Index 2014: 
globalinnovationindex.org 
International Telecommunication Union 2013 
(Mobilfunkverträge und Internetnutzung): itu.int 
Die fünfte Zahl je Land haben wir vor Ort recherchiert. 
Korrektur: 
Axel Fischer 
Art-Direktion, Layout und Illustration: 
Rico Reinhold 
Druck: 
Ruksal, Berlin
Ghana 
Seite 30 
Senegal 
Seite 32 
Brasilien 
Seite 34 
Bolivien 
Seite 36 
Costa Rica 
Seite 44 
USA 
Seite 46 
Kolumbien 
Seite 42

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betterplace lab around the world 2014 - eine coole Reise in 15 digital-soziale Laender

  • 1. Report 2014: Wie Menschen rund um die Welt mit Internet und Handy Gutes tun Tansania Seite 24 Indien Seite 14 Israel Seite 20 Kenia Seite 22 Ruanda Seite 26 China Seite 2 Indonesien Seite 8 Deutschland Seite 48
  • 2.
  • 3. 1 Liebe Leserin, lieber Leser, machen digitale Gerätschaften unsere Welt lebenswerter? Wir glauben, es piept. Das betterplace lab war im Frühjahr mit Rucksack und Notizblock „around the world“, um zu feldforschen, wie Hilfsorganisationen, Aktivisten und Social Entrepreneurs im Jahr 2014 Internet und Mobilfunk nutzen – von Indien über Ruanda bis Brasilien. Erste Ergebnisse: Es herrscht Aufbruchstimmung bei vielen der besuchten Weltverbesserer. Aufbruch in eine Zeit, in der das Internet nicht nur für banalen Konsum, der Mobilfunk nicht nur für belanglose Kommunikation genutzt wird. Sondern auch, um zum Beispiel mehr Menschen in demokratische Prozesse einzu-binden, effizienter Hilfsgüter von A nach B zu bringen oder Kinder über eine coole Smartphone-App zu bilden. Einige der interessantesten Beispiele möchten wir euch in dieser Broschüre vorstellen. Zum Beispiel die „Breastfeeding Dads“ aus Indonesien, die mit winzigen Mitteln die Massen gegen die mächtigen Milchpulver-Multis mobilisieren. Oder „SokoText“, ein SMS-Service, mit dem kenianische Marktfrauen endlich etwas mehr verdienen können. Dazugepackt haben wir erste Hypothesen, warum es in manchen Ländern besser klappt mit den digital-sozialen Innovationen, in anderen weniger. Und wie dynamisch es vor Ort zugeht. Aber halt: Wir stehen erst ganz am Anfang dieser Forschung. Umso mehr danken wir unseren Partnern, die das lab around the world unterstützt haben: Ashoka, der Deutsche Lufthansa AG, der Bill and Melinda Gates Foundation, der BMW Stiftung, der Millicom Foundation, Mozilla sowie ZEIT ONLINE als Medienpartner. Aber genug der Vorrede. Jetzt geht's rein in die Szene der ratternden Festplatten, blinkenden Websites und piependen Handys für eine bessere Welt. Wir wünschen euch viel Spaß beim digital-sozialen Kurztrip durch unsere 15 besuchten Länder. Euer Team des betterplace lab PS: Das „lab around the world“ war ein Backpacker-Trip und keine First-Class-Reise. Dennis hat beispielsweise in Indonesien für sein „Zimmer“ 1,65 Euro pro Nacht gezahlt.
  • 4. 2 In China trifft eine hoch digitalisierte urbane Mittelschicht auf eine sehr junge NGO-Landschaft. Große Technologieunternehmen haben in den letzten Jahren umfangreiche Spendenplatt-formen aufgebaut und propagieren den Erwartungen der Kommunistischen Partei folgend Philanthropie als modernen Lebensstil. Einzelne Stiftungen wie die One Foundation fungieren als digital-soziale Vorreiter. Bekannte Blogger mit Millionen Fans starten und skalieren Kampagnen auf den beliebten Social-Media-Plattformen Sina Weibo und WeChat – meist zu „sicheren“ Themen wie Bildung und Kinderarmut. Online-Aktionen zu brisanten Themen wie Arbeiter- oder Menschenrechten werden hingegen stark reglementiert. Entdeckungsreisende: Joana Breidenbach und Pál Nyíri | jb@betterplace.org | p.d.nyiri@vu.nl Nr.29 auf dem Global innovation index Nr.91 auf dem Human Development index Nur 1500 Organisationen dürfen in China Spenden sammeln 45,8% nutzen das INTERNET 88,7 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner „Gibt es ein Erdbeben, spenden die Menschen. Gibt es kein Erdbeben, spenden sie nicht .“ Bei Xiaochao, CSR-Direktor, Sina Weibo
  • 5. 3 Weitere Beispiele, wie Tan Wan („der Adler“), einst einer der legendärsten Hacker Chinas, jetzt Unternehmer mit eigener digital-sozialer Agentur, findest du unter: bit.ly/hackerchina Beispiel: Sina Weibo Gongyi Mit 500 Millionen Nutzerkonten besetzt Sina Weibo 80 Prozent des chinesischen Mikrobloggermarktes. Das mit Twitter vergleichbare Unternehmen betreibt seit 2012 eine der drei großen Spendenplatt-formen im Land. Über 10.000 Projekte haben bislang 25 Millionen Euro erhalten. Im Gegensatz zur Gongyi-Plattform des Konkurrenten Tencent, der stark auf Dauer-spenden an etablierte Ein Mensch bewegt eine Million zum Engagement. NGOs setzt, richtet sich Sina Weibos Gongyi an Einzelprojekte. Jeder Weibo-Nutzer kann ein Spendenprojekt anlegen – z. B. um Schul-gebühren fürs Kind zu finanzieren. Zur Verifizierung der einzelnen Projekte melden sich Nutzer als ehrenamtliche Prüfer und checken die Seriosität der Hilfsbedürftigen online, durch Telefonate oder Besuche vor Ort. Danach bemüht sich das CSR-Team von Sina Weibo, das Projekt mit einer der meist staatlichen Stiftungen zu verbinden, die berechtigt sind, Spenden entgegenzunehmen. Jeder Spender hat ein Nutzerprofil: Grafiken zeigen, wie viele weitere Menschen er durch seine Social-Media-Aktivitäten zum Spenden motiviert hat. Supernutzer schaffen es, bis zu eine Million Menschen zum Engagement zu bewegen. Die großen chinesischen Social-Media- und Tech- Plattformen kooperieren eng mit der Regierung. Zugleich finanzieren sie die Infrastruktur des neuen philanthropischen Lebensstils, der es Chinesen ermöglicht, mehr Ver-trauen untereinander aufzubauen und sich für sozial Schwache einzusetzen. gongyi.weibo.com
  • 6. 4 Auch die One Foundation darf in China Spenden sammeln – etwa mit dieser lieblichen App. Chinas Zivilgesellschaft erobert das Netz In China sammeln Bürger Spenden übers Internet. Die Partei lenkt diese Initiativen. Aber gewitzte Dissidenten finden Schlupflöcher, um einander zu unterstützen. Als der Journalist Deng Fei vor drei Jahren durchs ländliche China reiste, machte er eine erschütternde Beobachtung: Deng sah, wie Kinder sich auf einem Schul-hof über offenem Feuer ein karges Essen kochten. Die Kinder litten Hunger, wie Millionen andere chinesische Schüler auch. Der Journalist wollte helfen. Auf der Mikroblog-Plattform Sina Weibo startete er eine Spendenkampagne, die er „Kosten-loses Mittagessen“ nannte. Er hatte großen Erfolg: Drei Jahre und 40 Millionen Wei-bo- Follower später ist „Kostenloses Mit-tagessen“ eine landesweite Bewegung, die neun Millionen Euro Spenden gesammelt hat und 360 Schulen im ganzen Land mit kostenlosen Mittagsmahlzeiten versorgt. Dengs Initiative war ganz im Interesse der Partei. Schon im Jahre 2008 hatte der damalige Premierminister Wen Jiabao die Mangelernährung unter Schulkindern als Problem ausgemacht. Zwei Jahre
  • 7. 5 später griffen Journalisten des staatlichen Fernsehsenders CCTV das Thema auf. Es gelang ihnen, Liu Yunshan für das Schicksal der hungrigen Kinder zu interessieren, den Propagandachef der Partei. Die Journa-listen machten eine Dokumentation, sie durften sie zur Hauptsendezeit ausstrahlen. Danach galt das Thema als unproblema-tisch. Eine Woche nachdem die CCTV-Do-ku gelaufen war, startete Deng Fei seine Weibo-Kampagne auf Weibo. Wenig später verkündete die Regierung selbst, jährlich rund 180 Millionen Euro für die Schulspeisung in den ärmsten Regionen bereitzustellen. Dengs Erfolgsgeschichte ist Teil eines großen gesellschaftlichen Umbruchs in China. In einem Land ohne moderne Spendentradition, in dem jede Form organisierter Zivilgesellschaft verboten war, ist in den letzten Jahren eine vielfältige NGO-Landschaft entstanden – gestützt auch durch die technischen Möglichkeiten des Internets. Auslösendes Ereignis war das große Erd-beben in Wenchuan im Jahr 2008. Der Filmstar Jet Li gründete damals die One Foundation, die nur zufällig so heißt wie die gleichnamige Entwicklungsorgani-sation des U2-Sängers Bono. Die chine-sische One fordert die Bürger unermüdlich übers Internet zu Dauerspenden auf. Ihre Parole: „ein Mensch, ein Monat, ein Yuan“. „Philanthropie soll Teil des chinesischen Lifestyles werden.“ Auch die Internetgiganten Tencent, Sina Weibo und Alibaba errichteten nach dem Beben große Spendenplattformen. Dank ihrer gigantischen Nutzerzahlen – alleine in Tencents QQ-Chat sind teilweise 180 Mil-lionen Nutzer gleichzeitig online – sind die Medienunternehmen in der Lage, die neue Spendenkultur anzukurbeln. Tencents Chef Dou Ruigang verkündet hochfliegende Ziele: „Philanthropie soll Teil des chine-sischen Lifestyles werden.“ Noch sind die Zahlen allerdings be-scheiden: Bislang wurden über die großen Plattformen rund 60 Millionen Euro an Spenden eingeworben. Zum Vergleich: In Deutschland hat der Spendenmarkt ein jährliches Volumen von rund sieben Milliarden Euro. Viele Beobachter sehen in Digitalkampag-nen wie dem „kostenlosen Mittagessen“ von Deng Fei Belege für eine entstehende Zivilgesellschaft und neue, digital er-möglichte Freiräume. Manche interpretie-ren sie gar als verdeckte politische Proteste der großen, aufstrebenden Mittelschicht Journalist Deng Fei hat online schon neun Millionen Euro Spenden für Schulessen gesammelt.
  • 8. 6 gegen die Mängel der staatlichen Politik. Diese Mittelschicht sehe sich mit massiven sozialen Problemen konfrontiert – und weil sie die offizielle Politik nicht direkt selbst beeinflussen kann, engagiert sie sich auf eigene Faust. Die meisten der neuen chinesischen Nicht-regierungsorganisationen verstehen sich – anders als ähnliche Gruppen in Europa und den USA – aber nicht als kritisches Gegengewicht zu Staat und Wirtschaft. Ganz im Gegenteil: Die kommunistische Regierung unterstützt das bürgerschaftli-che Engagement, und die Gruppen über-nehmen häufig Aufgaben im Sinne der Partei. Dem Staat fehlen die Mittel für eine effektive Sozialpolitik, und so schiebt er, wie auch viele westliche Staaten, Wohl-fahrtsdienstleistungen an private Initia-tiven, Unternehmen und Privatspender ab. Doch sobald eine Initiative Tabus berührt, gelten andere Spielregeln. Zum Beispiel werden Fabrikarbeiter, die über Missstände bloggen, von der Kommunis-tischen Partei ausgebremst. Die Partei heuert für wenig Geld Kommentatoren an, sogenannte „50-Cent-Parteimitglieder“. Diese legen kritische Debatten in den Blogs erfolgreich lahm. Alle Spenden sammelnden Nicht-regierungsorganisationen müssen sich bei einer offiziellen Stiftung akkreditieren lassen. Das verschafft der Regierung einen wirksamen Filter: Sie genehmigt nur Initiativen, die ihre Interessen nicht gefährden. Doch die staatliche Überwachung hat Lücken. Durch eine schlüpfte Guo Yuhua, die sich für politische Gefangene einsetzt. Hauptberuflich ist Guo Anthropologie-professorin an der renommierten Tsing-hua- Universität. Daneben engagiert sie sich, wie rund zehntausend weitere Chi-nesen, in der sogenannten Fleischpartei. Manche sagen, es sei die einzige Opposi-tionspartei Chinas. Spenden für Oppositionelle Gegründet wurde die Fleischpartei von Xu Zhirong, besser bekannt unter seinem In-ternetnamen Rou Tangseng, den er zu Eh-ren einer klassischen Romanfigur wählte. Rou wurde aktiv, als der regierungs-kritische Blogger Ran Yunfei verhaftet wurde. Seine Familie verlor dadurch einen großen Teil ihrer Lebensgrundlage, und Rou wollte ihr helfen. Auf Weibo forderte er zu Spenden auf. Er war so erfolgreich, dass die Partei sein Weibokonto umge-hend schließen ließ. Anfang 2013 eröffnete Rou dann einen virtuellen Shop auf Taobao, dem größten chinesischen E-Commerce-Portal. Taobao ist vergleichbar mit eBay. Im „Roupu“, übersetzt Fleischladen, konnten Rans Unterstützer für wenige Yuan eine Dankes-notiz kaufen. Doch der Kauf diente nur als Tarnung für Spenden an Rans Familie. „Sobald eine Initiative Tabus berührt, gelten andere Spielregeln.“
  • 9. 7 Allein in den ersten drei Tage spendeten 4.600 Kunden des Fleischladens 120.000 Yuan, umgerechnet rund 15.000 Euro. Dann schlossen die Plattformbetreiber den Shop. Doch Rou eröffnete unter anderem Namen einen neuen Laden. Diesmal ver-kaufte er Treffen mit bestimmten Persön-lichkeiten. Eine Bankangestellte zahlte ein zweifaches Monatsgehalt für ein Essen mit einer Politologin. Eine Teestunde mit der Anthropologin Guo kostete 800 Yuan. In China ist Rous Laden einzigartig. Er hat es geschafft, eine junge, seit dem Tianan-men- Massaker weitgehend apolitische Be-völkerung zum politischen Engagement zu motivieren. Im Fleischladen kaufen Intel-lektuelle, Studenten, Verkäuferinnen und sogar Regierungsbeamte. Innerhalb von acht Monaten spendeten 10.000 Chinesen über 150.000 Euro für politische Gefangene. Guo führt den Erfolg darauf zurück, dass die Spenden durch die Online-Kaufaktion entpolitisiert worden sei. Zusätzlich haben Filmstars wie Chen Kun über Social Media Millionen Fans über die Auktionen des Fleischladens informiert. Mittlerweile kümmert sich der Laden um mehrere Familien von politischen Gefangenen. Die Verteilung wird basis-demokratisch organisiert. Sobald genug Geld für eine Familie zusammengekom-men ist, werden aus der Datenbank des Shops neun Mitglieder ausgewählt. Sie diskutieren per Chat und anonym, welche Familie das Geld erhalten soll. Diese Or-ganisationsform hat auch den Vorteil, dass der Fleischladen weiter existieren kann, falls seine Gründer verhaftet werden. Auch die Anthropologin Guo wurde schon mehr-mals zum polizeilichen Verhör vorgeladen. Regierung unter Zugzwang Durch digitale Medien sind in China neue Spielräume entstanden, in denen Tabuthe-men salonfähig werden. Vor einigen Jahren begann die US-Botschaft in Peking, Smogwerte aus Messungen auf ihrem Dach zu twittern. Der öffentliche Druck führte dazu, dass chinesische Behörden eben-falls Werte veröffentlichten. Weil diese deutlich unter den amerikanischen lagen, programmierten Entwickler eine App, die beide Zahlen kommentarlos nebenein-ander zeigte. Das wirkte: Heute erscheinen täglich zuverlässige Smogwerte, und Hack-athons zur Luftqualität boomen. Die Größe des Binnenmarktes, die fast flächendeckende digitale Infrastruktur und die Begeisterung der Chinesen für digitale Kommunikation könnten gewal-tige Bewegungen in Gang setzen. Doch die Furcht vor der Macht der digitalen Welle kann auch hemmen. Wenn Aktivisten auf den Social-Media-Knopf drücken, können sie oft nicht mehr beeinflussen, was dann passiert. Und dieses Risiko einzugehen, trauen sich bislang nur wenige. „Allein in den ersten drei Tage spendeten 4.600 Kunden des Fleischladens umgerechnet 15.000 Euro.“
  • 10. 8 Indonesien sprüht Funken. Jakarta ist eine der aktivsten Twitter-Hauptstädte und Indonesien mit 65 Millionen Nutzern das viertgrößte Facebook-Land der Welt. Jeder will Internet! Vor allem, um in sozialen Netzwerken zu posen und zu plaudern. Die meist in losen Netzwerken organisierte Zivilgesellschaft ist derweil mit dem Kampf gegen Korruption und Umweltzerstörung beschäftigt. So ist das Land ziemlich gut digitalisiert und auch engagiert. Doch die beiden Bereiche haben noch nicht so recht zusammengefunden. Online-Fundraising oder andere digital-soziale Anwendungen sind rar gesät. Vor allem Twitter ist aber ein mächtiges Kampagnenwerkzeug in dem Land der tausend Inseln. Entdeckungsreisender: dennis buchmann | dbu@betterplace.org 70% der Bandbreite Indonesiens wird auf Java konsumiert und davon 70% in Jakarta 121,5 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner 15,8% nutzen das INTERNET „Wir haben Flugzeuge gebaut, wir haben Satelliten gebaut, da können wir doch wohl auch ein indonesisches Silicon Valley bauen?“ Dr. Budi Rahardjo, Dozent am Technologie-Institut in Bandung Nr.87 auf dem Global innovation index Nr.108 auf dem Human Development index
  • 11. 9 Fast so aktiv wie die Zivilgesellschaft in Indonesien: Der Vulkan Merapi (siehe nächste Seite). Mehr Beispiele, darunter der erste Hackathon zur Terrorabwehr, gibt's hier: bit.ly/vulkanmerapi Beispiel: The Breastfeeding Dads Die Breastfeeding Dads, wie sich die jungen Männer des Netzwerks AyahASI auch nennen, haben viel Spaß bei ihrer Arbeit. Sie setzen sich dafür ein, dass in Indonesien mehr Mütter stillen. Väter für mehr Muttermilch – das klingt lustig, ist aber ein todernstes Thema. Weil Großkonzerne Hebammen und Kran-kenhäuser „Wer sechs Monate stillt, hat genug Geld für ein iPhone gespart!“ bestechen, damit diese den Müttern ihr Milchpulver empfehlen und vom Stillen abraten, sterben in Indonesien jedes Jahr rund 30.000 Neugeborene. Denn in ländlichen Gebieten ist das Wasser, mit dem das Pulver angerührt werden muss, oft nicht sauber. Die Breast-feeding Dads konzentrieren sich auf die Vorteile des Stillens und kommunizieren diese zielgruppenadäquat: „Wer sechs Monate stillt, hat genug Geld für ein iPhone gespart!“ – um nur einen Vorteil des Stillens zu nennen, der Männern gefallen wird. Diese etwas andere Per-spektive hat den Breastfeeding Dads bislang über 125.000 Follower auf Twitter beschert. Die Breastfeeding Dads haben kein Büro. Sie haben keinen Chef. Sie haben kaum Geld. Aber sie haben Twitter. Und über 50 besonders engangierte Väter, die in 21 Städten Indonesiens täglich zwischen 50 und 300 Fragen von verun-sicherten Eltern beant-worten – ehrenamtlich und zwischendurch mit dem Smartphone. Das Gezwitscher auf Twitter ist so laut, dass die indonesische Regierung das Thema auf ihre Agenda geholt hat. Und wenn es mit den Breastfeeding Dads so weitergeht, summieren sich die Abertausende sticheln-den Tweets zum Dolchstoß für die Milch-pulverkonzerne. Twitter.com/ID_AyahASI
  • 12. 10 Sukiman Pratomo in einer der steilen Straßen des Dorfs Sidorejo. Dort leitet er das Vulkan-Info-Radio Lintas Merapi. Die Crowd hat das bessere Frühwarnsystem Als in Indonesien der Vulkan Merapi ausbrach, konnte die Regierung den Geschädigten kaum helfen. Jetzt organisieren die Menschen ihren Katastrophenschutz selbst – und besser. Wenn der Merapi ausbricht, hängt alles von den richtigen Informationen ab. Sie müssen die Menschen schnell erreichen, um Leben zu retten. Und sie müssen eindeutig Aufschluss geben über die wichtigsten Fra-gen: Wo sind die nächsten Evakuierungs-routen? Wie gelangt man zu sicheren Unterkünften? Wo gibt es Trinkwasser? Solange das nicht klar ist, bleiben alle Ret-tungsversuche im panischen Umherlaufen von flüchtenden Menschen stecken – und die Wahrscheinlichkeit, dass viele sterben, steigt. Der Merapi ist einer der aktivsten Vulkane der Welt. Als er im Jahr 2006 aus-brach, zeigten sich die Behörden dem Not-stand nicht gewachsen. „Es wurden Dörfer evakuiert, die gar nicht gefährdet waren“, beschwert sich Sukiman Mochtar Pratomo. „Und dann mussten wir drei Monate lang in Auffanglagern unter schlechten Bedingungen ausharren.“
  • 13. 11 Damit das nicht wieder passiert, schlossen sich mehrere Dörfer in der Nähe des Merapi nach dem Ausbruch zusammen. Sie verein-barten, sich künftig im Katastrophenfall gegenseitig zu warnen, und gründeten das Netzwerk Jalin Merapi. Seither hat Pratomo mit anderen eine Radiostation aufgebaut, das Lintas Merapi Community Radio im Dorf Sidorejo, das Teil des Warnsystems ist. „Als der Merapi im Jahr 2010 wieder ausbrach”, erzählt Pratomo, „haben wir unser Dorf selbst evakuiert.” Zwar starben durch den Ausbruch rund 300 Menschen. Aber ohne das Netzwerk wären es möglicherweise mehr gewesen. Das flexible Netzwerk reagierte damals schnell – im Gegensatz zu den Behörden, die sich mit Genehmigungen, Budgets und der Koordination zwischen lokalen, regionalen und nationalen Entscheidungs-gewalten herumschlagen mussten. Nur einen Tag vor dem Ausbruch, am 26. Oktober 2010, registrierten die Freiwilligen von Jalin Merapi auf Twitter den Account @jalinmerapi. Innerhalb weniger Tage folgten ihm 35.000 Menschen. Daneben versorgten die Gemeinderadios der umliegenden Dörfer die Einwohner mit zentralen Infos, und CB-Funk und SMS halfen bei der Verbreitung von Warn-meldungen. Twitter war dazu die perfekte Ergänzung – ideal, um Hilfe zu organisieren. Zum Beispiel reichte ein einziger Tweet, um nach dem Ausbruch von 2010 inner-halb einer halben Stunde Mahlzeiten für 6.000 Flüchtlinge zu beschaffen. Heute, im Frühjahr 2014, ist es ruhig in Sidorejo, dem Dorf von Lintas Merapi. Nur ein wenig Rauch steigt gemächlich aus dem Vulkan. In solchen Zeiten senden die Radio-macher Tipps und Tricks für die Bauern, sie berichten über die Wettervorhersagen, oder sie informieren generell darüber, was im Fall eines Vulkanausbruchs zu tun wäre. Ergänzt wird das Programm durch regel-mäßige Meldungen zur Lage am Vulkan. Noer Cholik am Seismografen im Vulkanologischen Institut in Yogyakarta. Über CB-Funk hält er Kontakt zu den Vulkanbeobachtern. Die erhält das Radio von Außenposten. Frei-willige aus den umliegenden Dörfern halten ständig Wache an den Flanken des Vulkans. Zusammen mit den Überwachungskameras, Sensoren und Messgeräten, die etwa die Ausdehnung des Kraterrandes messen, sind sie die eigentliche Quelle der Infor-mationen. Die Freiwilligen lassen den Krater nicht aus den Augen, und sie sind über CB-Funk ständig mit den Gemeinde-radios in Kontakt – und mit dem Vulkano-logischen Institut in der nahen, aber vom Vulkan nicht gefährdeten Dreimillionen-stadt Yogyakarta. „Als der Merapi im Jahr 2010 wieder ausbrach, haben wir unser Dorf selbst evakuiert.“
  • 14. 12 Sukiman Pratomo im Studio. Durchs Fenster hat er den Krater des Vulkans Merapi ständig im Blick. Dort rollt Noer Cholik auf einem Bürostuhl quer durch den großen Überwachungs-raum in die Ecke, in der die CB-Funkstation knistert. Mit der einen Hand bedient er die Sprechmuschel und empfängt neueste Informationen eines Außenpostens, etwa zur Form der Rauchwolke. Mit der anderen Hand twittert er sie schon. „Anfangs waren wir zwar skeptisch. Aber Twitter ist ein guter Kanal, um die Menschen permanent mit den wichtigsten Informa-tionen zu versorgen“, sagt Cholik. Im Raum befinden sich über 30 Flachbild-schirme, auf denen Messdaten und die Aufnahmen der Überwachungskameras zu sehen sind. Im Minutentakt macht Cholik Screenshots von den Kameras und twittert die Wetterlage am Vulkan. Der Hashtag dazu: #merapi. Im Moment regnet es, noch scheint alles ruhig. Doch keine halbe Stunde später entsteht Unruhe im Überwachungsraum. Choliks Kollegen haben über Twitter erfahren, dass sich eine mittelschwere Flutwelle gebildet hat und den Hang des Merapi herabfließt. Jetzt zeigen die Überwachungskameras, wie ein Bagger und ein LKW mitgerissen werden. Choliks Kollegen werden schweigsam. Ihre Kommunikation hat sich auf Tweets und Retweets verlagert. „Twitter ist ein guter Kanal, um die Menschen permanent mit den wichtigsten Informationen zu versorgen.“
  • 15. 13 „Twitter funktioniert bei uns so gut, weil es die Menschen zwingt, sich auf das Wichtigste zu reduzieren“, sagt Elanto Wijoyono. Er ist einer der Leute, die den Account @jalinmerapi betreuen. Im Katastrophen-fall helfen zehn Freiwillige, den Kanal mit den relevanten Informationen zu füttern. „Über Twitter erreicht man nicht nur viele Leute, sondern auch genau die richtigen“, erklärt Wijoyono. Zudem verifiziere die Crowd einzelne Tweets schnell; Fehlinfor-mationen hingegen sprächen sich schnell herum und würden ausgemerzt. Zusätzlich zu den kategorisierenden Hashtags wie #supply, #alert oder #trans für Transport geben Helfer und Bedürftige stets ihren Namen und ihre Handy-Nummer an. Auch das hilft bei der Verifizierung. So fließen Informationen über verschie-dene Kanäle zusammen und finden doch immer die richtigen Adressaten: Der CB-Funk des Außenpostens landet bei den Vulkanologen und in der Radio-station, andere Infos verbreiten sich über Handy-Messengerdienste, Tweets und Facebook. Im Zweifelsfall kann man anrufen, um Details zu klären. Der Merapi ist den Menschen in den umliegenden Dörfern heilig – und er bricht regelmäßig aus. Deshalb enga-gieren sich so gut wie alle seine Anwohner im Frühwarnnetzwerk. Wenn der Merapi aber ruhig ist, nutzen die Leute von Jalin Merapi die Zeit, Menschen am Fuß anderer Vulkane zu helfen. Etwa den Leuten am 300 Kilometer entfernten Kelud oder den Anwohnern des Sinabungs auf Sumatra, dessen Aus-bruch zwei Wochen zuvor 14 Todesopfer forderte. Auch dort gibt es Gemeinde-radios. Jalin Merapi will sie dabei unter-stützen, auch andere Medien einzusetzen. Am Merapi überall präsent: Schilder der Evakuierungsrouten. Das Prinzip des sich selbst organisierenden Katastropheninformationsnetzwerkes macht Schule. Auch der Rat für Soziale und Wirtschaftliche Fragen der Vereinten Nationen zeigte sich davon beeindruckt, als Sukiman Pramoto ihm 2013 von Jalin Merapi berichtete. Mittlerweile sind aber auch die Behörden kooperationsfreudiger. Beim Ausbruch 2010 hat sie das zivil-gesellschaftlich organisierte Katastrophen-management beeindruckt – und sein Umgang mit Informationen. „Über Twitter erreicht man nicht nur viele Leute, sondern auch genau die richtigen.“
  • 16. 14 Das Land der Extreme Technologisch und digital halten die indischen Großstädte mit Ländern wie den USA locker mit. Die neusten Smartphones, digitale Coworking-Spaces und Hackathons gehören zum Standard. Doch auf dem Land fehlt es teilweise an gesundheitlicher Versorgung oder Nahrungsmitteln. Immer mehr Gründer versuchen mit digitalen Sozialunternehmen die Gegensätze zu vereinen, vor allem bei den Themen Gesundheitsversorgung, Bildung und Landwirtschaft. Die Millionenstädte Bangalore und Pune werden deshalb schon Silicon Valley und Palo Alto Asiens genannt. Die Regierung ist seit einigen Jahren sehr aktiv in der Digitalisierung auch der ländlichen Gegenden und fördert die Finanzierung erfolgreicher digitaler Lösungen. Entdeckungsreisende: Medje Prahm |mp@betterplace.org BIS 2020 soll jedes Dorf Breitband internet haben Nr.76 auf dem Global innovation index 15,1% nutzen das INTERNET Nr.135 auf dem Human Development index 70,8 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner „Aufgrund unserer Geografie und der Bevölkerungsanzahl wird Technologie immer wichtiger, um möglichst viele Menschen zu erreichen.“ Nelson Moses, Redakteur bei SocialStory, Indiens größtem Blog für Social Entrepreneurship
  • 17. 15 Guter Informationsfluss: Nextdrop verschickt SMS über frisches Wasser in der Region. Auch per Handy funktioniert Logistimo, ein Medikamentenservice. Mehr Beispiele: bit.ly/handyindien Beispiel: Babajob Etwa 90 Prozent der indischen Bevölkerung arbeiten im informellen Sektor. Das heißt, sie sind Gärtner oder Hausmädchen, haben wenig Chancen auf einen „legalen“ Job und bekommen niedrigere Löhne als auf dem offiziellen Arbeitsmarkt. Die Plattform Babajob hilft dabei, Jobs im informellen Sektor, die sonst nur durch Hören-sagen „Ich dachte: Wir brauchen ein LinkedIn für Arme!“ vergeben werden, sichtbar und zugänglich zu machen. Das bedeutet mehr Chancen für Men-schen ohne Ausbildung, den Arbeitgeber zu wechseln, und mehr Lohn-Transparenz, da diese auch veröffentlicht werden. Der Gründer Sean Blagsved beschreibt seine Idee für Babajob so: „Ich dachte: Wir brauchen ein LinkedIn für Arme! Wir müssen die sozialen Netzwerke der Men-schen digitalisieren, um ihnen zu helfen, aus der Armut zu kommen.“ Also entwik-kelte er einen Marktplatz mit Jobangebo-ten, auf die sich Arbeitsuchende mit dem Computer, per SMS oder auch über einen Anruf im Callcenter bewerben können – je nachdem, zu welchen Medien sie Zugang haben und ob sie lesen und schreiben kön-nen. Mittlerweile treffen hier 1,6 Millionen Arbeit-suchende auf 100.000 Jobanbieter und können vergleichen, welche Ge-hälter geboten werden und wie weit die Ange-bote von ihnen entfernt liegen. Im Schnitt konnten die Nutzer von Babajob so ihre Löhne um 20 Prozent stei-gern. Indem sich Arbeitgeber und -nehmer plötzlich im digital-formellen Jobsektor treffen, entsteht eine neue Wertschätzung für diese Art der Anstellungen. babajob.com
  • 18. 16 Santosh Ostwal mit seiner Erfindung, der Wasserpumpenfernsteuerung Nano Ganesh. © Santosh Ostwal Felder bewässern per Mobilfunk Der Ingenieur und Bauerssohn Santosh Ostwal entwickelte für seinen Großvater eine Handy-Fernbedienung für Wasser-pumpen. Bauern in ganz Indien nutzen seine Erfindung. Santosh Ostwal erinnert sich noch gut daran, wie mühsam das Leben früher war. Damals war er noch ein kleiner Junge, und seine Familie lebte von der Landwirtschaft. Jede Nacht musste Ostwals Großvater, ein über 80-jähriger Kleinbauer, hinaus auf die Felder, oft mehrmals. Jedes Mal ging der Großvater anderthalb Kilometer zu Fuß, um die Wasserpumpen wieder anzustellen. Sonst wären seine Feldfrüchte verdorrt. Die Pumpen brauchen Strom, aber der ist knapp im ländlichen Indien. Bis heute laufen Wasserpumpen dort meist nur nachts, und weil der Strom oft ausfällt, bleiben sie häufig stehen. Ist die Stromver-sorgung aber stabil und laufen die Pumpen die ganze Nacht, gehen Unmengen an kostbarem Wasser verloren – das auch noch viele Nährstoffe aus dem Ackerboden schwemmt.
  • 19. 17 Die Bauern müssen also raus. Wer aber bestellt dann tagsüber die Felder oder ver-kauft die Ernte? „Der Zugang zu Strom und Wasser ist ein großes Problem für indische Kleinbauern“, sagt Ostwal. Die unzuver-lässige Stromversorgung konnte er nicht reparieren – aber Ostwal machte sich auf die Suche nach einer Möglichkeit, die Pumpen aus der Ferne zu steuern. So wollte er seinem Großvater wenigstens die nächt-lichen Fußmärsche ersparen. Zwanzig Jahre ist das nun her, und Ostwal hat es geschafft. Der heute 49-jährige Inge-nieur zückt sein Handy, wählt eine Nummer, gibt einen Code ein, und in der Ferne geht eine Wasserpumpe an oder aus. Sie wird gesteuert durch Mobilfunk und ein kleines Kästchen, mit dem die Pumpe verbunden ist. Das Kästchen ist der Stromschalter, und er wird per Mobilfunk umgelegt. Nano Ganesh hat Ostwal seine Erfindung genannt: nach dem Elefantengott Ganesha, dem Gott des guten Gelingens, der Wissen-schaft und der Händler. „Nano Ganesh ist eine ultramoderne Technologie, auf ein-fache und robuste Weise verpackt, um sie Bauern in entlegenen Gebieten überall in Indien anbieten zu können“, sagt er. Sein Großvater hat nichts mehr davon. Aber Tausende anderer Kleinbauern in Indi-en können von Nano Ganesh profitieren. 20.000 der Kästchen hat Ostwal schon ver-kauft – aber zig Millionen Wasserpumpen im Land laufen noch ohne Fernsteuerung. Santosh Ostwal hat seine Geschichte schon oft erzählt: die Geschichte des kleinen Jun-gen, der seinem Großvater helfen will und nach etlichen Fehlschlägen endlich Erfolg hat. Trotzdem erzählt er sie gern und vol-ler Stolz. Jede Frage kommentiert er mit einem lauten „Ja!“, bevor er antwortet, und er freut sich über Interesse an Details. Er erklärt alles langsam und in melodisch rol-lendem indischen Englisch. Der Zuhörer soll alles gut verstehen. Zunächst absolvierte Ostwal ein Inge-nieursstudium, dann begann er die Suche nach einer Möglichkeit, Wasserpumpen aus der Ferne zu steuern. Zehn Jahre lang brauchte er, bis das erste Modell marktreif war. Weil er keine externen Geldgeber fand, musste er die Entwicklung mit den Erspar-nissen von Freunden und seiner Familie finanzieren. Ostwal hat weder in den USA noch in England studiert, wie viele andere erfolgreiche Gründer in Indien. Er koket-tiert mit seiner einfachen Herkunft: „Ich bin der Enkel eines Bauern, meine ganze Familie besteht aus Bauern“, erklärt er. „Nano Ganesh ist eine ultramoderne Technologie, auf einfache und robuste Weise verpackt.“ Aus einem Prospekt von Nano Ganesh.
  • 20. 18 Ein indischer Bauer testet die Wasserpumpenfernbedienung mit seinem Handy. „Deshalb kann ich auch stolz behaupten, dass ich weiß, was indische Bauern wollen, und kann nachvollziehen, wie sie denken.“ Vor fünf Jahren kam dann der Durchbruch. Ostwal bewarb sich beim Nokia Calling All Innovators Award, einem Wettbewerb für technische Neuheiten auf der Basis von Mobiltelefonen; zunächst für die Region Asien und Pazifik, dann weltweit. In Barce-lona, wo das Finale des Wettbewerbs 2009 ausgetragen wurde, stellte er sich auf die Bühne und schaltete mit seinem Handy eine Wasserpumpe in seinem Heimatort Pune an und wieder aus. Das Publikum jubelte. Ostwal gewann. Von da an stand er für den Rest des Jahres im Rampenlicht. Der „Economist“ berichtete, Ostwal hielt auf TEDx-Konferenzen Vor-träge und sprach auf dem Mobile World Congress und vor Mitarbeitern von USAID, der US-amerikanischen Behörde für internationale Zusammenarbeit. Die Preis-gelder und Honorare steckte er in die Wei-terentwicklung von Nano Ganesh. Externe Investoren hatte er immer noch keine. „Jetzt wollte ich Bauern auf der ganzen Welt helfen. Diesen großen Blick auf die Dinge hatte ich einfach nicht.“ Dafür veränderte sich Ostwals Sicht auf seine Erfindung. „Ich hatte jahrelang für meinen Traum gearbeitet. Jetzt wollte ich
  • 21. 19 Bauern auf der ganzen Welt helfen. Diesen großen Blick auf die Dinge hatte ich einfach nicht.“ Zunächst aber geht es ihm darum, seine Erfindung in Indien zu verbreiten. „Es gibt 30 Millionen Wasserpumpen im Land. Warum sollte ich jetzt aufhören? Ich bin zu begeistert, um mich einfach so zufrie-denzugeben!“ ruft Ostwal. In fast allen indischen Bundesstaaen gebe es schon Nano-Ganesh-Pumpen. Derzeit verhandele er mit den Regierungen einiger Staaten, die den Einsatz der Pumpen durch Subventionen weiter fördern wollten. Auch mit einem Investor gebe es Gespräche. Details zu den Verhandlungen will Ostwal nicht verraten. Aber er ist optimistisch, dass bald mehrere Millionen Menschen ihr Handy als Fernbedienung für die Wasserpumpen einsetzen können und nachts nicht mehr vor die Tür müssen. Seinem Großvater hätte das sicher gefallen.
  • 22. 20 Alles da: Technik, Bildung, Unternehmergeist Das gilt zumindest für die säkulare jüdische Bevölkerung – 75 Prozent der Israelis sind jüdisch, 10 Prozent davon sind ultraorthodox und lehnen das Internet ab. Der Nährboden für digital-soziale Innovationen ist reichhaltig: Die Bildung ist sehr gut, vor allem im tech-nischen Bereich, es herrscht Unternehmergeist und es gibt Finanzierungsmöglichkeiten, sei es mit Crowdfunding, durch ausländische Investoren oder über die gut gepflegten Netzwerke. Die Innovationen werden von vornherein eher für den internationalen Markt entwickelt, vor allem weil der israelische Markt extrem klein ist. Zurzeit gilt digital-soziales Unternehmertum noch nicht als besonders sexy. Wer das Potenzial für eine Innovation hat, möchte damit in der Regel ein erfolgreicher Unternehmer werden. Entdeckungsreisende: Sarah Strozynski | sstr@betterplace.org 60% der ca. 3.000 israelischen Schulen nutzen E-Learning 70,8% nutzen das INTERNET Nr.19 auf dem Human Development index Nr.15 auf dem Global innovation index 122,9 mobilfunk- Verträge Israel ist sicherlich eine Start-up- pro 100 einwohner „Nation. Gehirn-schmalz Aber nichts von dem wird eingesetzt, um soziale Probleme zu lösen. Alle wollen das nächste ‚Angry Birds’ gründen“. Nir Shimony, Gründer ‚Tech for Good’
  • 23. 21 Coworking-Spaces gibt es viele in Israel: Zum Beispiel das Social Lab oder Tsofen. Als „Aloneworking-Space“ bietet sich dagegen der Strand an. Mehr über die Szene vor Ort: bit.ly/israeldigital Beispiel: „Making History: Israel on a Timeline“ „Making History: Israel on a Timeline“ ver-mittelt historisches Wissen auf Facebook. Das Projekt wurde von zwei jungen israelischen Unternehmern ins Leben gerufen, die den Geschichtsunterricht der Oberstufe an die Gewohn-heiten Jugendlicher an-passen, lebendig gestalten und kostenlos verfügbar machen wollen. Dafür bereitete das Team, beste-hend aus Entwicklern Mit dem Zweiten Weltkrieg fing es an. und Pädagogen, zunächst den Zweiten Weltkrieg so auf, dass dieser wie ein Liveticker auf Facebook neue (bzw. längst vergangene) Ereignisse in chronologischer Abfolge veröffentlicht. Die Auswahl der Daten und Fakten orientiert sich an Israels „Matriculation Exam“, das etwa dem deutschen Abitur entspricht. Be-flügelt von dem Erfolg und Zuspruch, den die Aktion hervorrief, fing das Team an, weitere Timelines zu basteln, wie etwa über die Entstehung Israels und die Geschichte jüdischer Siedlungen im Mittelalter. Facebook kann also mehr, als nur mit Videos von Katzenbabys unterhalten. Es kommt drauf an, was man draus macht.
  • 24. 22 In der digital-sozialen Landschaft Afrikas gilt Nairobi als Hotspot. Ja, es ist hot in Kenia, aber überschätzen sollte man die Szene nicht. Vor allem der iHUB in Nairobi, ein Coworking-Space, aus dem schon über 150 digitale Projekte hervorgegangen sind, genießt relativ viel Aufmerksamkeit in internationalen Medien und bei Investoren. Auch gibt es Awards für digitale Entrepreneure. Doch Kritiker sagen, dass kenianische Start-ups überfinanziert sind. Klar ist: Viele kenianische Entrepreneure sind gut ausgebildet und bewegen sich geschickt in der Welt der Elevator-Pitches. Sie sind mit Smartphones immer online. Immerhin 39 Prozent der Bevölkerung nutzen das Internet. Die digitale Elite steht allerdings im Kontrast zur breiten Bevölkerung, die zur Hälfte unter der Armutsgrenze lebt – Tendenz steigend. Entdeckungsreisende: Kathleen Ziemann | kazi@betterplace.org 39,0% nutzen das INTERNET Nr.85 auf dem Global innovation index Nr.147 auf dem Human Development index 70,6 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner „Social Entrepreneurship hat in Nairobi Fortschritte gemacht . Nairobi ist wie ein Hub, der diese Themen anzieht und bekannter macht . Auch weil es wirtschaftlich so stark ist.“ Victoria Nyakundi, Financial Officer, Ashoka East Africa >17 MiO Kenianer nutzen das mobile Bezahlsystem mPesa
  • 25. 23 Der iHUB in Nairobi: Wohl der bekannteste Coworking-Space der digital-sozialen Bewegung weltweit. Wie das Beispiel Akirachix dort mehr Mädchen an die Computer kriegen will? So: bit.ly/ihubnairobi Gemüsehändler und Kioskbesitzer spielen für die Ernährung in Nairobis Slums eine wichtige Rolle. Doch weil sie nur in kleinen Mengen ein- und verkaufen können, müssen sie ihre Preise entsprechend hoch ansetzen. Großabnehmer können insgesamt viel günst-iger einkaufen und dann auch den Endab-nehmern bessere Preise SokoText sammelt die Bestellungen der Gemüsehändler aus dem Slum und kauft für sie billiger auf dem Großmarkt bieten. Das Social Business SokoText will mithilfe von SMS-Sammelbestellungen auch Klein-händlern ein. die Großhändlerpreise ermög-lichen. So funktioniert's: Der Gemüsehändler sendet seine Bestellung per SMS an die SokoText-Sammelnummer: zwölf Kilo-gramm Bohnen und fünf Kilogramm Tomaten. SokoText sammelt die Bestel-lungen der Gemüsehändler aus dem Slum und kauft auf dem Großmarkt ein. In einem Sammelladen im Slum gibt SokoText dann die Bestellungen an die Kleinhändler ab. Fünf internatio-nale Studenten haben das Projekt im Mai 2014 mit einem ersten Shop im Slum Mathare gestartet und für ihre Idee schon mehrere Förderungen und Preise bekommen. sokotext.com Beispiel: SokoText
  • 26. 24 Digital-sozial steht das Land noch am Anfang. Der Strom fällt regelmäßig aus, und im Sandstraßensystem von Daressalam versagt Google Maps. Nur 4,4 Prozent der Bevölkerung nutzen das Internet. Das klingt wenig, ist aber eine rasante Entwicklung: In nur fünf Jahren hat sich die Zahl der Internetnutzer mehr als verdoppelt. Und über die Hälfte der Tansanier hat ein Handy. In den Großstädten gewinnen digital-soziale Arbeitsräume und Ideen an Bedeutung. In Daressalam gibt es schon drei Coworking-Spaces. Der BUNI Hub wird auch durch die Regierung unterstützt. Doch geht es noch eher um die Grundlagen des HTML als um die perfekte Website. Dementsprechend gibt es nur wenig etablierte Beispiele aus Tansania, dafür aber einige spannende Pilotprojekte. Entdeckungsreisende: Kathleen Ziemann | kazi@betterplace.org 4,4% nutzen das INTERNET Keiner der 3 hubs befindet sich in der Hauptstadt Dodoma Nr.123 auf dem Global innovation index Nr.159 auf dem Human Development index 55,7 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner „Wir arbeiten hier vor allem daran, das Mindset für erfolgreiche Entrepreneure zu schaffen ... aber Ideen werden nicht miteinander geteilt, dabei ist das doch ganz wichtig, um sich stetig zu verbessern!“ George Mulamula, CEO, DTBi Business Incubator
  • 27. 25 In Tansania ist Facebook sogar auf dem Meer präsent (Aber Achtung vor den Daten-Kraken!). Unter anderem kämpft auf Facebook die Tanzanian Albinism Society für Menschen mit Albinismus: bit.ly/albinismus „In Tansania haben mehr Menschen Zugang zu Handys als zu sauberem Trink-wasser“, sagt Annie Feighery, Geschäfts-führerin von mWater. Deshalb testen Gesundheitshelfer mithilfe der Smart-phone- App die Qualität von Trinkwasser und veröffentlichen die Er-gebnisse auf einer Online- Karte. Zunächst regis-trieren die Helfer die „90.000 Menschen sollen dank der App sauberes Wasser trinken können.“ Wasserstellen und deren GPS-Daten in einer Datenbank. Dann nehmen sie Wasserproben an Brunnen oder Wasserhähnen. Die Proben werden über Nacht in Plastiktüten angesetzt, die vorbe-handelt sind und durch Färbung des Wassers zeigen, ob es die schädlichen E.-Coli- Bakterien enthält. Ist das Wasser am nächsten Morgen gelb, kann man es trinken. Ist es grünlich, enthält es zu viele gefährliche Bakterien. Das Ergeb-nis des Tests trägt der Gesundheitshelfer per App ebenfalls in die Online-Karte ein. Mithilfe dieser Daten soll die Gesundheitsbehörde den Zugang zu sauberem Wasser verbessern. 400 Wasserstellen wur-den bereits getestet – viele werden folgen. Etwa 90.000 Menschen werden von dem Einsatz der App im Rahmen eines Pilotprojekts in Mwanza profitieren. mWater steht übrigens als Open-Source-Software jedem Interes-sierten kostenlos zur eigenen Verfügung. mwater.co Beispiel: mWater
  • 28. 26 Die „Vision 2020“, also der Weg von der Subsistenz-wirtschaft zur Wissensgesellschaft, hat einen kleinen Internet-Boom in Ruanda ausgelöst. Das kLab, ein Coworking-Space mit besten Bedingungen, gibt es seit 2012 und hat eine winzige Start-up-Szene hervorgebracht. Erste Ideen sind vorhanden, an Umsetzungen mangelt es aber. Die Regierung unter dem umstrittenen Präsidenten Kagame geht selbst voran: In ihren fünf Fokusfeldern Agriculture, Local Government, Health, Education und Finance gibt's jeweils ein halbes Dutzend digital-sozialer Services. Einige NGOs adaptieren international erprobte digitale Systeme für Ruanda. Generell ist die Handyverbreitung hoch, das Internet noch lange kein Massenmedium. Auch deshalb gibt's (noch) kaum digi-tal- soziale Innovationen in dem kleinen, rohstoffarmen Land in Ostafrika. Entdeckungsreisender: Moritz Eckert | me@betterplace.org Nr.102 auf dem Global innovation index 8,7% nutzen das INTERNET Nr.151 auf dem Human Development index 56,8 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner. aber es haben nur 15% Strom „Früher sind die Menschen mit tollen Ideen im Kopf gestorben. Dank des Internets und seiner niedrigen Einstiegshürden können nun viel mehr Ideen umgesetzt werden.“ Emmanuel Amani Kayitaba, Director IKT, Infrastrukturministerium
  • 29. 27 Das kLab in Kigali: Beste Bedingungen für Start-ups – und Kickerspieler. Wie der Wegbereiter des digitalen Wandels, Präsident @PaulKagame, mal plötzlich aufhörte zu twittern: bit.ly/kagametwittert Beispiel: TechnoServe Früher waren Kaffeefarmer in Ruanda arm dran. Zur Buchhaltung gab es nur Papier. Die Daten waren schwer zu analysieren, zum Beispiel, um sich mit Kollegen zu ver-gleichen oder aus vergangenen Fehlern zu lernen. Vielleicht aber das wichtigste Problem: Sie hatten weit weg von jeglicher mo-derner Kommunikation und weit übers Land verstreut schlechten Zugang zu Investitions-kapital für neues Mate-rial und Gerätschaften. ... verhilft nicht nur dem Kaffeefarmer zu mehr Effizienz, sondern auch den jeweiligen Die NGO TechnoServe löst diese Prob-leme mit einem SMS-Service. Schließlich haben inzwischen mehr als die Hälfte aller Ruander ein Handy. Damit schicken Kaf-feebauern per SMS ihre aktuellen Zahlen über vorrätigen Kaffee sowie ihre finan-zielle Situation an ein zentrales System von TechnoServe. Das verhilft nicht nur dem Kaffeefarmer zu mehr Effizienz, sondern auch den jeweiligen Investoren. Die sehen dadurch das erste Mal transparent, welche Kooperative besser und welche schlechter arbeitet – und wo sie mehr Tipps geben können oder Geld investieren sollten. Das SMS-System wurde an-fänglich von der Gates-und der Rabobak-Stiftung finanziert. Seit 2014 soll es nachhaltig über die Kaffeefarmer selbst be-zahlt werden, die für die Nutzung einen kleinen Betrag zu entrichten haben. In Ruanda nutzen es bereits 53 von 215 Kaffee-kooperativen erfolgreich. Darauf einen Latte macchiato – natürlich Fair Trade und aus Ruanda! technoserve.org/our-work/ where-we-work/country/rwanda Investoren.
  • 30. 28 Kurze Werbepause – was das betterplace lab macht, wenn es nicht unterwegs in der Welt ist. Das labtogether. Die coolste digital-soziale Konferenz Der Trendreport. Trends are our friends – besonders im Bereich digital-sozial. Der Trendreport kennt sie alle und untermauert jeden mit spannenden Beispielen aus aller Welt. Das Ganze gibt's als Buch und online unter trendreport. betterplace-lab.org Schon durchgesurft? Deutschlands findet 2014 bereits zum dritten Mal statt. Spannende Speaker, neue Kollaborationsformate und Hunderte Gäste kommen am 06. Novmber 2014 in Berlin zusammen. Schon angemeldet? Das NGO-Meter. Besser werden im Online-Fundraising. Das NGO-Meter ist eine Vergleichsmöglichkeit für Organisationen, die online Spenden sammeln. Zweimal jährlich werden Fundraising- Daten erhoben und anonymisiert ausgewertet. So kann sich jede Organisation mit ihren Marktteil-nehmern messen. Schon eine Eins im Online-Fundraising?
  • 31. Vorträge. „Wie Internet und Handy weltweit das Leben verbessern.“ Darüber können wir dir einiges erzählen. Gerne halten wir Vorträge vor Unternehmen, Agenturen oder NGOs. Als Inspiration für deine Mitarbeiter, Geschäftspartner – oder für dich selbst. Schon neue Impulse gekriegt? digital – sozial phänomenal ! Jetzt Kontakt aufnehmen! lab@betterplace.org oder +49 (0)30 76764488-46 29 Studien, Workshops und Konzepte. Wir wissen was, was du nicht weißt. Davon sind wir überzeugt. Und viele andere. Deshalb erarbeiten wir gemeinsam mit Unternehmen wie SAP und Telefónica sowie Stiftungen wie der Millicom Foundation und der Benckiser Stiftung erkenntnisreiche oder aktivierende Inhalte – egal ob digital oder auf Papier. Schon bei uns angerufen?
  • 32. 30 In Ghana herrscht ein fast grenzenloser Technikoptimismus. Von der Regierung bis zu Agenturen der Entwicklungszusammenarbeit sehen viele be-sonders in Internet-Start-ups einen Motor für die Zukunft des Landes. Dieser Optimismus ist vor allem bei vielen Jungunternehmern zu finden – junge, gut ausgebildete Menschen mit großen Plänen. Sie profitieren vor allem in Accra von Investoren und Stiftungen, die sich zunehmend auch für Märkte außerhalb Kenias oder Südafrikas interessieren. In der Haupt-stadt bieten zahlreiche Tech-Hubs bezahlbare Räumlichkeiten für die Jungunternehmer, die sich von der alten Infrastruktur der klassischen, oft wenig digitalen NGOs absetzen wollen. Die Neuen haben keine Bedenken, auch Gewinne zu erwirtschaften, und sind der Über-zeugung, dass die Lösungen für die Probleme des Landes im Digitalen zu finden sind. Entdeckungsreisender: Ben Mason | bma@betterplace.org 15.000 USD/Monat zahlt die Meltwater Entrepreneurial School für internet 108,2 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner 12,3% nutzen das INTERNET Nr.96 auf dem Global innovation index Nr.138 auf dem Human Development index „Um in Afrika ein großes Digitalunternehmen zu werden, muss man eins der großen sozialen Probleme lösen.“ William Senyo, Mitgründer, SliceBiz
  • 33. 31 Sogar Ghana hat seine Coworking-Spaces, wie das iSpace in Accra. Wer dort krank wird, nutzt am besten eHealth Ghana, einen Skype-Service mit Ärzten. Dies und mehr Beispiele: bit.ly/skypearzt Beispiel: Open University of West Africa Warum sind MOOCs in Westafrika kein Erfolgsmodell? Immerhin kann man in den Massive Open Online Courses kostenlos aus Vorlesungen von interna-tional renommierten Professoren lernen! Und viele Millionen junge Afrikaner, die studieren möchten, es sich aber nicht leisten können, haben zuneh-mend Zugang zum Inter-net. An den MOOCs „Die Zahl der Studenten, die einen Kurs beendet haben, hat sich versiebenfacht.“ nehmen sie trotzdem kaum teil. Die Open University West Africa in Ghana (OUWA) möchte das ändern. Deshalb fördert sie nicht nur den Zugang zum Internet, sondern bietet auch andere Anreize: Wer beispielsweise sieben MOOCs erfolgreich absolviert, dem winkt ein Job an der Uni oder in deren Netzwerk. „So hat sich die Zahl der Studenten, die einen Kurs beendet haben, versiebenfacht“, sagt John Roberts, Mitgründer und Präsident der OUWA. Mehrere Hundert Studenten haben bereits ein Studium an der Open University absolviert. Die Kombi-nation aus freien Online- Inhalten und einem Off-line- Netzwerk, etwa mit anderen Unis oder Aus-bildungsprogrammen von Krankenhäusern, fördert das Wachstum des Modells. Ein weiterer wichtiger Schritt wird die An-erkennung der Abschlüsse sein: Dazu ist die OUWA gerade mit Universitäten aus Europa und den USA im Gespräch.
  • 34. 32 Senegal ist das hellste Licht in der digital-sozialen Szene des frankophonen Westafrikas. Doch obwohl viele Projekte aufkeimen, konnte noch keins größere Wirkung zeigen. Viele Menschen sind inspiriert vom Ideal des Sozialunternehmertums. Und weil sich zumindest in den Großstädten Internet und Smartphones immer weiter verbreiten, versuchen auch viele Menschen, soziale Innovationen zur Verbesserung der Lebensumstände zu nutzen. Dabei helfen ihnen zahlreiche Hubs und Netzwerke, aber es gibt auch Hindernisse: Die Regierung interessiert sich nicht für digital-soziale Themen, außerdem gibt es kaum Investoren oder Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte der angehenden Sozialunternehmer. Entdeckungsreisender: ben mason | bma@betterplace.org 5 Tech Hubs wurden seit 2010 in Dakar gegründet 20,9% nutzen das INTERNET Nr.98 auf dem Global innovation index Nr.163 auf dem Human Development index 92,9 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner „Digital-soziale Innovationen in Senegal: Es köchelt schon, aber aufgetischt ist noch lange nichts.“ Alexandre Rideau, Gründer RAES
  • 35. 33 Kein Hardware-Mangel bei RAES, einer NGO, die Bildung übers Web verbreitet. Aber haben französischsprachige Länder Afrikas ein digital-soziales Sprachproblem? Die Antworten: bit.ly/sprachproblem Als der damalige Präsident Senegals, Wabe, 2012 entgegen der geltenden Ver-fassung eine dritte Amtszeit plante, freuten sich seine Unterstützer, während bei der Opposition die Gemüter überkochten. Für viele Menschen war es der Grund, im Vorfeld der Wahl eine Online- Initiative zu starten, deren Netzwerke noch heute zusammenarbei-ten. Bürger können online kommentieren, ob Wahlversprechen eingehalten wurden. So versorgte die SUNU2012 Initiative die Wähler mit Informationen zu den verschiedenen Kandidaten und ihren Programmen. Online legte sie Profile der 14 Kandidaten an und schickte ihnen einen Login, damit sie ihr Profil vervollständigen konnten – was auch fast alle taten. Am Tag der Wahl überwachte ein landesweites Netzwerk von Freiwilligen die Urnengänge und machte die Beobachtungen unter dem Hashtag #sunu2012 öffentlich. Seit der Wahl hat sich die SUNU2012 Initiative zu einer Online-Plattform gewandelt, auf der man politische Fakten checken und sich über zivilge-sellschaftliches Engage-ment informieren kann. Auch mehrere Hundert Wahlversprechen der Regierung sind dort gelistet, und die Bürger können online kommentieren, ob sie eingehalten wurden. Wabe wurde übrigens nicht wiedergewählt. Twitter.com/ sunu2012 Beispiel: Sunu2012
  • 36. 34 Ein digitaler Riese. Mit 86 Millionen Nutzern ist Brasilien das viertgrößte Internetland und bildet auf Facebook sogar die weltweit zweitgrößte Gemeinschaft. Über die Hälfte der Brasilianer sind unter 30 Jahre alt, über die Hälfte der Brasilianer sind also Digital Natives und offen für fast jede App oder Internet-Dienstleistung. Zudem entsteht gerade eine neue Mittelschicht, die vor allem in Großstädten lebt und Zugang zu den staatlich geförderten neuen Technologien hat. Vor allem Probleme der politischen Transparenz, Mitbestimmung und Urbanisierung treiben die digital-soziale Innovationen an – es gibt Apps zum städtischen Gärtnern, Karten von Infrastrukturproblemen, Petitions- und Watchdog-Plattformen für oder gegen Regierung und Verwaltung, die alle oft auf das Engagement einzelner engagierter Bürger zurückgehen. Entdeckungsreisende: anja adler | anja.adler@uni-due.de Nr.61 51,6% nutzen das auf dem Global innovation index INTERNET Nr.79 auf dem Human Development index 135,5 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner erkämpften „Als die Diktatur 1985 endete, wir erkämp-ften uns das Recht zu sprechen, wir uns aber nicht das Recht, gehört zu werden. Jetzt schaffen wir eine Kultur, in der die Regierung ihre Bürger hört!“ Leonardo Eloi, Product Director, Meu Rio In Rios gröSten Favelas haben 90% der Leute unter 30 einen InternetanschluS
  • 37. 35 Im Rio Center of Operations: Die von IBM gesponserte Kontrollzentrale der „Smart City“ Rio de Janeiro. In ärmeren Gegenden dagegen nutzen die Menschen das „Favela-WLAN“. Mehr: bit.ly/favelawlan Beispiel: Pimp My Carroca Wenn die Regierung ein Problem nicht sehen will, dann muss man es einfach be-sonders bunt anmalen. Das versucht zu-mindest der junge Straßenkünstler Thiago Mundano und sein Projekt Pimp My Car-roca. Vor sieben Jahren hat er damit angefangen, ca. 200 Wagen der Müll-sammler in São Paulo zu Gerade arbeitet Thiago Mundano an einer App, die Recycling-Punkte auf einer Karte darstellt. gestalten, um auf deren Ausgrenzung soziale Probleme aufmerksam zu machen. Die Carrocas sammeln über 90 Prozent des Mülls, eine mehr als notwendige Leistung für brasilianische Großstädte. Doch die Verwaltung will sich weder deren Problemen annehmen noch das Projekt unterstützen. Die Müllsammler leisten Schwarzarbeit und damit will sich niemand assoziieren. Mundano organisiert deshalb in den Straßen und auf Facebook und Twitter mit den bunt bemalten Müllwagen on- und offline Protestaktionen. Er finanziert das Projekt bisher komplett über die Online-Crowdfunding-Plattform Catarse. Gerade arbeitet er an einer App, die sowohl die verschiedenen Recycling- Punkte als auch die Müllsammler auf einer Karte darstellt. Die Car-rocas sollen dafür zu-künftig GPS-fähige Smart-phones bekommen. Allein für São Paulo braucht er 20.000 Stück und ungefähr 150.000 US-Dollar für die nächsten zwei Jahre für Kurse, Handys und die Weiter-entwicklung der Plattform. Er sucht gerade nach Unterstützung – von Stiftungen beispielsweise –, aber will momentan auch unabhängig bleiben. Im Notfall heißt das, dass er einmal mehr seine Online-Unter-stützer mobilisieren muss. pimpmycarroca.com
  • 38. 36 Digital-sozial hängt Bolivien hinterher. Die digitale Infrastruktur entwickelt sich nur schleppend, und das Bewusstsein, dass Technologie und Internet ein Hebel für sozialen Fortschritt sind, ist kaum vorhanden. Zwar nutzen auch immer mehr Bolivianer Handys, doch meist nur zum Telefonieren, da das Internet langsam und lückenhaft ist. Die Regierung hat den Ausbau des Internets auf ihrer Agenda, und es gibt auch einige digital-soziale Projekte im Agrar- und im Bildungssektor sowie eine kleine Blogger-Community. Von einer dynamischen Start-up-Szene kann jedoch nicht die Rede sein. Ein Grund hierfür ist der stark regulierte und monopolisierte Telekommunikationsmarkt. Außerdem gibt es kaum IT-Spezialisten im Land, und es herrscht eine unterschwellige allgemeine Technoskepsis. Entdeckungsreisende: Mareike Müller | mareikemueller@outlook.com 295 MIo USD kostete der erste bolivianische Telekommunikations- satellit 39,5% nutzen das INTERNET Nr.111 auf dem Global innovation index Nr.113 auf dem Human Development index 97,7 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner „Es gibt in Bolivien noch keine digitale Kultur.“ J. Eduardo Rojas, Fundación Redes
  • 39. 37 Ein Bild, das zum unten genannten Beispiel passt: Bäuerinnen nehmen für die Stiftung PROINPA Tutorials zum Thema Landwirtschaft auf. Mehr aus Bolivien unter: bit.ly/mehrbolivien | © Jaime Cisneros Die Stiftung PROINPA nutzt digitale Werkzeuge, darunter vor allem Video und SMS, um ländliche Kleinbauern in Bolivien über neue technologische Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Dieser Wissens-transfer ist wichtig, damit die Bauern wettbewerbs-fähig bleiben und ihr Ein-kommen sichern können. PROINPA hat schon mehr als 11.000 Kartoffel- und Quinoa- Bauern erreicht. PROINPA bildet dazu Promotoren aus und stellt Kameras und Laptops bereit. In ihren Gemeinden lernen die Bauern, ihr Wissen, etwa über natürliche Düngemittel, in Videos festzuhalten. Diese Videos werden in anderen Gemeinden später auf großen Leinwänden gezeigt, damit andere Bauern von dem Wissen pro-fitieren können. PROINPA ist fast überall in Bolivien vertreten und hat schon mehr als 11.000 Kartoffel- und Quinoa-Bauern und ca. 45.000 indirekt Begünstigte in ca. 400 Gemeinden erreicht. So konnten die Bauern durch verbesserte Ernten bereits einen jährlichen Einkommenszuwachs von insgesamt fünf Millionen US-Dollar verzeichnen. PROINPA gehört zum bolivianischen Netzwerk Red TIC Bolivia und wird unter-stützt von dem holländischen Konsortium Connect4Change. proinpa.org Beispiel: Proinpa
  • 40. 38 Das Netz lässt alte Sprachen überleben Jahrhundertelang wurden Sprachen und Kulturen der bolivianischen Ureinwohner unterdrückt. Jetzt blühen Quechua und Aymara auf – dank des Internets. Karina Valda und ihre Großmutter leben im gleichen Land, aber es trennen sie Wel-ten. Ihre Oma ist Teil von Karinas Leben – und doch konnten sich beide bisher nicht einmal richtig unterhalten. Die 18-jährige Karina ist in Boliviens Hauptstadt Sucre aufgewachsen; sie trägt moderne Kleidung und spricht Spanisch. Ihre Großmutter lebt mehr als 150 Kilo-meter entfernt im Ort Villa Orías auf dem Land, trägt traditionelle Tracht und spricht Quechua, die Sprache ihres gleich-namigen Volkes. Alle im Dorf sprechen so. Für Karinas Großmutter ist Spanisch wie eine Fremdsprache. Karina aber kann kein Quechua. „Meine Eltern konnten sich nicht vorstellen, dass Quechua weiterhin wichtig sein würde, als sie in die Stadt zogen“, erzählt sie. „Deshalb haben sie uns Kindern nur Spanisch beigebracht.“ Aymara in ihrer traditionellen Tracht © VocesBolivianas
  • 41. 39 Für das Gespräch mit ihrer Großmut-ter lernt sie nun Vokabeln mithilfe von YouTube. Dort gibt es kostenlose Video- Tutorials. Bald, so hofft sie, wird sie genug Quechua können. In der Schule war die alte Sprache für Karina kein Thema. Boliviens indigene Völker, ihre Kultur und Sprachen wurden von den offiziellen Institutionen des Landes lange gering geachtet. Auch deshalb gaben viele Eltern ihre Muttersprache nicht mehr an die Kinder weiter und erzogen sie auf Spanisch. Seit mit Evo Morales aber ein Indio zum Präsidenten gewählt wurde, haben die alten Traditionen mehr Gewicht. Ihre Pflege ist ein erklärtes Ziel von Morales' Politik. Seine Regierung hat sich damit viel vorge-nommen: Neben Spanisch hat Bolivien 36 weitere offizielle Landessprachen. Die meisten werden von viel weniger Menschen gesprochen als Quechua und Aymara. Doch selbst diese beiden stuft die Unesco als gefährdet ein. Weltweit gibt es mehr als 6.500 gespro-chene Sprachen. Alle zehn Tage verschwin-det eine davon, mindestens die Hälfte wird voraussichtlich im 21. Jahrhundert aussterben. Bedroht sind vor allem die Sprachen von Minderheiten. Das ist auch in Bolivien so, trotz Evo Morales. Immerhin hat seine Regierung die alten Sprachen inzwischen zu Pflicht-schulfächern gemacht. Ginge Karina Valda noch zur Schule, würde sie heute vermut-lich dort Quechua lernen. Und vielleicht würde sie dabei die Software von Itati Tórrez nutzen. Itati Tórrez ist selbst noch Schülerin. Die 14-Jährige hat eine interaktive Lernsoft-ware mit dem Namen „Aymarat aruskipta-siñani“ entwickelt, „sprechen wir Aymara“ heißt das auf Deutsch. Ein interaktiver Tutor führt spielerisch durch vier Lernein-heiten, danach gibt es eine Evaluation – auf Aymara. Zwei Jahre hat Itati gebraucht, um die Software zu entwickeln. Am Anfang stand eine Schulaufgabe. Im IT-Unterricht sollte Itatis Klasse eine Lernsoftware bauen. Auf die Idee, daraus ein Aymara-Programm zu machen, kam die Schülerin durch ihre Mutter. Sie ist Sprachwissenschaftlerin und arbeitet in der Erwachsenenbildung. „Meine Mutter hat mir bei der Entwick-lung der Inhalte geholfen“, sagt Itati. Mittlerweile arbeitet sie an der zweiten, weiterführenden Folge ihres Programms, und sie hat ihre Software patentieren „Neben Spanisch hat Bolivien 36 weitere offizielle Landessprachen.“ Ein Lehrer und seine Lernsoftware. © Educ@tic.org
  • 42. 40 Jaqi aru: Eine von mehreren Initiativen, die für den Erhalt von Aymara arbeiten. lassen. Noch in diesem Jahr soll „Aymarat aruskiptasiñani“ an bolivianischen Grund-schulen im Aymara-Unterricht eingesetzt werden. Selbst nach Chile hat Itati ihre Entwicklung schon exportiert, dort soll das Programm im Unterricht für die Sprache der Mapuche, Mapudungún, eingesetzt werden. In Bolivien gibt es viele weitere Beispiele, die zeigen, wie moderne Technik hilft, die alten Sprachen zu bewahren. So hat die gemeinnützige Organisation Educ@tic bereits über 200 Computerspiele für den Unterricht auf Quechua, Aymara und wei-teren Sprachen entwickelt. “Die Blogger-Gemeinschaft Jaqi-Aru will die Aymara-Sprache im Cyberspace verbreiten.“ Die Blogger-Gemeinschaft Jaqi-Aru („Die Stimme des Volkes“) will die Aymara- Sprache im Cyberspace verbreiten. Jaqi-Aru hat sich Global Voices.org ange-schlossen, einer weltweiten Blogger- Bewegung, die Menschen abseits der Mainstream-Medien eine Stimme gibt. Weltweit genutzt werden kann auch Atamiri („Kommunikator“), ein vom
  • 43. 41 bolivianischen Mathematiker Ivan Guzman de Rojas entwickeltes Programm zur Simultanübersetzung in zwölf Sprachen. Atamiri ist auf den Algorithmen und der Syntax von Aymara aufgebaut und stellt Onlineübersetzer wie Google Trans-lator in den Schatten. Die dazu gehörende Chatsoftware „Qopuchawi“ kann kostenlos im Internet heruntergeladen werden. Sie ermöglicht es zum Beispiel einem Fran-zosen, in seiner Muttersprache mit einem Brasilianer zu kommunizieren und dessen Antworten simultan übersetzt zu erhalten. Auch Quechua, die Sprache von Karina Valdas Großmutter, wurde digital wieder-belebt. Selbst die Multis Google und Micro-soft spielen in der Renaissance eine Rolle: Google startete eine Suchmaschine in Quechua, Microsoft brachte eine Version von Windows und Office in Quechua heraus. Durch die Verschriftlichung und den digi-talen Austausch werden die alten Sprachen standardisiert. Das helfe, sie zu erhalten, sagen Fachleute. Im Web präsente Sprachen seien für die jeweiligen Sprecher ein wichtiger Zugang zur Welt, erklärt Nikolaus Himmelmann, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für bedrohte Sprachen – und eine Manifestation der eigenen Identität. Die ganz modern aufge-wachsene Karina Valda würde das vermut-lich genauso sehen.
  • 44. 42 Kolumbien ist in Aufbruchsstimmung. In der zwar noch jungen, aber sehr dynamischen digitial-sozialen Start-up-Szene sprießen Inkubatoren wie Unkraut aus den Hubs und Coworking-Spaces. Die Regierung hat das Potenzial der digitalen Technologien erkannt und fördert den Ausbau digitaler Infrastruk-turen, etwa im „Silicon-artigen“ Arepa Valley. Die staatliche Initiative Apps.co unterstützt die Entwicklung von Smartphone-Applikationen. Im vergangenen Jahr wurden auch erstmals die Apps mit der größten sozialen Wirkung ausgezeichnet. Verschiedene Akteure aus dem Social-Business-Sektor buhlen um die CSR-Gelder großer Unternehmen, denn es gibt kaum Risikokapital für die Startfinanzierung. Bisher gibt es noch keinen Export-schlager unter den digital-sozialen Innovationen, da die meisten Lösungen einen lokalen Ansatz verfolgen und eher langsam skalieren. Entdeckungsreisende: Mareike Müller | mareikemueller@outlook.com 896 App-Entwicklungen hat die staatliche Initiative Apps.Co schon unterstüzt 51,7% nutzen das INTERNET Nr.68 auf dem Global innovation index Nr.98 auf dem Human Development index 104,1 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner „Im März 2013 wählte das Urban Land Institute Welt 2013, Medellín zur innovativsten Stadt der noch techno-logischen vor New York und Tel Aviv. Wir sind zwar nicht auf dem gleichen Niveau, was die Innovationen betrifft, aber was die sozialen Innovationen betrifft, schon“. Rocío Arango Goraldo, Ruta N
  • 45. 43 Bogotá hat das bogohack, ein Innovationslabor, das auf freies Wissen setzt. Medellín ist schon weiter: Von der Drogenhochburg zur Innovationsmetropole – wie ging das bitte schön? bit.ly/hochburg Conexión Colombia ist das kolumbia-nische Pendant zu betterplace.org. Die Online-Spendenplattform wurde 2003 ge-gründet und hat in den letzten zehn Jahren über 26 Millionen US-Dollar gesammelt und an soziale Projekte in Kolumbien weiter-geleitet. Die Projekte auf der Plattform sind kleine lokale Initiati-ven, die im Vorfeld Insgesamt haben schon mehr als 360.000 Menschen in Kolumbien von den Spenden der Plattform profitiert. auf ihre Wirkung und Qualität geprüft wurden. Insgesamt haben schon mehr als 360.000 Menschen in Kolumbien von den Spenden der Plattform profitiert. Ursprünglich sollte Conexión Colombia Spenden aus der kolumbianischen Diaspora für Projekte in der Heimat mobilisieren. Mittlerwei-le kommen die meisten Geld-, Sach- und Zeitspenden aus Kolumbien selbst, gefolgt von Mexiko, den USA, Spanien, Frank-reich und Großbritannien. Die Plattform leitet 100 Prozent der Spenden weiter. Die Spender können Conex-ión Colombia zwar mit einer Mitspende unter-stützen. Die Plattform finanziert sich aber hauptsächlich durch Kooperationen mit ver-schiedenen Unterneh-men, darunter DHL Express, CredibanCo und PWC. Conexión Colombia legt Wert auf Transparenz und veröffentlicht alle Zahlen, Wirkungsanalysen und Projekt-berichte. conexioncolombia.com/ Beispiel: Conexión Colombia
  • 46. 44 Der Transformationsprozess in Costa Rica hin zur digitalen Gesellschaft läuft mit hohem Tempo. Dank eines guten Bildungssystems, der Nähe zur USA und einer guten Internet- und Handyabdeckung hat sich eine kleine Start-up-Szene herausgebildet. Davon abseits steht die digital-soziale Szene. Digital-sozial ist ein Nischenthema, dazu ein sehr junges und ein rein urbanes. Entsprechende Innovationen kommen aus einer kleinen Social-Entrepre-neurship- Gruppe, meist aus Uni-Inkubatoren. Einige Unternehmen mischen auch mit, etwa aus der einheimischen IKT- oder Agenturszene. Die Regierung hat schon Hackathons veranstaltet, zum Beispiel gegen das Rauchen. NGOs nutzen das Internet ganz selbstver-ständlich, sind aber selten Treiber der Dynamik in Costa Rica, dem innovativsten und stabilsten Land Zentralamerikas. Entdeckungsreisender: Moritz Eckert | me@betterplace.org Nr.57 auf dem Global innovation index 332% wachstum im mobilen Internet-Traffic 2012-2013 „Es gibt keine Vorbilder in Sachen Social Entrepreneurship – wir müssen immer in die USA gucken.“ Federico Halsband, Entrepreneur Nr.68 auf dem Human Development index 146 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner 46% nutzen das INTERNET
  • 47. 45 Bitte gar nicht erst anfangen: Eine App inklusive Mundstück, um als Raucher zu wissen, welche Schadstoffe man einatmet. Weiteres, zum Beispiel aus dem Online-Wahlkampf, unter: bit.ly/onlinewahlkampf „Upe! Be a traveller – not a tourist“, lautet das Motto der Plattform UPEPlaces aus Costa Rica. Die Website bringt aben-teuerlustige Reisende mit kleinen lokalen Communities zusammen. Dort wohnen und leben sie direkt mit den Einhei-mischen. Die Idee „Eines Abends irgendwo auf dem Land sah ich nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder schläfst du jetzt auf der Straße oder du klingelst an einer Haustür.“ dazu kam Gründer Omar Castillo bei einer Reise nach Peru: „Eines Abends irgendwo auf dem Land sah ich nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder schläfst du jetzt auf der Straße oder du klingelst an einer Haustür.“ Er entschied sich für Letzteres. Und die darauffolgenden Tage wurden so zu den intensivsten Reiseerlebnissen seines Lebens. Im Unterschied zur großen Konkurrenz wie Airbnb & Co sieht sich UPEPlaces nicht als „Wohnungs-Vermittler“, sondern als „Experience-Vermittler“. 2013 nutzten die ersten 500 Reisenden den Service. Wenn alles gut geht, bietet UPEPlaces sowohl den meist von jeglichem Tourismus abgeschiedenen Communities eine Perspektive als auch einer immer stär-ker wachsenden Reise-Zielgruppe, auf der Suche nach Individualität und Authentizität. UPEPlaces versteht sich als Social Business: Die Be-treiber behalten 20 Prozent der Umsätze, vor allem, um die eigene Verbreitung zu erhöhen. 80 Prozent gehen an die Familien in den Communities. Und was hat es mit dem merkwürdigen Namen auf sich? „Upe“ ist ein gängiger Willkommensruf in Costa Rica. upeplaces.com/home Beispiel: UPEPlaces
  • 48. 46 Digital-sozial sind die USA weltweit führend. In keinem anderen Land gibt es so viele NGO-Websites, Digitalkampagnen und funk-tionierende Plattformen, auf denen man spenden, crowdfunden, Petitionen starten oder Non-Profit-Daten einsehen kann. Die Kombination aus einem starken NGO-Sektor, einem reifen IT-Markt, Transparenzpflichten und einer großen Bevölkerung, die digitale Angebote schnell aufgreift, hat in den letzten 20 Jahren zu einer vielfältigen digital-sozialen Innovationslandschaft geführt. Diese wird unterfüttert von Stiftungen, Unter-nehmen und Impact-Investoren, die jährlich Hunderte Millionen US-Dollar in die tech-nologische Infrastruktur der Zivilgesellschaft investieren. Allerdings sind digital-soziale Innovationen in den USA vergleichsweise stark fragmentiert und vielen mangelt es an einem nachhaltigen Geschäftsmodell. Entdeckungsreisende: Joana Breidenbach | jb@betterplace.org Nr.6 auf dem Global innovation index 23% jährliches wachstum von “Civic-Tech“ Organisationen 2008-2012 Nr.5 auf dem Human Development index 84% nutzen das INTERNET 95.5 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner „Es gibt keine bessere Zeit als jetzt, um sich auf die digital-soziale Gesellschaft vorzubereiten.“ Lucy Bernholz, Leiterin Digital Civil Society Lab, Stanford University
  • 49. 47 Weniger als die Welt verändern zählt nicht: Die Declaration of Innovation im Inkubator 1776 in Washington D.C. Mehr aus San Francisco, der digital-sozialen Hochburg, gibt's hier: bit.ly/joanausa Die Feedback Labs sind ein Zusammen-schluss verschiedener Organisationen, die das Direkt-Feedback-Konzept für NGOs und Regierungen in Form von Feed-back Loops nutzen. Obwohl international ausgerichtet, geht die treibende Kraft im Augen-blick noch von den USA aus. Das Prinzip der Feedback Loops funk-tioniert nach dem Many-to- many bzw. dem Die Regierung hat ein genaues Bild von den Bedürfnissen und Wünschen ihrer Bürger Crowdsourcing-Prinzip. Ziel ist es, mithilfe der Meinungsäußerung von Bürgern philanthropische und staatli-che Fördermittel sinnvoll einzusetzen. Die Feedback Labs setzen den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Entwicklungszusam-menarbeit. Die erst 2013 gegründeten Feedback Labs arbeiten zurzeit an einem Pilotprojekt in Daressalam in Tansania: Das Finanzministerium und die NGO Devel-opment Gateway haben eine Aid Manage-ment Platform erstellt, über die Finanz-kennzahlen von über 50 Organisationen der Entwicklungs-hilfe, die vor Ort aktiv sind, erfasst werden. Diese Informationen nutzt die tansanische Regierung als Entscheid-ungsgrundlagen für staat-liche Fördermittel. So hat die Regierung ein genaueres Bild von den Bedürfnissen und Wünschen ihrer Bürger und kann besser mit den Entwick-lungshilfeorganisationen zusammenarbei-ten, um den Menschen die Unterstützung zu geben, die sie tatsächlich benötigen. feedbacklabs.org Beispiel: Feedback Labs
  • 50. 48 In Deutschland läuft die digitale Infrastruktur der Zivilgesellschaft schleppend an. Dennoch haben bereits einige große NGOs substanziell in ihren Internetauftritt investiert. Für viele kleine und mittlere NGOs geht es dagegen erst einmal darum, eine Online-Präsenz aufzubauen und zu verstehen, wie sie soziale Netzwerke einsetzen. Auch etablierte Akteure, zum Beispiel Ministerien und Stiftungen, sehen die Digitalisierung eher als Risiko denn als Chance. Das gesellschaftliche Misstrauen gegen IT-Giganten wie Facebook und Google ist kaum irgendwo größer. Finanzielle Investitionen in digital-soziale Innovationen bleiben weitgehend aus, vor allem im Vergleich zu ähnlich starken Wirtschaftsnationen wie den USA. So entsteht eine Kluft zwischen staatlichen und philanthropischen Institutionen auf der einen und einer jungen, sozial motivierten Schicht von Digital Natives auf der anderen Seite, die zwar bereits eine Handvoll innovativer Plattformen im Bereich Online Fund-raising, Crowdfunding und politische Transparenz zur Marktreife gebracht haben, aber deutlich mehr Unterstützung bräuchten. Nr.13 auf dem Global innovation index 119 mobilfunk- Verträge pro 100 einwohner 28 Crowdfunding- Plattformen gibt es mittlerweile in Deutschland 84% nutzen das INTERNET „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Angela Merkel, Bundeskanzlerin Nr.6 auf dem Human Development index
  • 51. 49 Auch in Deutschland gibt es immer mehr Hackathons, wie beispielsweise den SAP InnoJam, um in kurzer Zeit Lösungen für soziale Probleme zu entwickeln. Rollstuhlfahrer checken mit wheelmap.org schnell und einfach, ob Cafés, Geschäfte und andere Lokalitäten barrierefrei sind. Jeder kann am Rechner oder per Handy auf der Karte eintragen, ob es Stufen, eine Rampe oder zu schmale Türen gibt. Die Beteili-gung ist groß und zeigt, wie hilfreich das Tool für viele Menschen ist. Allein in Deutschland gibt es ungefähr 1,5 Millionen Rollstuhl-fahrer. Die Infos sind in Die Infos sind in 21 Sprachen verfügbar und bereits 450.000 Orte weltweit wurden gekennzeichnet 21 Sprachen verfügbar und bereits 450.000 Orte weltweit wurden gekennzeichnet – von Apotheken über Behörden bis hin zu Restaurants. Das Ampelsystem ist leicht verständlich: Rot markierte Orte sind nicht rollstuhlgerecht; Orange bedeutet, dass nicht alle Räume zugänglich sind, und Grün steht für einen vollständig rollstuhl-gerechten Ort. Graue Markierungen zeigen, welche Locations noch nicht zu-geordnet wurden. Wie auch in anderen Reise- und Location- Apps kann der User nach Kategorien filtern und sich so z. B. vor einem Cafébesuch informieren. Auf diese Weise fördert wheelmap.org Bewe-gungsfreiheit und In-klusion. Wheelmap. org ist ein Projekt der Sozialhelden, einer engagierten Gruppe, die auf soziale Probleme aufmerksam macht und an deren Lösungen arbeitet. wheelmap.org Beispiel: wheelmap.org
  • 52. 50 Verstärker und Hürden digital-sozialer Innovationen im Überblick* Germany:  IT-Ausbildung  aktive Zivilgesellschaft  fehlende Investoren  passive Regierung Israel:  digital-affine Bevölkerung  Unternehmerkultur  IT-Personal: in Konzernen statt Sozialem  kleiner Markt Senegal:  bestehende Hilfsstrukturen  Verbreitung von Handys  nachhaltige Finanzierung  keine Vorbilder Ghana:  digital-soziale Community  Verbreitung von Handys  schlechte Infrastruktur  passive Regierung USA:  ausgeprägte Digitalisierung anderer Lebensbereiche  großer Binnenmarkt  Zugang zu Finanzierung  Fragmentierung des Marktes Costa Rica:  gut ausgebildete Wieder-kehrer (v.a. aus USA)  digital aktive Regierung  keine Vorbilder  kein Entrepreneur-Mindset Colombia:  digital aktive Regierung  Verbreitung von Handys  Unternehmerkultur  fehlende Investoren Bolivia:  Entwicklungshilfe-Gelder  Verbreitung von Handys  Technik-Skepsis  fehlende IT-Kenntnisse Brazil:  digital-affine Bevölkerung  aktive Zivilgesellschaft  NGO-Skepsis  IT-Personal: in Konzernen statt Sozialem
  • 53. 51 * Unter „digital-soziale Innovationen“ verstehen wir alle Entwicklungen, bei denen Menschen und Institutionen unabhängig von ihrer Rechts- und Finanzierungsform digitale Technologien einsetzen, um das öffentliche Wohl zu verbessern; um dafür zu sorgen, dass so viele Menschen wie möglich die Art von Leben führen können, die sie als gut und richtig empfinden. India:  bestehende Hilfsstrukturen  Unternehmerkultur  digital aktive Regierung  NGO-Skepsis Indonesia:  digital-affine Bevölkerung  aktive Zivil-gesellschaft  Handy-Sättigung  passive Regierung China:  Finanzierung durch CSR-Initiativen  digital-affine Bevölkerung  aufstrebende Mittelklasse  repressive Regierung Tanzania:  bestehende Hilfsstrukturen  digital aktive Regierung  fehlende IT-Kenntnisse  keine Vorbilder Kenya:  Verbreitung von mobilen Bezahl-systemen (MPesa)  Unternehmerkultur  gut ausgebildete Wiederkehrer  nachhaltige Finanzierung Rwanda:  digital aktive Regierung  auf digital-sozial spezialisierte IT-Agenturen  bestehende Hilfsstrukturen  nachhaltige Finanzierung
  • 54. 52 Äpfel, Birnen und die Krux mit dem Ländervergleich Was ist der Unterschied zwischen China und Bolivien? Nein, das ist keine Scherzfrage. Das ist eine der vielen Fragen, die wir uns bezüglich digital-sozialer Innovationen stellen, seit wir vom lab around the world zurückgekommen sind. Denn wir wollen das Rätsel der digital-sozialen Zivilgesellschaft lösen. Wie lautet die Weltformel des Guten? Weil Bolivien kulturell, ökonomisch, politisch und historisch ganz anders ist als China, scheint ein Vergleich deren Verstärker und Hürden für digital-soziale Innovationen sowie der aktuell vor-herrschenden Dynamiken unsinnig. Doch auch wenn Induktion mühselig ist, weil aus Tausenden von Einzelfakten allgemeingül-tige Theorien gebildet werden müssen, so wagen wir einen Versuch. Was also haben indonesische Väter, die sich auf Twitter für das Stillen von Babys ein-setzen, mit einem SMS-Service für Farmer in Ghana gemeinsam? Nun, zumindest verbessern beide die Welt mit digitalen Hilfsmitteln. Erhöht man die Auflösung, werden Kategorien wie Finanzierung, Or-ganisationsform oder Zielgruppe erkenn-bar. Und es wird klar: Die Angelegenheit ist komplex, qualitativ und bewegt sich auch noch auf der Zeitachse. Auf Wiedersehen, liebe Weltformel des Guten. Hallo, Mind-map aus Faktoren und Zusammenhängen. Also lassen wir uns von der Vielfalt unse-rer Erkenntnisse aus den einzelnen Län-dern nicht abschrecken und bleiben erst einmal deskriptiv. Zunächst einmal ist klar: Äpfel und Birnen gehören beide zur Familie der Rosengewächse. In unserem Fall: Digital-soziale Innovationen sind ein weltweites Phänomen – aber die Manifes-tationen sind divers. In einigen Ländern treten sie eher als lose Netzwerke der ak-tiven Zivilgesellschaft in Erscheinung, die allgemein verbreitete digitale Technologien nutzen (Brasilien, Indonesien, teilweise China). In anderen Ländern entwickeln die Menschen eigene technische Innovationen – also Apps, Plattformen, Tools –, etwa in Indien oder Kenia. Das Volk ist begeistert, doch die Regierung schläft Eine weitere Gemeinsamkeit aller Länder: Sie haben eine Regierung. Und etwa die Hälfte der von uns besuchten Länder hat auch eine digitale Policy, fördert also die Digitalisierung der Zivilgesellschaft mit entsprechenden Programmen und Infra-struktur. Diese gehören, mit Ausnahme von Ghana und Tansania, auch tendenziell zu den dynamischeren Ländern.
  • 55. 53 In vielen Ländern, besonders in den dyna-mischeren wie Indien, Brasilien oder Kenia, sind die Menschen von den digitalen Tech-nologien und Kommunikationsmöglich-keiten begeistert. Die Handy-Sättigung ist erreicht und Smartphones werden für im-mer mehr Menschen erschwinglicher. Apps und digitale Kommunikation in sozialen Medien und mit Messengern eignen sich wunderbar, um etwa Stadt-Land-Entfer-nungen zu überbrücken. So werden auch indirekt soziale Ziele erreicht, etwa wenn Menschen aus der Stadt per SMS-Bezahl-dienst MPesa Geld an die Verwandten im Heimatdorf schicken. Entstehen Silos statt digital-soziale Netzwerke? Ebenfalls interessant: In fast allen von uns besuchten Ländern entstehen digital-so-ziale Innovationen kaum in den klassischen NGOs, also Hilfsorganisationen, Wohl-fahrtsverbänden oder Stiftungen. Es sind eher kleine Netzwerke von Aktivisten, Wis-senschaftlern, IT-Experten oder (jungen) Unternehmern, die Ideen anstoßen und umsetzen. In vielen Ländern könnten so Parallelstrukturen zwischen klassischer Regierungs- und NGO-Arbeit auf der einen Seite und unternehmerischer und digi-taler Arbeit auf der anderen Seite entste-hen, so unser erster Eindruck. Es mangelt an Austausch und Kollaboration zwischen den verschiedenen Akteuren. Eine erfreu-liche Ausnahme ist Indien, wo einige NGOs Partnerschaften mit Innovatoren und digi-tal- sozialen Dienstleistern eingehen, um ihre Arbeit zu verbessern. Auch in anderen Ländern wird zunehmend versucht, diesen Graben mit digital-sozialen Hubs, Inkuba-toren oder Wettbewerben zu überbrücken. Das lab around the world 2014 war erst der Anfang einer langen Reise. Nicht nur gibt es noch viel mehr digital-soziale Gesellschaften zu entdecken und zu er-forschen. Auch wollen wir das Wesen der verschiedenen Zivilgesellschaften besser verstehen, wollen verstehen, wie der op-timale Nährboden der Innovationen fürs Gemeinwohl zusammengesetzt ist. Liebe Weltformel des Guten, bist du noch da?! Wie schnell sich die Länder entwickeln: Unsere Rangliste der digital-sozialen Dynamik 1. India 2. USA 3. Brazil 4. Kenya 5. Rwanda 6. Colombia 7. Indonesia 8. Israel 9. China 10. Costa Rica 11. Germany 12. Ghana 13. Tanzania 14. Senegal 15. Bolivia
  • 56. 54 Die Entdeckungsreisenden Anja Adler Anja verfolgt fürs betterplace lab Onlinetrends im Stiftungswesen. Nach einer Station bei der Robert Bosch Stiftung war sie zwei Jahre als Kommunikations-managerin Sarah Strozynski studierte Politikwissenschaft. Sie ist 26 Jahre alt und arbeitet für betterplace.org in der Konzeption: Dort entwickelt sie die Online Fundraising Tools für soziale Organisationen. Joana Breidenbach Promovierte Kulturanthro-pologin und Autorin zahl-reicher Bücher zu den kulturellen Folgen der Globalisierung, Migra-tion und Tourismus. Etwa: Tanz der Kulturen (Rowohlt 2000), Maxi-kulti (Campus 2008) und Seeing Culture Every-where (Washington Press 2009). Joana Breidenbach ist Mitgründerin von bet-terplace. org und leitet das betterplace lab. Ben Mason Ben Mason ist so etwas wie der verlorene Sohn des betterplace lab. Nach einem Praktikum im Jahr 2011 kehrte Ben in seine Heimat zurück, um sein Studium in Philosophie und Ger-manistik in Oxford ab-zuschließen. Seit Oktober 2013 ist Ben als Captain of International Projects wieder da. bei der Stiftung Mercator tätig und arbeitet momentan als selbstständige Kommu-nikations- und Social-Media-Beraterin. Zusätzlich promoviert sie zur politischen Rolle digitaler Kommunikation. Mareike Müller Mareike studierte „Kommu-nikation, sozialer Wandel und Entwicklung“ sowie „Entwicklungsökonomie“ in Madrid. In diesem Kontext forschte sie zu Online Kommunikation von NGOs und ICT4D. Zuvor hat Mareike mit der GIZ und der FES zusam-mengearbeitet und sich in sozialen Projekten in Bolivien und Südafrika engagiert. Kathleen Ziemann Kathleen Ziemann ist Kultur-wissenschaftlerin und hat unter dem Titel Platt 2.0 ihre Masterarbeit über Minderheiten-sprachen auf Facebook geschrieben. Bisher hat Kathleen als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit bei Ärzte ohne Grenzen und im Landtag Brandenburg gear-beitet. Seit September 2012 ist die 30-Jährige als Trendreporterin im betterplace lab. Sarah Strozynski
  • 57. 55 Dennis Buchmann ist Dip-lom- Biologe, Master of Public Policy und Ab-solvent der Deutschen Journalistenschule. Er hat das Magazin „Humanglobaler Zufall“ erfunden und als Chef-redakteur geleitet. Im betterplace lab ist Dennis seit fünf Jahren Kreativredak-teur und arbeitet bei uns redaktionell sowie kon-zeptionell. Seit 2011 gibt er mit MeinekleineFarm.org außerdem Fleisch ein Gesicht. Pál Nyíri ist Professor für globale Geschichte aus der anthropologischen Per-spektive an der Vrije Universität Amsterdam. Seine letzten Bücher hießen „Seeing Culture Everywhere ... From Genocide to Consumer Habits“ (2009) und „Mobility and Cultural Authority in Contemporary China“ (2010, beide University of Washington Press). Er bloggt über Chinas Export seiner Entwicklungshilfe und schreibt momentan ein Buch darüber, wie Journalisten chine-sischer Medien aus anderen Ländern berichten. Machte seinen Zivildienst beim Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes, danach erfolg-reich Studium der Soziologie, Neueren / Neuesten Geschichte und Afrika-nistik Jung von Matt in Hamburg, Mitgründer und Vorstand von betterplace.org, dabei verantwortlich für Stra-tegie, Marketing/PR und IT, Gründer der Fußball-kommentatorenseite marcel-ist-reif.de, jetzt im betterplace lab. Medje Prahm ist Mistress of Arts in Philosophy & Eco-nomics und hat sich auf Social Impact Measure-ment und Organisa-tionslernen in kleinen abgebrochenes in Berlin, Texter bei NGOs spezialisiert. Vor ihrer Zeit im lab hat sie beim Thinktank „stiftung neue verantwortung“ und der BMW Stiftung gearbeitet. Medje hält als Innen-ministerin des betterplace lab die verzweigte Netzwerkorganisation zusammen und unterstützt neben ihrer Forschungsarbeit Joana bei der Leitung. Dennis Buchmann Pál Nyíri Moritz Eckert Medje Prahm
  • 58. 56 Impressum betterplace lab around the world Broschüre Herausgeber: betterplace lab gut.org gemeinnützige AG Schlesische Straße 26 10997 Berlin betterplace-lab.org/projekte/ lab-around-the-world Autoren: Anja Adler, Joana Breidenbach, Dennis Buchmann, Moritz Eckert, Ben Mason, Mareike Müller, Pál Nyíri, Medje Prahm, Sarah Strozynski, Kathleen Ziemann Redaktion: Dennis Buchmann, Moritz Eckert Quellen: Human Development Index 2014 (HDI): hdr.undp.org The Global Innovation Index 2014: globalinnovationindex.org International Telecommunication Union 2013 (Mobilfunkverträge und Internetnutzung): itu.int Die fünfte Zahl je Land haben wir vor Ort recherchiert. Korrektur: Axel Fischer Art-Direktion, Layout und Illustration: Rico Reinhold Druck: Ruksal, Berlin
  • 59.
  • 60. Ghana Seite 30 Senegal Seite 32 Brasilien Seite 34 Bolivien Seite 36 Costa Rica Seite 44 USA Seite 46 Kolumbien Seite 42